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Auf Villiger wartet eine Herkulesaufgabe

Ex-press

Die Presse lobt die Wahl von alt Bundesrat Kaspar Villiger zum UBS-VR-Präsidenten, ohne auf Skepsis zu verzichten: Vom Senioren-Team Villiger-Grübel ist die Rede und der freisinnigen Verfilzung - trotz persönlich hoher Reputation.

«Offenbar musste der frühere Bundesrat buchstäblich bekniet werden, bis er einwilligte – für diese Herkulesaufgabe hatte sich denn auch niemand anderes gefunden», schreibt der Tages-Anzeiger.

Mit der Herkules-Aufgabe gemeint ist wohl das konsequente Ausmisten des so genannten Augias-Stalles rund um Bankgeheimnis und UBS.

«Fast rührend» mute in dieser Welt von dekadenter Gier und Masslosigkeit an, wie der «Ex-Bundesrat auf eine altmodische Art republikanische Leistungsbereitschaft ausstrahlt».

Als bürgerlicher Akteur sei Villiger auch die richtige Person, um dem konservativen Teil der Schweizer Bevölkerung die «Weiterentwicklung», sprich Aufweichung des Bankgeheimnisses näherzubringen.

Als Schwachpunkt bei Villiger ortet der Tages-Anzeiger dessen «jahrelange Arbeit im Verwaltungsrat des in grössten Schwierigkeiten steckenden Rückversicherers Swiss Re». Falls seine VR-Kollegen dort die katastrophale Leistungsbilanz nicht bald verbesserten, «droht Villiger ein Reputationsschaden».

«Sehr gute strategische Wahl für die Schweiz»…

…meint die Aargauer Zeitung, und sieht gleichzeitig das Positive und das Negative. Beim Negativen wird ebenfalls Villigers Engagement bei Swiss Re hervorgehoben. Und der Umstand, dass die UBS mit dem alt Bundesrat «kein Branchenwissen gewinnt».

Zum Positiven gehöre, dass Villiger «unbescholten ist, als Verteidiger des Bankgeheimnisses gilt und wegen der Holocaust-Gelder Erfahrungen mit den Amerikanern hat».

Strategisch gut sei die Wahl auf jeden Fall, denn «die US-Steuerbehörde klagt nicht gegen die Schweiz, sondern gegen die UBS» – die Schweizer Regierung könne sich somit in der Steueraffäre in den Hintergrund zurückziehen.

«Villiger machts billiger»…

…kommentiert der Blick und lobt den Ex-Magistraten, weil er sich für seinen neuen Job mit 850’000 Franken, also der Hälfte des Angebotenen, begnüge: «Das ist bis heute in der Skandal-Bank eine grosse Ausnahme.»

Villiger brauche es «nur für das, was Oswald Grübel nicht kann. Vor allem: den Rank zu den Politikern finden». Grübel würde im Bundeshaus ohnehin früher oder später «für einen Eklat sorgen, für Villiger ist es ein Heimspiel».

«UBS setzt auf Senioren»…

…titelt der Bund und karikiert auf der Frontseite die Rentner-Liga der UBS-Spitze. «Zwei AHV-Rentner (…) übernehmen das Himmelfahrts-Kommando an der Spitze der kriselnden UBS.»

Offenbar habe der UBS-VR keine jüngeren Leute gefunden, die «willig gewesen wären, eine Stelle mit Retter- und Totengräberpotenzial zu übernehmen». Verwiesen wird dabei auf das Schicksal des letzten Swissair-Chefs Mario Corti, der «in der Hölle der Verdammten und im Gerichtssaal endete».

Doch schiebt der Bund solche Bedenken schnell wieder zur Seite: «Der 68-Jährige steht für politisches Gespür und internationale Kontakte.» Gerade im Umgang mit den USA seien diese Eigenschaften gefragt.

Der Bund vermutet auch, dass Oskar Grübel «lieber einen Villiger im VR-Präsidentensessel sieht als einen Bankmanager (…) à la Josef Ackermann» – wo die Konfliktgefahren «vermutlich einiges grösser» gewesen wären.

«Der Anti-Ospel»

Als «Anti-Ospel» bezeichnet die Westschweizer Tageszeitung Le Temps den neuen UBS-VR-Präsidenten. Schon vor einem Jahr habe die UBS von einem starken VR-Präsidenten geträumt, doch habe der «gewitzte Basler» (Marcel Ospel) seinen Leutnant Peter Kurer auf diesen Sessel gehievt, um sich selbst Immunität zu verschaffen.

Kurers Abgang – just zum Zeitpunkt der Basler Fasnacht – symbolisiere den Bruch der UBS mit diesem «Ancien Regime». Heute sei die VR-Präsidentschafts-Funktion «politisiert», da die Bank vom Bund, sprich von der Politik abhänge.

Deshalb wurde «jener aus dem Hut gezogen, von dem man hofft, er sei ein ideales Bindeglied zwischen Bahnhofstrasse, Bundeshaus und Washington».

Als Finanzminister habe er bei der Fusion des Bankvereins mit der neuen UBS mitgemacht, ebenso beim Geldwäscherei-Gesetz, aber auch bei den Holocaust-Forderungen, dem Swissair-Grounding und dem Zinsbesteuerungs-Abkommen mit Brüssel.

Besonders das Swissair-Grounding und die «Verfilzung» mit Zürichs Freisinn würden bei Villiger als Nachgeschmack wirken.

swissinfo, Alexander Künzle

Kaspar Villiger wurde am 5. Februar 1941 als Sohn einer Fabrikantenfamilie geboren, die Zigarren und Fahrräder produzierte.

1989 wurde er in den Bundesrat gewählt. Gleichzeitig stieg er aus dem zusammen mit seinem Bruder Heinrich Villiger geführten Familienunternehmen, der Villiger Söhne, aus.

Villiger stand von 1989–1995 dem Eidg. Militärdepartement und von 1996–2003 dem Eidg. Finanzdepartement vor.

Er war Bundespräsident in den Jahren 1995 und 2002 und Vizepräsident in den Jahren 1994 und 2001.

Der frühere Freisinnige Politiker hat Firmenmandate bei Nestle, Swiss Re, Swiss Life und der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).

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