Ciba Spezialitäten will fast 1000 Stellen abbauen

Der Basler Chemiekonzern Ciba Spezialitätenchemie will in den kommenden zwei Jahren erneut rund 950 Stellen abbauen, davon gegen 300 in Basel.
Trotz besserem Resultat im 3. Quartal wird somit die Restrukturierung im Textil- und Papiersektor vorangetrieben.
In Basel entfallen durch die Automatisierung der Prozessabläufe in der Textil-Farbstoffherstellung und die ‹Verschlankung› von Supportfunktionen gegen 300 Arbeitsplätze. Der Abbau von 200 dieser gegen 300 Stellen in Basel war bereits letzten November angekündigt worden, wie Ciba Spezialitätenchemie (SC) am Mittwoch in Basel mitteilte.
Der Abbau werde laut Communiqué «primär über interne Versetzungen, vorzeitige beziehungsweise ordentliche Pensionierungen sowie über natürliche Fluktuation realisiert».
Rund 75 Kündigungen und Hilfe beim Outplacement
Dennoch würden aus heutiger Sicht betriebsbedingte Kündigungen nicht zu vermeiden sein. Konkret: «Dies wird nach heutigem Kenntnisstand weniger als einen Viertel der Stellenreduktion betreffen» (Communiqué).
Mit internen Jobbörsen und der Unterstützung bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen ausserhalb des Unternehmens soll die Zahl der Stellenlosen so tief wie möglich gehalten werden.
Verstärkte Ausrichtung auf Boomregion Asien
Im vierten Quartal des laufenden Jahres soll sich die Profitabilität des von Raisio übernommenen Papierchemikalien-Geschäfts verbessern, sagte Ciba-CEO Armin Meyer. Zur Verwirklichung dieses Ziels lege Ciba ein Restrukturierungs-Progamm auf, in dessen Rahmen auch das Geschäft Textile Effects verstärkt auf die Boomregionen Asiens ausgerichtet werden sollen.
Der Stellenabbau werde zu Belastungen von 125 Mio. Franken nach Steuern führen. Jeweils rund 50 Mio. sollen dabei 2004 und 2005 anfallen, 25 Mio. seien für 2006 vorgesehen. Ab 2007 will Ciba mit dem Programm jährlich dann 90 Mio. einsparen; erste Spar-Effekte sollten bereits 2005 spürbar sein.
3. Quartal 2004: Markterwartungen übertroffen
Der Konzern hat im dritten Quartal dank vermindertem Preisdruck und der Auflösung von Rückstellungen einen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 22% höheren Gewinn von 132 Mio. Franken erzielt und damit die Markterwartungen weit übertroffen.
Der Umsatz stieg um 13% auf 1,86 Milliarden. Ciba bestätigte die Ertragsprognose für das Gesamtjahr 2004; ohne Akquisitionen wird in Lokalwährungen ein Umsatz über dem Niveau von 2003 erwartet.
Der Konzerngewinn soll steigen und die EBITDA-Marge, bereinigt um Restrukturierungskosten und in Franken, über dem Vorjahr liegen (Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Dieses Wachstum erfordere jedoch zusätzliche Investitionen, weshalb es schwieriger werde, das bisher kommunizierte Ziel für den freien Cash Flow zu erreichen.
Zuletzt hatte Ciba angekündigt, einen freien Cash Flow am unteren Ende der Spanne von 400 bis 500 Mio. Franken erreichen zu wollen.
Der Gewinn profitierte im dritten Vierteljahr von der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 28 Mio. Franken. Zudem beeinflussten eine substanziell verbesserte Entwicklung der Verkaufspreise, höhere Verkaufsvolumen, eine höhere Produktionsauslastung sowie striktes Kostenmanagement das Ergebnis positiv.
Der Preisverfall konnte im Berichtsquartal durch die Konzentration auf profitable Umsätze und Preiserhöhungen deutlich gebremst werden, hiess es.
Aufschwung in USA und Asien hält an
Ciba sieht einen anhaltenden Wirtschaftsaufschwung in verschiedenen Regionen, besonders in den USA, China und Japan, auch wenn die Vorhersehbarkeit eingeschränkt bleibe.
Die Märkte verbesserten sich, sagte Ciba-CEO Armin Meyer. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Preise aber noch immer im Rückwärtsgang, wenn auch verlangsamt, sagte ein Analyst einer Schweizer Grossbank.
Kritit der Gewerkschaften
Die Gewerkschaft UNIA übt massive Kritik an der Führung der Ciba Spezialitätenchemie.
Ins Schussfeld gerät die Ciba-Direktion nicht nur wegen dem angekündigten Abbau von 950 Stellen. Die UNIA setzt auch beim Quartalsabschluss Fragezeichen.
Die Ciba-Medienmitteilung zum Abschluss nach dem dritten Quartal 2004 sei schönfärberisch, schreibt die Gewerkschaft in einem Communiqué vom Mittwoch.
Kritisiert wird fehlende Transparenz. Zudem wirft die UNIA der Konzernleitung unter Armin Meyer vor, keine Strategie zu haben.
swissinfo und Agenturen
Ciba Spezialitätenchemie (SC) fasst die ehemaligen Aktivitäten «Fein-Chemikalien» der 1996 fusionierten Riesen Ciba und Sandoz zusammen.
Sie umfasst alles, was weder Gesundheit (Novartis) noch Agrochemie ist (Syngenta).
Weltweit umfasst das Unternehmen rund 19’000 Mitarbeitende, 80 Produktionsstätten und Labors in rund 30 Ländern.
4000 Personen sind in der Schweiz beschäftigt, davon rund 3300 in der Region Basel.
2003 betrug der Umsatz von Ciba SC 6,6 Mrd. Franken. 281 Mio. wurden in Forschung und Entwicklung investiert.
Im 3. Quartal 2004 wurde ein gegenüber dem Vorjahresquartel um 22% höherer Gewinn erzielt.
Am guten Resultat beteiligt war auch die Auflösung einer Rückstellung von 28 Mio. Franken.
Der Umsatz im 3. Quartal stieg um 13% auf 1,86 Mrd. Franken.

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