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Centerpulse vor Übernahme durch Zimmer

Centerpulse soll in US-Besitz übergehen. Keystone

Der Schweizer Medizinaltechnik-Konzern Centerpulse soll an den US-Konkurrenten Zimmer gehen. Der Verwaltungsrat schlägt den Aktionären vor, das Übernahme-Angebot von Zimmer anzunehmen.

Zugleich gab Centerpulse für das erste Halbjahr 2003 einen Gewinneinbruch um einen Viertel bekannt.

Wenn die Übernahme über die Bühne geht, entsteht ein weltweit führendes Unternehmen im Orthopädiesektor. Für die Fusion braucht es auch noch die Zustimmung der Zimmer-Aktionäre.

Der Centerpulse-Verwaltungsrat (und jener des grössten Aktionärs Incentive) schlägt den Aktionären vor, das Angebot von Zimmer für mehr als 350 Franken pro Aktie anzunehmen. Der Deal beläuft sich damit auf rund 4,3 Mrd. Franken.

Die Empfehlung des Verwaltungsrates steht unter der Bedingung, dass die Aktionäre von Zimmer der Ausgabe von neuen Aktien als Teil des Entgelts für die Aktionäre von Centerpulse im Rahmen des Zimmer-Angebots zustimmen.

Die Angelegenheit erscheint nach Ansicht von Beobachtern aber nur noch eine Formsache. Rund 70% der Zimmer-Aktionäre haben schon Zustimmung zu dem Deal signalisiert.

Zimmer zeigte sich am Freitag in einem Communiqué erfreut über die Centerpulse-Empfehlung.

Keine Überraschung

Der Vorschlag des Verwaltungsrates an die Aktionäre kommt nicht wirklich überraschend: Anfang August hatte die andere Interessentin, die britische Smith & Nephew, ihr Angebot im Wert von 3,6 Mrd. Franken nicht weiter zu erhöhen.

Centerpulse (ehemals Sulzer Medica) und die Beteiligungs-Gesellschaft Incentive begründeten ihren Entscheid für das Zimmer-Angebot denn auch mit dem Entscheid von Smith & Nephew, ihr Angebot zu erhöhen.

Das Zimmer-Angebot stelle für die Aktionäre den besseren Wert dar. «Die fusionierte Firma wird zu einem weltweit führenden Unternehmen im Orthopädie-Sektor», wird Centerpulse-Präsident und Konzernchef Max Link in einem Communiqué vom Freitag zitiert.

Der Entscheid für das Zimmer-Angebot werde unterstützt durch ein unabhängiges Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

Weite Produktepalette

Zimmer hat derzeit weltweit rund 100 Standorte und beschäftigt rund 3000 Personen. Die Produktepalette umfasst rund 8000 Produkte. Der Umsatz belief sich im letzten Jahr auf rund eine Milliarde Dollar.

Smith & Nephew hat weltweit 34 Standorte und 7000 Beschäftigte. Der Jahresumsatz lag bei 1,7 Mrd. Franken.

Gewinneinbruch



Ungeachtet der Ungewissheiten im Zusammenhang mit den Übernahme-Angeboten hat Centerpulse im ersten Halbjahr in den Märkten für Orthopädie-, Wirbelsäulen- und Dentalimplantate Stärke bewiesen, wie das Unternehmen weiter mitteilt.

Der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern, Wertberichtigungen und Amortisationen (EBITDA) nahm um 3% auf 163 Mio. Franken zu. Der betriebliche Mittelfluss sprang von 25 Mio. auf 88 Mio. Franken.

Der Reingewinn sank aber um einen Viertel auf 71 Mio. Franken. Im zweiten Quartal hatte der Rückgang gar 47% auf 27 Mio. Franken betragen.

Sonderkosten: Hüftgelenk-Vergleich

Centerpulse verweist auf Sonderkosten: um 5% erhöhte Kosten für die Rechtsfälle um fehlerhafte Hüft- und Kniegelenke (61 Mio. Franken) und Kosten im Zusammenhang mit der Übernahme von Centerpulse (16 Mio. Franken).

Auch die Verkäufe waren leicht rückläufig. Der Halbjahres-Umsatz sank gegenüber der Vorjahresperiode um 1% auf 634 Mio. Franken. In lokalen Währungen resultierte dagegen ein Plus von 9 Prozent.

Für das ganze Jahr hält Centerpulse an der Prognose eines Umsatz-Wachstums von mindestens 10% in Lokalwährungen und einer EBITDA-Marge von 24 bis 25% fest. Letztere hatte sich im ersten Halbjahr von 24,9 auf 25,7% verbessert.

swissinfo und Agenturen

Übernahme-Angebot Zimmer:
Rund 350 Franken pro Aktie
Gesamtwert: 4,2 Mrd. Franken

Konkurrent-Angebot Smith & Nephew
Gesamtwert: 3,6 Mrd. Franken

Centerpulse, die frühere Sulzer Medica, hat eine schwierige Phase hinter sich. Die ehemalige Tochter des Schweizer Sulzer-Konzerns war nicht zuletzt durch das Debakel um verschmutzte Hüftgelenke und die damit verbundenen Sammelklagen in den USA in Schwierigkeiten geraten.

Dazu kam die allgemein schleppende Wirtschaftsentwicklung.

Die Sammelklagen konnten letzten November durch einen Vergleich geregelt werden. Centerpulse überwies dazu 725 Mio. Dollar an einen Treuhands-Fonds. Neben Centerpulse beteiligte sich der ehemalige Mutterkonzern Sulzer mit 75 Mio. Dollar und die Winterthur-Versicherung mir 229 Mio. Dollar am Vergleich.

Ein vom Gericht ernannter Treuhänder sorgt für die Auszahlung. Patienten, die sich wegen der fehlerhaften Gelenke einer zweiten Operation hatten unterziehen müssen, erhalten im Durchschnitt 200’000 Dollar.

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