Autos bleiben vorerst teuer in Schweiz
Seit dem letzten Herbst ist der Autohandel in der Schweiz liberalisiert. Da und dort wird es zu Verbilligungen kommen - vielleicht.
Einen spürbaren Preisrutsch dürfen Autokäufer in der Schweiz vorerst aber kaum erwarten.
In der Verordnung vom 1. November 2002 verpflichtet die Wettbewerbskommisssion (Weko) die Autohändler bzw. Importeure, Parallelimporte aus dem EWR-Raum nicht mehr zu behindern. Sie räumt dem Autogewerbe jedoch eine Übergangsfrist bis Anfang 2005 ein.
Mit der Verordnung will die Weko verhindern, dass Fahrzeuge des gleichen Typs wegen Absprachen zwischen Produzenten und Importeuren in der Schweiz teurer verkauft werden als in anderen europäischen Ländern.
Anlehnung an EU
Die Weko lehnt sich bei ihrer Neuregelung des Autohandels (Verkauf von Neuwagen, Handel mit Ersatzteilen sowie der Service- und Reparaturarbeiten) weitgehend an die sogenannte Gruppenfreistellungs-Verordnung (GVO) der EU an.
Neben dem Verbot, Parallelimporte mittels Absprachen zu verhindern, verpflichtet die Weko die Automobilindustrie zudem, den Mehrmarkenvertrieb zuzulassen. So dürfen die Händler fortan mehrere Marken in den gleichen Verkaufsräumen anbieten. Das war zwar früher schon möglich, jedoch unter erschwerten Umständen.
Neue Verkaufskanäle
Neu ist es der Branche freigestellt, den Verkauf und den Kundendienst zu trennen. Damit sind Autoverkäufer nicht mehr länger verpflichtet, Serviceleistungen nach dem Verkauf selber anzubieten. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten im Aktivverkauf, wie zum Beispiel über Internet oder über Einkaufszentren.
In der Schweiz haben die grossen Warenhausketten wie Migros und Coop bereits abgewunken. Für sie gehört der Autohandel erstens nicht zum Kerngeschäft, zweitens müssten sie eine kostspielige Infrastruktur aufziehen und drittens stellt sich für sie auch die Frage der Flächenrentabilität.
Eine Ausnahme bildet das Berner Warenhaus Loeb, das seit 1998 über eine Tochtergesellschaft den Winzling Smart anbietet.
Konsolidierung kommt
Nach Ansicht von Olivier Métraux, Chef der Waadtländer Métraux Services, des grössten Ersatzteillieferanten und Dienstleisters für Garagen, steuert die Schweiz auf einen Automarkt zu, in dem die Unterschiede zwischen Verkauf und Reparatur immer grösser werden. Laut Métraux fördern die neuen Regeln grosse Zentren mit vielen Marken, die eine grosse Auswahl bieten.
Die Konsolidierung des Marktes werde zu weniger Verkaufsstellen führen, die im Gegenzug aber mehr Fläche haben werden. Dies heisse aber nicht, dass die Garagen in der Nachbarschaft verschwänden, sagt der Métraux-Chef. Im Gegenteil: Der Kunde wolle weiterhin schnelle Reparaturen in der Nähe seines Wohnortes.
Zweifel in der Autobranche
Yves Golaz von der Genfer Sektion des Autogewerbe-Verbandes der Schweiz (AGVS) stellt sich die Frage, ob es für den Kunden tatsächlich ein Vorteil ist, von irgend welchem Anbieter ein Auto zu kaufen, ohne einen gesicherten Service nach dem Kauf zu haben.
Der kleine Gewinn, der bei einem Kauf in einem grossen Autocenter herausschaue, könnte von höheren Kosten in der Zukunft aufgefressen werden.
Einen Vorteil für Autokäufer dürfte jedoch die Weko-Bestimmung bringen, dass den Garagisten ein unbehinderter Zugang zu technischen Informationen sowie durch Direktimport ein erleichterter Einkauf und Handel mit Original-Ersatzteilen garantiert wird.
Die Weko verspricht sich davon mehr Wettbewerb – und damit auch tiefere Preise für den Endkonsumenten.
swissinfo und Agenturen
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