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Barrys Nachfahren begeistern noch immer

Der Bernhardinerhund ist beliebt, im Wallis gar eine Touristenattraktion. Ein reinrassiges Exemplar zu erwerben, ist nicht leicht: Interessenten müssen sich gedulden, denn die Zucht der Hunde wird beschränkt.

Die Legenden, die sich um den Bernhardinerhund ranken, wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geboren. Damals rettete Lawinenhund „Barry“ mehr als 40 Menschen vor dem Bergtod. Der gute Ruf des Bernhardiners ist bis heute ungebrochen. Vorab im Wallis wird seine Aufzucht gepflegt – aus Tradition, und weil Touristen ihn sehen wollen.

Originalzucht auf dem Grossen St. Bernhard

Gegen 60’000 Besucherinnen und Besucher bewundern jeden Sommer den Zwinger mit den 19 Hunden auf dem Grossen St. Bernhard. Nicht selten entdecken sie die Bernhardiner mit den typischen Fässchen am Halsband im Freien. Züchter Bernhard Léger will damit die Besucher an der «Barry»-Legende teilhaben lassen. Im Winter leben die Hunde in Martigny.

Bernard Léger ist begeistert von «Barrys» Äusserem. Daher züchtet er Bernhardiner mit kurzen Haaren und einem Fell mit charakteristischen Weiss- und Rottönen. Diese stockhaarige Varietät des Bernhardiners macht heute mehr als einen Drittel des Bestandes von insgesamt 800 Hunden aus.

«Barry» wäre fast ausgestorben

Seit 1855 gibt es neben diesem kurzhaarigen «Original» auch das Tier mit langen Haaren. Diese Art entstand aus einer Kreuzung mit Neufundländern. Die Stiftsherren von St. Bernhard hatten sich dazu entscheiden müssen, um zu vermeiden, dass die Hunderasse durch eine drohende Epidemie ausstarb.

Die Zucht wird kontrolliert

Bei der Fortpflanzung müssen die Züchter darauf achten, dass Risiken durch Blutsverwandtschaft vermieden werden. Eine EDV-Datenbank hilft ihnen dabei. Nur die Universitäts-Tierkliniken von Zürich und Bern dürfen bestimmen, ob ein Hund einen Stammbaum erhält. Internationale Juroren entscheiden über seine Eignung zur Zucht.

Der Bernhardinerhund wird heute in 25 Ländern gezüchtet – sogar in Australien. In der Schweiz sind ungefähr 15 Züchter in ein Zucht-Verzeichnis aufgenommen worden. Zurzeit sind 50 Männchen und 100 Weibchen als für die Fortpflanzung geeignet ausgewiesen.

Gegen 100 Welpen werden hierzulande jährlich geboren. Die Züchter betreiben zwar kein Marketing, aber sie profitieren vom Mythos des Hundes. Ein Welpe kostet zwischen 1’500 und 1’800 Franken. Wegen der starken Nachfrage wurde eine Warteliste eingeführt. «Einige meiner künftigen Welpen sind bereits für das Jahr 2002 reserviert», sagt Züchter Bernard Léger.

Bei den Käufern handelt es sich laut Léger in erster Linie um «ruhige und gesetzte Leute» gegen Fünfzig. Es sind vor allem Stammkunden, die einen Bernhardiner halten oder früher einen besessen haben. 50 Prozent von ihnen sind Ausländer.

Exportverbot nach Asien

Den Schweizer Züchtern ist es verboten, einen Bernhardiner in sechs asiatische Länder zu verkaufen, unter ihnen befinden sich China und Korea. Der kulinarische Wert des legendären Hundes wird dort sehr geschätzt.

Die asiatischen Staaten versorgen sich über einen Parallel-Markt mit Hunden ohne Stammbaum. Dort wird ein Welpe für 300 bis 400 Franken verkauft. «Das ist einer der Gründe, weshalb wir die Fortpflanzung beschränken», sagt Martin König, der die Zuchtkommission des Schweizer Bernhardiner-Klubs präsidiert.

swissinfo und Daniel Bovier (sda)

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