Bessere Welt zum Dritten
In Porto Alegre beginnt diese Woche das Weltsozialforum (WSF). Die Stadt bereitet sich auf einen gigantischen Anlass vor, an dem Alternativen zur wirtschaftlichen Globalisierung gesucht werden.
Auch aus der Schweiz reiste eine Delegation nach Brasilien.
«Wir klopfen auf Holz, dass alles funktionieren wird», sagt Antonio Martins vom Organisationskomitee des WSF, als er sich spät nach Mitternacht ein Bier in einem Strassenkaffee gönnt. Das Komitee besteht aus rund 100 Personen, die von 600 Freiwilligen unterstützt werden.
Sie haben in der südbrasilianischen Millionenstadt Porto Alegre eine Infrastruktur aufgebaut, für die über 100´000 Besucherinnen und Besucher, die am dritten WSF erwartet werden: Seminarräume für 15´000 Personen, eine Grossküche in der katholischen Universität PUCA mit einer Kapazität von 3000 Mahlzeiten aus biologischen Nahrungsmitteln täglich, zwei so genannte «Food courts» und siebzig weitere, kleinere Verpflegungsstationen und zusätzliche Toiletten bei den Tagungszentren sind nur ein kleiner Teil davon.
Die Vorfreude wird greifbar
Die ganze Stadt scheint sich auf das WSF vorzubereiten, von dem einzelne Anlässe wie die Erziehungskonferenz schon laufen oder am Mittwoch beginnen. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt wehen Willkommens-Transparente. An den Mauern der Häuser werben Plakate für Seminare und Zusammenkünfte, Flyers liegen auf für Parties und Konzerte.
Und immer mehr Leute kommen an: Beinahe jede Strassenecke ist Treffpunkt für Aktivistinnen und Aktivisten, im Jugendcamp warten gewerkschaftlich organisierte Studierende auf ihre Freunde aus anderen Provinzen Brasiliens und überall kommt dem Spaziergänger das Motto des WSF auf T-Shirts entgegen: «um outro mundo e possivel» – «Eine andere Welt ist möglich».
Schweizer sind gut vertreten
Knapp 30’000 der Besucherinnen und Besucher vertreten als so genannte Delegierte soziale Bewegungen und Netzwerke oder Nichtregierungs-Organisationen (NGO). Sie kommen aus über 120 Ländern und vertreten über 5000 Gruppierungen und Organisationen.
Aus der Schweiz nehmen am Weltsozialforum fünf Mitglieder des Nationalrats teil. Zu einer Delegation, die von der welschen NGO E-Changer und der Mediengewerkschaft Comedia organisiert wird, gehören zudem Gewerkschafterinnen, Angehörige von NGO und Vertreter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und des Aussenministeriums (EDA). Im Jugendcamp werden zwei Gruppen aus der Westschweiz erwartet.
Im Zentrum der Konferenzen des eigentlichen Sozialforums stehen fünf Themen; so genannte Achsen, auf denen und um die diskutiert wird: Demokratische und nachhaltige Entwicklung; Prinzipien und Werte, individuelle Rechte, Verschiedenheit und Gleichberechtigung; Medien, Kultur und kulturelle Dominanz; politische Macht, Zivilgesellschaft und Demokratie sowie demokratische Weltordnung, Kampf gegen die Militarisierung und für den Frieden.
Namen als Symbole
Unter den Rednerinnen und Rednern finden sich viele Namen, die seit Jahren für eine kritische Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen Globalisierung stehen. Einer davon ist Bernard Cassen. Der Direktor der französischen Zeitung «Le Monde Diplomatique» und Vorsitzender der globalisierungskritischen Organisation ATTAC ist Mitbegründer des Forums. Andere sind die indische Schriftstellerin und Aktivistin Arundathi Roy oder der US-amerikanische Professor Noam Chomsky.
Parlamentarierinnen und Parlamentarier nehmen am WSF – gemäss dessen Prinzipien – als Privatpersonen teil. Staatschefs und Präsidenten, sollten sie kommen wollen, ebenfalls. Das WSF soll keine Plattform der Mächtigen sein, zu der sich das Manager-Treffen in Davos gewandelt habe.
Dass der neugewählte brasilianische Präsident und ehemalige Gewerkschafter Luiz Inacio da Silva – Lula genannt – lieber ans Weltsozialforum komme als in Davos die Investoren hofiere, wurde weitherum als starkes Symbol gewertet: «Das zeigt deutlich die Prioritäten der neuen Regierung», sagte Marcos Arruda, Direktor des PACS (Instituto de Políticas Alternativas para el Cono Sur), kürzlich in einem Gespräch mit der Schweizer NGO E-Changer.
Unterdessen hat sich Lula allerdings dazu entschieden, an beiden Anlässen teilzunehmen.
swissinfo-Sonderkorrespondent Philippe Kropf in Porto Alegre
Das WSF sieht sich als Gegenpol zum WEF in Davos und findet zum dritten Mal im brasilianischen Porto Alegre statt. Während sich am WEF Manager und Politiker treffen, soll am WSF die Zivilgesellschaft vertreten sein.
Diskutiert werden Alternativen zur wirtschaftlichen Globalisierung, die zu einer gerechteren Welt führen sollen.
Es werden 30’000 Delegierte aus über 120 Ländern erwartet, die über 5000 Gruppierungen vertreten. Insgesamt werden rund 100’000 Personen am WSF teil nehmen.
Aus der Schweiz reisten mehrere Parlaments-Abgeordnete, Vertretern von NGO, DEZA und EDA ans WSF.
Die welsche NGO E-Changer organisiert zusammen mit der Mediengewerkschaft Comedia die Reise der Schweizer Delegation.
Das WSF sieht sich als Gegenpol zum WEF in Davos und findet zum dritten Mal im brasilianischen Porto Alegre statt. Während sich am WEF Manager und Politiker treffen, soll am WSF die Zivilgesellschaft vertreten sein.
Diskutiert werden Alternativen zur wirtschaftlichen Globalisierung, die zu einer gerechteren Welt führen sollen.
Es werden 30’000 Delegierte aus über 120 Ländern erwartet, die über 5000 Gruppierungen vertreten. Insgesamt werden rund 100’000 Personen am WSF teil nehmen.
Aus der Schweiz reisten mehrere Parlaments-Abgeordnete, Vertretern von NGO, DEZA und EDA ans WSF.
Die welsche NGO E-Changer organisiert zusammen mit der Mediengewerkschaft Comedia die Reise der Schweizer Delegation.
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