Bye-bye Swissair und Crossair …
... und willkommen swiss. Diesen Sonntag hebt die neue Schweizer Fluggesellschaft ab. Reportage vom Flughafen Zürich.
Es ist ein historischer Moment. Nach 71 Jahren und über 260 Millionen transportierten Passagieren, 6 Monate nach dem Grounding und der Rettung in letzter Minute verschwindet die Swissair dieses Wochenende.
Auch für die kleine, 1975 in Basel gegründete regionale Schwester Crossair bedeutet dies das Ende.
Aus den beiden Gesellschaften geht die swiss hervor: mit 10’000 Angestellten, 128 Flugzeugen, 126 Destinationen. Und mit dem Ehrgeiz, eine der besten Dienstleistungen der Welt anzubieten. Eine Revolution für die Schweizer Luftfahrt.
Im Epizentrum aber, dem Flughafen Zürich, scheint nichts darauf hinzudeuten, dass das grosse Ereignis in Kürze stattfindet. Im Terminal A, dem Abfertigungs-Gebäude der Swissair, gab es zwar einige Änderungen. Aber sie sind eher diskret.
Am Check-in-Schalter hat das Logo der swiss – zwei rote Vierecke – jenes der Swissair schon abgelöst. Auch im Reisebüro: das gleiche Rot und das gleiche Kreuz. Aber drei Buchstaben weniger. Insgesamt wurden auf dem Flughafen 70 bis 80 Schilder ersetzt.
Mit «swiss» überkleben
«Ich bin schon ziemlich viel gereist und stelle keinen Unterschied fest. Es ist genau wie vorher», meint Ingrid Pellegrini, eine Neuenburger Passagierin.
Auf der Piste scheint die Sache mit dem weissen Kreuz noch nicht so klar. Einige Maschinen haben bereits das neue Gewand der swiss, andere noch das alte der Swissair. Sie werden alle spätestens in der Nacht auf den Sonntag Kleber erhalten, welche die Marke Swissair und Crossair überdecken. Bei der nächsten technischen Revision werden sie vollständig übermalt.
Bei den Einwohnerinnen und Einwohnern von Kloten, auf dessen Gemeindegebiet der Flughafen steht, vermischen sich eine gewisse Wehmut und Nostalgie mit Hoffnung und dem Eindruck, einen Neustart mitzuerleben.
«Für mich war Swissair wie eine grosse Familie, mit Leuten, die in der Luft, auf dem Boden oder auf der Piste arbeiteten», erklärt die ehemalige Hostess Béatrice Jost, einer der «Stimmen» von Kloten. Ihre Arbeit? Sie wird weitergehen. «Es hat immer Passagiere, die ihr Flugzeug nicht finden», meint sie mit einem Lächeln. «Nur der Name wird ändern. Jetzt wird es heissen: Die Passagiere für den swiss-Flug …»
Eine grosse Organisation
Für viele ist es jedenfalls ein grosser Moment. Nicole Ballmann, Maître de cabine: «Für mich geht eine Superphase zu Ende, ich bin schon ein wenig traurig. Aber es geht weiter mit swiss. Wir sind alle sehr neugierig darauf.»
Nicole Ballmann hat schon das neue Bordhandbuch und einen neuen Vertrag erhalten. Aber auf die neue Uniform muss sie noch bis Mai warten. «Ich persönlich bereite mich nicht speziell vor. Ich liebte meine Arbeit sehr, aber ich bin sicher, dass ich auch die Arbeit bei swiss lieben werde.»
Damit die Stabübergabe gelingt, haben die Verantwortlichen der neuen Gesellschaft eine grosse ad hoc-Organisation auf die Beine gestellt. Diese wird bis zum 2. April laufen, wenn der letzte Flug unter den Farben der Swissair von Südafrika zurückkommt.
Das Ziel: jedes Problem zu bewältigen, das in den vier Tagen des Übergangs auftauchen könnte. «Es gibt zum Beispiel Flugzeuge und Teams, die am 30. März abfliegen und am 1. April zurückkommen. Sie müssen beiderlei Dokumente an Bord haben und auf sich tragen», erklärt Thomas Brandt, der operative Leiter der swiss. «Es muss sichergestellt sein, dass der Transfer der Dokumente klappt, auch im Ausland.»
«Business as usual»
Zuversichtlich ist man auch bei Swissport, die für die Anzeige der Flüge verantwortlich ist. «Wir sind bereit», bestätigt Verkaufs- und Marketingchef Stephan Beerli. «Es ist keine radikale Änderung, denn die Leute kennen sich schon, grosse Überraschungen wird es kaum geben.»
Und der Verantwortliche der weltweiten Nummer zwei der Bodenabfertigung – die aus der Swissair herausgelöst und Anfang Jahr von der britischen Candover übernommen wurde – fährt weiter: «Emotional und kulturell ist das schon eine Ausnahmesituation. Aber beruflich ist es ‹business as usual›.»
swissinfo/Pierre Gobet, Zürich
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