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Calida erneuert nach Verlusten Führung

Die führende Schweizer Wäscheproduzentin Calida ist 1999 in die Verlustzone abgerutscht und hat ein Revirement in der Führungsspitze eingeleitet. Nach EDV-Problemen und Planungsfehlern sollen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat erneuert werden.

Probleme bei der Einführung eines neuen Software-Systems haben ein Loch in die Kasse der Wäscheproduzentin Calida gerissen. Das Unternehmen musste erstmals in der Firmengeschichte einen Verlust ausweisen, wie es an der Bilanzpressekonferenz am Dienstag (03.05) in Zürich hiess. Die Familie Kellenberger übernimmt die Aktienmehrheit.

Den Absturz in die Verlustzone erklärte Erich Kellenberger, Delegierter des Verwaltungsrats, mit der Einführung eines neuen EDV-Systems. Programm- und Bedienungsfehler hätten dazu geführt, dass es in den ersten Monaten zu Fehlplanungen gekommen sei. So wurden falsche Materialien und Fertigprodukte eingekauft, was zu einem um 6,8 Mio. Franken höheren Abschreibungsbedarf führte.

Fehlende Materialien bewirkten Kapazitätsverluste und Lieferprobleme, weshalb im Herbst- und Weihnachtsgeschäft ein Umsatzpotenzial von gegen fünf Mio. Franken verpasst wurde. Höhere Abschreibungen auf die neue Software sowie durch das EDV-Projekt verursachte Kosten führten zu weiteren Aufwänden von insgesamt rund 2,5 Mio. Franken. «Der Aufwand und die Konsequenz dieser Softwareeinführung wurden klar unterschätzt», sagte Kellenberger.

Verglichen mit dem Vorjahr erzielte Calida 1999 einen um knapp drei Prozent tieferen Umsatz von 195,3 Mio. Franken. Das Betriebsergebnis wies einen Verlust von 1,3 Mio. Franken aus, nach einem Gewinn von 10,2 Mio. im Vorjahr. Der Konzernverlust belief sich auf 2,5 Mio. Franken, nachdem 1998 ein Gewinn von 7,8 Mio. Franken erzielt worden war.

Neue Besitzverhältnisse und neue Führung

Die Probleme von Calida seien auf operative, nicht auf strategische Fehler zurückzuführen. Oberstes Ziel sei es, einen solchen Absturz in Zukunft zu verhindern. Dies soll mit einer neuen Führungsequipe geschehen, nachdem es auch zu Verschiebungen unter den Familienaktionären gekommen ist.

Die Familie Kellenberger hält nach Zukauf von Aktien der Familie Palmers neu eine Mehrheit von 51 Prozent an der Calida Holding AG. Erich Kellenberger wird seine Funktion als Delegierter des Verwaltungsrats niederlegen, dem Aufsichtsgremium aber noch als Mitglied angehören. Nabholz tritt als Präsidentin ebenso zurück wie die Mitglieder Stephan Baer und Karl Reichmuth. Neuer Calida-Präsident soll Alfred M. Niederer werden. Als neuer Konzernchef amtiert seit Anfang April Dietmar Wolf.

Für die Zukunft von Calida sei er optimistisch, sagte Kellenberger. Im ersten Quartal 2000 kehrte das Unternehmen in die Gewinnzone zurück, lag aber sowohl beim Umsatz (49,1 Mio. Franken) als auch beim Ertrag (1,8 Mio. Franken) noch hinter den Werten der Vorjahresperiode zurück. Bis Ende April sei es gelungen, den Rückstand aufzuholen.

Kurzfristig will Calida die Marktorientierung verstärken und die Leistungen verbessern, wie Wolf sagte. Ein Personalabbau sei nicht geplant. Langfristig soll die Marktposition als führende Wäscheproduzentin in der Schweiz gehalten und in Deutschland eine Spitzenposition erreicht werden. Zudem will das Unternehmen in Italien und Frankreich wachsen.

swissinfo und Agenturen

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