Badrutts verschenken ihr Nobelhotel

Die Nachfolge-Regelung für eines der bekanntesten Luxushotels der Welt ist getroffen: Hansjürg Badrutt, Mehrheitsaktionär beim gleichnamigen Palace-Hotel in St. Moritz, setzt seinen Direktor Hans Wiedemann als Erben ein.
Wiedemann erhält das Aktienpaket im Wert von rund 300 Mio. Franken von der Famiile Badrutt geschenkt.
Hans Wiedemann wird im Falle des Ablebens von Hansjürg Badrutt und seiner Ehefrau Aniko, beide 76-jährig, zwei Drittel der Aktien an der Badrutt’s Palace Hotel AG mit einem geschätzten Wert von bis zu 300 Mio. Franken übernehmen.
Übernehmen heisst in diesem Fall: die Badrutts «vermachen» die Aktien an Wiedemann. Damit landet der Mehrheitsaktionär, wie die SonntagsZeitung schreibt, «den Überraschungscoup des Jahrzehnts in der Schweizer Hotellerie».
Er werde danach das Luxushotel im Sinne und Geist der Gründerfamilie weiterführen, sagte Managing Director Wiedemann zum Bericht der «SonntagsZeitung».
Tophotelier Hans Wiedemann hat den wankenden Hotelpalast im Nobelort St. Moritz im Kanton Graubünden in den letzten zwei Jahren wieder auf Erfolgskurs gebracht.
Im Moment ändere sich gar nichts, betonte Wiedemann. Die Nachfolgeregelung sei erfolgt, weil nach dem Einstieg des italienischen Immobilienunternehmers Luigi Zunino grosse Unsicherheit entstanden sei, zumal das Ehepaar Badrutt keine Kinder habe.
Zunino übernahm Anfang November von Neffe Johannes Badrutt 33% des Aktienkapitals für rund 28 Mio. Franken. Lange Zeit ging das Gerücht um, eines der weltweit bekanntesten Hotels werde zu Appartement-Wohnungen umgebaut.
Immer wieder Angebote
Für das Palace lagen der Besitzerfamilie viele Kaufangebote vor. Sehr hartnäckig sei der saudiarabische Investor Prinz Al-Walid gewesen, sagte Hansjürg Badrutt in der SonntagsZeitung. Auch andere Araber seien gekommen, Holländer und Italiener – «eigentlich Leute aus aller Welt», sagte Badrutt.
Laut Badrutt sind nicht alle Familienangehörige mit der Nachfolgeregelung einverstanden: «Und sie müssen es auch nicht.» Mit dem zukünftigen Herr im Hause, Direktor Wiedemann, verbindet ihn die Liebe zum Palace und nicht nur das. Sie hätten dieselbe Wellenlänge und denselben Humor, meinte Badrutt.
Das 1896 eröffnete Badrutts’s Palace Hotel gehört zu den bekanntesten Luxusherbergen der Welt und machte immer wieder durch berühmte Gäste aus Wirtschaft, Politik und Showbusiness von sich reden. Von 1999 bis 2003 wurde das Fünf-Sternehaus von einer amerikanischen Hotelgruppe geführt.
In den letzten Jahren wurden zweistellige Millionenbeträge in die Renovation des Hauses mit dem markanten Turm investiert.
Das Badrutt’s Palace Hotel wurde im Jahr 1896 eröffnet und gilt als Wahrzeichen von St. Moritz. Im Nobelhotel gehen Königsfamilien und andere prominente Gäste ein und aus. Es hat 165 Zimmer, 30 davon sind Suiten und Juniorsuiten.
swissinfo und Agenturen
Die Hotelgeschichte der Familie Badrutt beginnt 1856, als Johannes Badrutt eine kleine Pension in St. Moritz kauft und sie zum Hotel Engadiner Kulm umbaut, das heute Hotel Kulm heisst.
1864 kauft Badrutts Sohn Caspar das Hotel Beau Rivage in St. Moritz und lässt es 1892 zum heutigen Hotel Palace umbauen. Offiziell eröffnet wird das Haus dann 1896.
Im Jahr 1913 werden der heutige Speisesaal errichtet und die möglicherweise ersten Hallentennisplätze auf dem europäischen Kontinent (der heutige King’s Club).
Nach dem Tod von Hans Badrutt übernimmt seine Witwe Helene 1953 zusammen mit ihrem Sohn Andrea die Leitung des Hotels.
Als sie 1960 stirbt, steigt auch ihr Sohn Hansjürg Badrutt in die Geschäftsführung ein.
1967 brennt der Turm des Hotels ab, wird aber bereits ein Jahr später neu aufgebaut.
1999 übernimmt die amerikanische Hotelgruppe Rosewood Hotels & Resorts das Management des Hotels, allerdings nur bis 2003.
Nach umfangreichen Renovationen führt Hotelier Hans Wiedemann seit 2004 das Luxushotel in St. Moritz.

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