Corti wehrt sich gegen Kritik des Liquidators
Das Grounding der Swissair am 2. Oktober 2001 ist nach Ansicht des damaligen Konzernchefs Mario Corti von den Schweizer Grossbanken angestrebt worden.
Corti wehrt sich gegen den Vorwurf des fehlenden Krisenmanagements, den Liquidator Karl Wüthrich vor einer Woche erhoben hat.
Die Bemühungen des Bundes, den Stillstand der Swissair-Flotte in letzter Stunde abzuwenden, seien erfolglos geblieben, wird Mario Corti in einer Stellungnahme zitiert, die in der «SonntagsZeitung» publiziert wurde.
Eine Woche zuvor hatte Swissair-Liquidator Karl Wüthrich in einem Interview mit der gleichen Zeitung gesagt, die Swissair wäre zu retten gewesen.
Nicht ohne Konzept
Dem damaligen Swissair-Chef Corti habe jedoch ein klares Konzept gefehlt, hatte Wüthrich kritisiert. Dem widerspricht Corti nun. Es sei falsch, dass er ohne Konzept beim Bundesrat vorgesprochen habe, teilte Corti mit.
Die damals beantragte Bundesgarantie hätte die nach dem 11. September 2001 angespannte Liquiditätssituation entschärfen können, ist er überzeugt.
Laut Wüthrich hatte Corti aber eine «wirkliche Sanierung» verpasst, so dass es zu dem unkontrollierten Grounding kam. Die Ankündigung einer Nachlassstundung habe den Liquiditätsbedarf explosionsartig ansteigen lassen, konterte Corti.
Distanzierte Banken
Der Bitte, man möge deshalb einer vorsorglichen Aufstockung der Liquidität zustimmen, sei zuvor aber nicht entsprochen worden. Alle Beteiligten seien am Wochenende vor dem Grounding diesbezüglich gewarnt worden. Das Grounding hinauszuschieben, sei aus Liquiditätsgründen auch nicht möglich gewesen, schreibt Corti.
Im Übrigen habe die Swissair von der Grossbank UBS nicht immer nur Kredit verlangt. Doch die Grossbank habe sich «trotz anders lautenden Beteuerungen von höchster Stelle» immer mehr von der Gruppe distanziert.
swissinfo und Agenturen
Am 2. Oktober 2001 blieben alle Flugzeuge der nationalen Schweizer Fluggesellschaft Swissair am Boden, nach 71 Jahren ununterbrochenem Flugbetrieb.
Das letzte Swissair-Flugzeug landete am 1. April 2002 aus Buenos Aires kommend in Zürich, trotz einem zur Rettung des Unternehmens gesprochenen Überbrückungskredit der Eidgenossenschaft von 450 Mio. Fr. im Oktober 2001.
Die Fluggesellschaft war unter anderem wegen dem Kauf unzähliger Anteile an verlustreichen Airlines, mit denen sie eine Allianz aufbauen wollte, zusammengebrochen.
Die Konkurrentin Crossair übernahm, was von der Swissair übrigblieb und setzte damit den Grundstein für die neue Fluggesellschaft «Swiss», die 2005 von der Lufthansa übernommen wurde.
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