Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Cablecom fordert Swisscom heraus

Der Kampf der Telekom-Giganten geht in die nächste Runde. Keystone

Der grösste Kabelnetz-Betreiber der Schweiz lanciert ein gewichtiges Telefon-Angebot. Günstiger als jenes der Swisscom soll es dieser Kunden abjagen.

Die Ex-Monopolistin ihrerseits will einen Gegenangriff starten und Fernseh-Programme via Telefon-Netz verbreiten.

Der TV-Kabelnetzbetreiber Cablecom bricht einen Preiskampf gegen die Ex-Monopolistin Swisscom vom Zaun: Via das TV-Kabelnetz von Cablecom soll telefoniert werden, und zwar deutlich günstiger als mit der Konkurrenz.

«Wir sind die erste echte Alternative zu Swisscom», brachte Stefan Luder, der technische Verantwortliche bei Cablecom, das Angebot am Dienstag vor den Medien auf den Punkt.

80’000 neue Kunden bis Ende Jahr

Laut dem TV-Anbieter telefonieren bereits 32’000 Kunden via Cablecom. Nach dieser Testphase seit vergangenem Februar geht die Firma jetzt mit einem Preiskrieg auf Kundenjagd: Ab 1. Juli sind die Anrufe am Abend und am Wochenende gratis, die Grundgebühr liegt mit 20 Franken pro Monat über 5 Franken unter jener von Swisscom.

«Die Billigtarife sind kein Lockangebot», versicherte Cablecom-Chef Rudolf Fischer. Er gehe nicht davon aus, dass die Preise später stiegen. Bis Ende Jahr will Cablecom 80’000 neue Kunden haben.

Langsames Ende der «letzten Meile»

Ein weiterer Liberalisierungs-Schritt des Telekom-Marktes dürfte damit auf die Schweiz zukommen.

Die neue Technologie und das Preisgefüge der Konkurrentin zeigten, dass ein Monopol auf der «letzten Meile» – dem Kupfernetz, das der Swisscom gehört – nicht existiere. «Es zeigt, dass die Konkurrenz spielt», sagte ein Sprecher gegenüber swissinfo.

«Eine Deregulierung durch den Bund ist deshalb unnötig und würde nur Swisscom schädigen.» Die Swisscom, an welcher der Bund 67% der Aktien hält, widersetzt sich seit Jahren der von der Konkurrenz und bürgerlichen Parteien geforderten Liberalisierung auf der letzten Meile. Diesen Anspruch hatte die Swisscom auch schon vor Bundesgericht angefochten.

Die Swisscom hat mit ihrem Kupfer-Netz Zugang zu 3,2 Mio. Haushalten, Cablecom zu 1,4 Millionen. Bereits geknackt wurde das Monopol beim Breitband-Internet: Cablecom hat hier der Swisscom-Tocher Bluewin erfolgreich die Stirn geboten und ADSL-Kunden abgeworben.

TV via Telefon-Kabel

Aber auch die Swisscom, die mehrheitlich immer noch der Eidgenossenschaft gehört, greift Cablecom an: Via Telefonkabel sollen in Zukunft Fernsehbilder ins Wohnzimmer kommen.

Ende März hatte Swisscom-CEO Jens Alder verkündet, die Firma wolle über 1 Mrd. Franken in neue Technologien inverstieren, um Fernseh-Signale via Telefon-Netz ins Wohnzimmer zu bringen.

Zukunft nur für All-Anbieter

Auf diesem Gebiet ist die Cablecom Marktführerin, mit rund der Hälfte des Kabel-Marktes in der Schweiz. Diesen Sommer sollen die ersten Tests mit mehreren Hundert Haushalten anlaufen, so Alder.

«Wenn wir uns behaupten wollen, müssen wir auch ein Fernsehangebot aufbauen», betonte Swisscom-Sprecher Christian Neuhaus am Dienstag. Längerfristig hätten nur so genannte Triple Player eine Chance, die Fernsehen, Telefon und Internet aus einer Hand anbieten könnten.

swissinfo

Preiskrieg:

Grundgebühren: 25,25 Franken bei Swisscom, 20 Franken bei Cablecom.

Telefone, die bei Swisscom 50 Franken kosten, kosten bei Cablecom 35,6 Franken (Vergleich: Comparis.ch).

In der Schweiz hat die Ex-Telekom-Monopolistin Swisscom via Telefonnetz Zugang zu 3,2 Mio. Haushalten.

Diese so genannte letzte Meile verteidigt sie erbittert gegen andere Telekom-Anbieter.

Der Kabelfernseh-Gigant Cablecom will jetzt schweizweit Telefon via TV-Kabel einführen. Und zwar deutlich billiger als die Swisscom.

Wer sich für einen solchen Anschluss entscheidet, muss keine Grundgebühr mehr an Swisscom bezahlen.

Aber auch Swisscom plant einen Angriff auf Cablecom: Diesen Sommer laufen Tests, um Fernsehen via Kupfernetz in die Schweizer Wohnzimmer zu bringen.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft