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Blutige Proteste gegen Syngenta-Farm in Brasilien

Die Aktivitäten von Syngenta in Lateinamerika haben 2006 1,2 Mrd. Franken Umsatz erreicht. Keystone

Bei Protesten gegen den Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta in Brasilien sind am Wochenende zwei Menschen getötet worden.

Syngenta will abklären lassen, ob die unbewaffneten Mitarbeiter der Sicherheitsfirma oder Aktivisten Schusswaffen einsetzten.

Vertreter der Landlosenbewegung hatten eine Syngenta-Versuchsfarm im Bundesstaat Parana besetzt. Wie die brasilianische Polizei mitteilte, wurden bei Auseinandersetzungen auf diesem Gelände ein Wächter und ein Aktivist getötet. Weitere sechs Aktivisten und drei Angehörige einer Sicherheitsfirma wurden verletzt.

Am Sonntag hatten 200 Aktivisten der Landlosenbewegung (MST) und Vertreter der Organisation «Via Campesina» die Farm gestürmt und die Wachleute vertrieben, um gegen den dortigen Anbau von Gentech-Mais zu protestieren.

Nach Darstellung der brasilianischen Polizei kehrten die Sicherheitsleute einige Stunden später bewaffnet zurück, um die Farm «zurückzuerobern». Wer die anschliessende Schiesserei begonnen hatte, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen.

Landlosenbewegung spricht von Exekution

Die Landlosenbewegung MST bschuldigt Syngenta, die Sicherheitsfirma zur gewaltsamen Rückeroberung angehalten zu haben.

Dabei sei Valmir Motta, ein lokaler MST-Führer, durch zwei Schüsse in die Brust getötet worden, was einer Exekution gleichkomme. Die Landlosenbewegung forderte eine Untersuchung.

Dieser Darstellung widersprach Syngenta in einer Erklärung: Die von Syngenta beauftragten Sicherheitsleute sollten gemäss Vertrag unbewaffnet sein, hiess es.

Unklarheiten bezüglich Bewaffnung

Syngenta-Sprecher Medard Schoenmaeckers zeigte sich überrascht vom Angriff und der Aggressivität der Aktivisten. Man wisse noch immer nichts über die Beweggründe, sagte er gegenüber swissinfo.

Das Gelände im Distrikt Parana nahe einem Nationalpark war im März 2006 ein erstes Mal von den Landlosen besetzt worden. Dabei zerstörten sie genmanipulierte Soja-Pflanzen, die für Brasilien bestimmt waren. Nach mehreren Gerichtsentscheiden mussten die Aktivisten die Farm verlassen.

Am Sonntagmorgen bei dem neuerlichen Überfall war das Gelände leer und wurde lediglich von vier Angestellten bewacht. Gegenstand von Ermittlungen ist, wer am Sonntagmorgen geschossen hat.

Unklar ist laut Schoenmaeckers auch, weshalb die Sicherheitsfirma Schusswaffen einsetzte. Die Wachleute hätten die Anweisung gehabt, das Gelände unbewaffnet zu sichern, sagt Schoenmaeckers. Das entspreche der weltweiten Politik von Syngenta und sei im Vertrag mit dem lokalen brasilianischen Unternehmen explizit so festgehalten gewesen.

Syngenta prüft derzeit, was mit der Farm geschehen soll. Ausser einer Wiederaufnahme der Freisetzungsversuche wird auch ein Verkauf des Geländes diskutiert.

swissinfo und Agenturen

Der Basler Konzern Syngenta ist weltweit die Nummer 1 im Pflanzenschutz und Nummer 3 beim hochwertigen kommerziellen Saatgut.

2006 erhöhte Syngenta den Reingewinn um 12% auf 872 Mio. Dollar (1,05 Mrd. Fr.).

1996 fusionierten die Schweizer Chemie-Giganten Ciba-Geigy und Sandoz zu Novartis.

Syngenta ist im Jahr 2000 aus der Fusion der Pflanzenschutz-Abteilung von Novartis und der britischen AstraZeneca entstanden.

Syngenta beschäftigt 19’000 Personen in 90 Ländern.

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