Billig fahren heisst mit Gas fahren
Die Rekordhochs des Benzinpreises zeigen Wirkung: Schweizer Konsumenten interessieren sich zunehmend für Autos mit alternativem Antrieb.
Fahrzeuge mit Hybrid- oder Bifuel-Antrieb schonen Geldbeutel und Umwelt.
Die Rohölpreise jagen von einem Rekordhoch zum nächsten. Am Montag kletterte der Preis auf 55,33 Dollar pro Barrell (159 Liter). Und es gilt als praktisch sicher, dass nach der 50-Dollar-Marke demnächst die psychologisch wichtige Schallmauer von 60 Dollar durchbrochen wird.
Alternative Antriebskonzepte werden daher immer attraktiver. Gefragt sind einerseits Hybrid-Autos, die zusätzlich zum konventionellen Benzinmotor noch einen Elektromotor haben.
Andererseits werden auch die so genannten Bifuel-Fahrzeuge eine immer ernster zu nehmende Option: Diese sind fahren nicht nur mit Benzin, sondern auch mit Erd- oder Biogas.
Das Interesse an Erd- und Biogas ist in der Schweiz denn auch gestiegen, stellt der Touring-Club der Schweiz (TCS) fest.
Alternative Treibstoffe sind in der Schweiz rund einen Drittel billiger als Benzin.
Pfeil zeigt nach oben
Momentan fahren zwar erst 1000 bifuel-getriebene Wagen auf Schweizer Strassen, die Tendenz aber ist stark ansteigend. Nach Schätzungen der Branche werden es bis ins Jahr 2010 bereits 30’000 sein.
Kurt Egli, Projektleiter Auto-Umwelt-Liste des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS), will noch nicht so recht an das neue Antriebs-Zeitalter glauben: «Entscheidend ist, ob die Öl-Preise so hoch bleiben.» Erst wenn die Benzinpreise dauerhaft hoch blieben, würden die Kunden sparsamere Fahrzeuge kaufen.
Preis allein ist nicht alles
Angesichts eines Preisvergleichs – Naturgas 92 Rp. pro Kilo, Benzin 1,49 Franken pro Liter – sagt Egli dem Erdgas-Antrieb aber eine gute Zukunft voraus.
Dasselbe gelte auch für die Hybrid-Technologie. Ein Hybrid-Fahrzeug verfügt über zwei Motoren. Bei den aktuellen Modellen sind ein Benzin- sowie ein Elektro-Motor eingebaut.
Die Hybrid-Technologie ist momentan noch nicht so attraktiv, denn es gibt erst zwei Modelle. «Und die Fahrzeuge sind relativ teuer», so Egli.
Das werde sich aber bald ändern: «In Zukunft werden Autos aller Fahrzeug-Kategorien mit Hybridantrieb erhältlich sein. In den nächsten fünf Jahren wird die Hybrid-Technologie deshalb auch für Otto-Normalverbraucher eine interessante Alternative sein.»
Doch die Schweizer allein können hier keinen Umschwung einläuten. «Es kommt darauf an, ob auch die Europäer auf den Hybrid-Zug aufspringen», so der VCS-Experte.
Keine Alternativen zum Gas
Während er an Hybrid- und Bifuel-Antrieb glaubt, gibt Egli einer anderen alternativen Technologie keine Chance, zumindest nicht mittelfristig: Der Brennstoffzelle.
«Um dieses Thema ist es ganz ruhig geworden. Wenn sich jemand jetzt ein Auto kaufen will, kann er die Brennstoffzelle für dieses und wahrscheinlich auch das nächste Auto vergessen.»
Auch keine Option seien die Elektrofahrzeuge, weil deren Entwicklung praktisch still stehe.
Energie-Etikette im Aufwind
Susann Wegmann, Direktorin von e’mobile, des Schweizerischen Verbandes für elektrische und effiziente Strassenfahrzeuge, sieht wie Egli eine stärkere Sensibilisierung für den Kraftstoff-Verbrauch, ohne dass dieser aber bereits ein Kauffaktor geworden wäre.
Der Energie-Etikette kommt aber zukünftig grössere Bedeutung zu: «Die Energie-Etikette hilft, das effizienteste Fahrzeug zu finden, auch bei konventionell betriebenen Fahrzeugen», so Wegmann.
Dichteres Säulen-Netz nötig
Erdgasfahrzeuge werden auch für sie eine immer valablere Alternative. Haupthindernis momentan sei aber noch die Frage, ob eine Gastankstelle in der Nähe sei.
«Die Erdgasindustrie unternimmt aber grosse Anstrengungen, um das Tankstellennetz in den nächsten Jahren auf 100 zu erweitern», so Wegmann. Momentan ist dieses Netz mit erst gut 50 Säulen in der Schweiz noch sehr weitmaschig.
Im Gegensatz zu Egli schreibt Wegmann die Elektrofahrzeuge nicht ab, denn diese seien ideal für den Einsatz in städtischen Gebieten. Übereinstimmung dann aber wieder beim Dieselantrieb: «Nur mit Partikelfilter», so die Empfehlung an die Käufer.
Wann macht es Sinn?
«Ab wann sich der Kauf eines mit Erd- oder Biogas betriebenen Autos finanziell lohnt, ist leider gar nicht so einfach auszurechnen», sagt André Porchet, Leiter der Abteilung Umwelt und Verkehr beim TCS.
Dies weil die Preise für die Treibstoffe Benzin und Erdgas je nach Region stark variierten. «Auch ist die Anschaffung eines Bifuel-Autos nicht überall gleich teuer.»
swissinfo und Agenturen
Erd- oder Biogas ist rund einen Drittel billiger als Benzin.
In der Schweiz gibt es momentan erst gut 50 Gas-Tankstellen.
Auf den Schweizer Strassen verkehren rund 1000 Bifuel-Autos.
Weltweit sind heute 1,2 Mio. Erdgasfahrzeuge in Betrieb, allein 400’000 davon in Italien.
Im Schweizer Parlament wird eine Ergas-Verbiligung von 30 Rp. pro Kilo diskutiert, die aber frühestens 2007 in Kraft tritt.
Erdöl- und Benzinpreise sind momentan auf Rekordhochs.
Autos mit alternativer Antriebstechnologie werden deshalb interessanter.
Nach Ansicht von Experten haben Bifuel-Autos, die sowohl mit Benzin als auch mit Gas betrieben werden können, die grössten Chancen.
Hybrid-Fahrzeuge, die einen Elektro- und einen Benzinmotor eingebaut haben, sind sehr umweltfreundlich. Wegen der geringen Modellauswahl und ihres relativ hohen Preises werden sie momentan nur in geringen Stückzahlen verkauft.
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