Bescheidenes Schweizer Wirtschaftswachstum
Der hohe Ölpreis ist in der Beurteilung von BAK Basel Economics kein "Konjunktur-Killer", obwohl er das Wirtschafts-Wachstum bremst.
Die Schweiz hinkt gemäss den Basler Ökonomen dem weltweiten Wachstum von 4,5% mit 1,2% in diesem und 1,5% im nächsten Jahr hinterher.
Ein Überspringen der anhaltend hohen Ölpreise auf die Preise weiterer Güter und Dienstleistungen befürchtet der Direktor von BAK Basel Economics, Christoph Koellreuter, nicht. Die Gefahr dieses sogenannten Zweitrunden-Effektes beurteilt er als gering.
So werde sich der hohe Preis für das Schwarze Gold nicht als Konjunktur-Killer sondern nur als Konjunktur-Bremse erweisen. Koellreuter ist der Ansicht, dass schädliche Auswirkungen, zum Beispiel auf das Preisniveau, ausbleiben dürften.
Dank des harten Wettbewerbsdrucks auf den weltweiten Güter-, Dienstleistungs- und Arbeitsmärkten sei der Überwälzung höherer Kosten auf die Preise enge Grenzen gesetzt. Die Gefahr einer Preis-Lohn-Spirale sei deutlich kleiner als in früheren Jahren.
Öl-Abhängigkeit verringert
Zudem sei die Öl-Abhängigkeit der Volkswirtschaften wesentlich verringert worden. «Alternative Energiequellen, modernere Technologien und nicht zuletzt ein sparsamerer Energieverbrauch haben dazu beigetragen, dass die wirtschaftliche Leistung pro Energie-Einheit heute deutlich höher ist», erklärte Koellreuter.
Für die gegenwärtige Hausse führte der Basler Ökonom zwei Gründe an: Der Verbrauch in China und Indien nehme stark zu, während der «Öl-Durst» in den USA nicht kleiner werde. Zudem seien während Jahrzehnten die Investitionen in Förder- und Raffineriekapazitäten vernachlässigt worden.
Als Konjunkturrisiken nannte Koellreuter neben dem Ölpreis das US-Zwillingsdefizit, also die Fehlbeträge in der Leistungsbilanz und bei den öffentlichen Haushalten. Als Investitionsstandort seien die USA aber weiterhin attraktiv, weshalb namentlich aus Asien genügend Kapital in die USA exportiert werde.
Schweiz hinkt hinterher
Trotz der Risiken lasse sich die Weltwirtschaft nicht von ihrem Wachstumspfad abbringen, sagte Koellreuter. Zwar würden die Zuwachs-Raten des «Ausnahmejahrs 2004» nicht mehr erreicht, die Entwicklung sei aber insbesondere in den Wachstumszentren USA und China sehr robust.
Die Experten von BAK Basel Economics rechnen für 2005 mit einem weltweiten Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 4,5%. Im kommenden Jahr dürfte die Expansionsrate leicht auf 4,4% sinken. Für die Euro-Zone sagen sie ein Wachstum von 1,2 respektive 1,5% voraus.
Für die Schweiz gehen die Basler Ökonomen ebenfalls von einem BIP-Wachstum von 1,2% in diesem und 1,5% im nächsten Jahr aus. Sie bestätigten ihre Mitte Juli gemachten Prognosen, die sie zuvor mehrmals nach unten angepasst hatten.
Schwächere Exportindustrie
Vor allem in den Schlüsselbranchen – Finanz, Chemie und Pharma, Investitionsgüter sowie Tourismus – sei 2005 mit einer leicht schwächeren Entwicklung zu rechnen, sagte BAK-Ökonom Alexis Körber. Diese Branchen sind für rund 85% der Exporte verantwortlich.
An der grundsätzlich starken Stellung der Export-Unternehmen ändere sich trotz dieser Abschwächung aber nichts, sagte Körber. Der Beitrag der meisten binnenorientierten Branchen zum Wachstum falle demgegenüber gering aus.
Nach einer Zunahme der Erwerbstätigkeit von 0,2% in diesem rechnet Körber mit einem Anstieg um 0,6% im nächsten Jahr. Die Arbeitslosenquote dürfte von 3,8 auf 3,6% sinken. Für 2007 wird ein kräftiger Rückgang auf noch 2,8% erwartet.
swissinfo und Agenturen
BAK Basel Economics kündigt einen Anstieg des BIP von 1,2% in der Schweiz für dieses Jahr und von 1,5% für 2006 an.
Das weltweite Wachstum wird auf 2005 auf 4,5% (2006: 4,4%) veranschlagt.
Die schweizerische Arbeitslosenrate sollte gemäss BAK 2006 um 0,2% auf 3,6% sinken.
Für 2007 erwarten die Basler Ökonomen einen stärkeren Rückgang auf 2,8%.
Am 6. Oktober hat das Konjunkturforschungs-Institut KOF der ETH Zürich seine Wachstumsprognose für 2006 von 2,1% auf 1,5% nach unten korrigiert.
Das schwächere Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 trifft alle Landesteile. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind gross (Durchschnitt: 1,2%).
Die Region Basel erzielte dank der chemisch-pharmazeutischen Industrie das grösste Wachstum. (+2,1%)
Die Genfersee-Region, Zürich und der Aargau liegen dank des Dienstleistungssektors im landesweiten Durchschnitt oder darüber.
In den Regionen mit starker Investitionsgüter-Industrie (Zentral- und Ostschweiz) gibt es eine grössere Wachstums-Verlangsamung (Ostschweiz: +0,6%).
Dank der Erholung des Tourismus-Sektors in der Südschweiz ist die Wachstums-Abschwächung dort weniger gross.
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