Bon-appétit-Gruppe geht in deutsche Hände über
Die Kölner Rewe, die Nummer 3 im europäischen Detailhandel, übernimmt die Curti AG und damit 53% an Bon appétit.
Nach Carrefour steigt damit ein weiterer ausländischer Grosskonzern in den Schweizer Detailhandel ein.
Der drittgrösste europäische Handelskonzern Rewe aus Köln unterbreitet den Publikums-Aktionären der Bon appétit Group ein Angebot von 60,80 Franken pro Namenaktie.
Das Angebot an die Publikumsaktionäre liege um 25% über dem Kurs der letzten 30 Börsentage, teilte Bon appétit am Mittwoch mit.
Für die Curti AG, die eine Beteiligung von 100% am drittgrössten schweizerischen Detailhändler hält, sei Rewe der bestmögliche Partner.
Mit dem Verkauf des Aktienpakets werde die im März bekannt gegebene Strategie umgesetzt. Der Deal muss von den Kartellbehörden noch genehmigt werden.
Verfehlte Expansions-Strategie
Im März hatte die Bon appétit-Gruppe tiefrote Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vermelden müssen. Der Verlust 2002 betrug 65 Mio. Franken.
Die Konzernleitung reagierte mit dem Abbau von 300 Stellen und kündigte eine Konzentration an auf die Kernbereiche Lebensmittelgrosshandel, Discount und Gastronomie-Grosshandel.
Rund 3000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erarbeiteten 2002 einen Umsatz von 3,17 Mrd. Franken.
Die Curti&Co AG hatte ebenfalls im vergangenen März angekündigt, dass sie auf ihre Aktienmehrheit verzichten werde, wenn mit einem neuen Partner die Ziele besser erreichen könnten.
«Ich stehe vor Ihnen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Das weinende Auge gilt der Beendigung der 100-jährigen Tradition der Familie Curti im Lebensmittelhandel», sagte Beat Curti am Mittwoch vor den Medien in Zürich.
Rewe auf Expansionskurs
Mit Rewe betritt ein weiterer ausländischer Riese den Schweizer Detailhandelsmarkt. Nach Einschätzung von Analysten kauft sich Rewe günstig in den Schweizer Markt ein.
Das Kölner Unternehmen beschäftigt europaweit 190’000 Angestellte und erwirtschaftete 2002 einen Konzernumsatz von 57 Mrd. Franken.
Rewe ist mittlerweile in 12 europäischen Ländern tätig. Die Übernahme der Bon-appétit-Gruppe gehöre zur Internationalisierungs-Strategie des deutschen Unternehmens.
Die jüngste Neuerwerbung in der Schweiz sei eine hübsche Abrundung. «Mit der Bon appetit Group können wir in unserem Länder-Portfolio jetzt die Lücke zwischen Deutschland und Italien sowie zwischen Frankreich und Österreich schliessen», sagte der Rewe-Vorstandsvorsitzende Hans Reischl am Mittwoch in Zürich.
Der deutsche Konzern will laut Communiqué die eingeführten Marken der Schweizer Gruppe beibehalten. Zur Bon-appétit-Gruppe gehören Pick Pay, Primo, Visavis, Magros und Lekkerland im Detailhandel sowie Prodega CC, Growa CC und Howeg im Gastronomie-Grosshandel.
Bei Börsenschluss lag der Kurs der Bon-appétit-Aktie mit 60,75 Franken knapp
unter dem Angebotspreis von 60,80 Franken. Das waren 15,6% mehr als am Vorabend.
Für die Publikumsaktionäre sei das Angebot dürftig, schrieb die Zürcher Kantonalbank in ihrem Marktbericht. Anfang 2000 hatte die Bon-appétit-Aktie noch 275 Franken gekostet.
swissinfo und Agenturen
Rewe
Umsatz 2002: 57 Mrd. Franken
190’000 Beschäftigte
11’200 Einzelhandelsmärkte in 12 Ländern
Die Rewe-Handelsgruppe (Köln) ist die Nummer 3 im europäischen Handel.
Bon appétit Group
Umsatz 2002: 3,2 Mrd. Franken
5000 Beschäftigte
Das börsenkotierte Unternehmen ist die Nummer 3 im schweizerischen Lebensmittelhandel.
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