Aus Holz wird Erdgas
Das Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen, Aargau, hat ein neues Verfahren für die Umwandlung von Holz in synthetisches Erdgas entwickelt.
Das gewonnene Gas verbrennt ohne Feinstaub-Emissionen. In einem Testbetrieb in Österreich soll das Verfahren «industrietauglich» gemacht werden.
Bei dem neuen Verfahren wird das Holz in synthetisches Erdgas umgewandelt. Es könnte die Feinstaubemissionen aus Holzheizungen massiv reduzieren helfen.
In diesem Stil sei das Verfahren neu, sagt Projektleiter Samuel Stucki gegenüber swissinfo. Es sei vor 20 bis 25 Jahren für Kohle entwickelt und jetzt angepasst worden.
«Im Prinzip wird technisch beschleunigt, was erdgeschichtlich passiert», erklärt Stucki vom PSI. «Aus Biomasse wird Erdgas.»
Mit dem neuartigen Verfahren wird das Holz vergast und dann katalytisch in synthetisches Erdgas (SNG) umgewandelt.
Teuer und sauber
Industriell umgesetzt sei diese Technologie eine ökologisch und wirtschaftlich sinnvolle Alternative zur dezentralen Holzfeuerung.
Das Paul Scherrer Institut hat unlängst nachgewiesen, dass im Winter nicht nur der Strassenverkehr zu den schädlichen Konzentrationen von Kleinstpartikeln und Russ beiträgt, sondern auch die Holzfeuerungen nicht zu unterschätzen sind.
Wie alle erneuerbaren Energien ist auch synthetisches Erdgas nicht billig. «Erdgas via Pipeline aus Sibirien ist günstiger.» Ohne Anreize und Lenkungsmassnahmen hat SNG kaum eine Chance, sich auf dem Markt behaupten zu können.
Vielfältige Nutzung
Von dem in den Schweizer Wäldern nachwachsenden Holz könnten nach Angaben des PSI jährlich mindestens 2 Mio. Kubikmeter zusätzlich als Energieholz geerntet werden.
Wegen der begrenzten Menge müsse jedoch ein möglichst grosser energetischer Nutzen daraus gezogen werden. Mit der Holz-Methanierung sei dies möglich.
Synthetisches Erdgas könne ins Erdgasnetz eingespiesen werden und so für ein breites Spektrum von Anwendungen mit hohem Wirkungsgrad genutzt werden.
Eingesetzt werden könne SNG für Gasheizungen, als Treibstoff für Fahrzeuge oder in Gaskraftwerken zur Erzeugung von Strom und Wärme.
Testbetrieb in Österreich
Gemäss PSI ist die Finanzierung für die nächste entscheidende Etappe der Technologie-Entwicklung gesichert. Das Vorhaben sei seit
Anfang Mai Teil eines EU-Forschungsprojektes.
Unterstützt werde es zudem in den nächsten drei Jahren mit 4 Mio. Franken von der swisselectric research, der Forschungsorganisation der Stromverbund-Unternehmen.
Bereits im nächsten Jahr will das PSI die neue Technologie an einem bestehenden Holzvergaser im österreichischen Güssing in industriellem Massstab testen.
Eine erstes Grossgaskraftwerk in der Schweiz mit 10 bis 20 Megawatt Leistung könnte in der Schweiz bis 2010 gebaut werden.
swissinfo und Agenturen
30% der Stromproduktion entfallen auf Wasserkraftwerke mit Stauseen
25% stammt aus Flusskraftwerken
40% aus Kernkraftwerken
Knapp 25% des gesamten Energiebedarfs der Schweiz wird durch Strom gedeckt
Energieverbrauch nach Energieträgern (BFE, 2004):
Treibstoffe: 31,3%
Heizöl: 25,7%
Elektrizität: 23,1%
Gas: 12,1%
Erneuerbare Energie: 0.9%
Rest (Holz, Kohle etc.): 6,9%
Das Paul Scherrer Institut (PSI) ist ein multidisziplinäres Forschungsinstitut für Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Es arbeitet national und international eng mit Hochschulen, anderen Forschungs-Instituten, Fachhochschulen und der Industrie zusammen.
Mit seinen 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es das grösste nationale Forschungsinstitut – und das Einzige seiner Art in der Schweiz.
Seine Fachgebiete sind Festkörperforschung und Materialwissenschaften, Elementarteilchen- und Astrophysik, Biologie und Medizin, Energie- und Umweltforschung.
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