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Credit-Suisse-Kollaps: Die Aufarbeitung in der Schweiz verzögert sich

Auf der Generalversammlung der CS im Jahr 2023 verlässt CEO Ulrich Körner die Bühne. Das Bild ähnelt einem Schattenriss.
Die CS, einst eine der Schweizer Vorzeigebanken, wurde zum Schatten ihrer selbst. Wer trägt die Verantwortung? KEYSTONE/© KEYSTONE / MICHAEL BUHOLZER

Im März 2023 kollabierte die Credit Suisse. Nur dank staatlicher Hilfe und einer Notfusion mit der Konkurrentin UBS konnte ein unkontrollierter Konkurs verhindert werden. Nun wartet die Schweiz auf den parlamentarischen Untersuchungsbericht. Wer hat beim Untergang der Traditionsbank versagt?

Für die einen trägt alleine das Credit-Suisse-Management um ex-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann die Schuld am Kollaps der CS. Für die anderen hat die Finanzmarktaufsicht um Marlene Amstad versagt. Und für wieder andere ist klar: Ex-Finanzminister Ueli Maurer hätte früher einschreiten müssen.

Derweil kritisiert kaum jemand den Nationalbank-Präsidenten Thomas Jordan. Und das, obwohl seine Behörde zuständig ist für die Finanzstabilität.

Im März 2023 gewährte die Schweizerische Nationalbank (SNB) der notleidenden Credit Suisse eine Kreditlinie von bis zu 250 Milliarden Franken, um sie vor dem unkontrollierten Kollaps zu bewahren.

Im Geldcast hat Fabio Canetg mit einem der wenigen Kritiker des scheidenden SNB-Präsidenten Thomas Jordan gesprochen: Markus Somm, Verleger und Chefredaktor des Nebelspalters. Was er Jordan vorwirft, hören Sie hier:

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Untersuchungsbericht verzögert sich

Zurzeit wartet die Schweiz auf den Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zum CS-Ende. Präsidiert wird sie von Mitte-Ständerätin Isabelle Chassot. Insgesamt befassen sich 14 National- und Ständerät:innen mit der CS-Notfusion.

Erste Ergebnisse wurden ursprünglich für diesen Frühling erwartet. Der Bericht hat sich aber immer wieder verzögert. Aktuell geht Chassot davon aus, dass es Ende 2024 wird, bis sie ihren Bericht vorlegen kannExterner Link. Viel länger als gedacht dauert die Befragung aller involvierten Personen.

Und die Erwartungen sind hoch. Sowohl die Politik als auch die Öffentlichkeit wollen wissen: Wer hat versagt beim Credit-Suisse-Debakel?

Die Suche nach den Schuldigen

Als bereits ausgemacht gilt, dass die ehemalige Credit-Suisse-Spitze um Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann einen Grossteil der Verantwortung trägt. Mehrere Finanzskandale mit Verlusten in Milliardenhöhe und strategische Fehlentscheide haben die Bank über Jahre hinweg geschwächt.

Im Fokus der parlamentarischen Untersuchungskommission stehen aber vielmehr die politischen Akteur:innen rund um den CS-Kollaps.

Zum Beispiel Marlene Amstad, die Präsidentin der Finanzmarktaufsicht (Finma). Niemand habe sie ernst genommen, sagt etwa Markus Somm, der einflussreiche Journalist und Polit-Beobachter des Nebelspalters.

Wenn das wahr ist, wäre das höchst problematisch: Will die Finma nämlich eine Grossbank wie die Credit Suisse abwickeln, braucht sie dafür die politischen Unterstützung vom Bundesrat bis zur Nationalbank.

Auch die Nationalbank kritisiert Marlene Amstad für Ihre Rolle im CS-Debakel: Die Finma hätte dafür sorgen müssen, dass die Banken jederzeit genug verfügbare Sicherheiten hätten, um im Notfall bei der Nationalbank neue Gelder zu beziehen.

Solche Sicherheiten hatte die CS im März 2023 nicht mehr. «Die Liquiditätsplanung einer Bank für den Krisenfall wird von der Finma überwacht und nicht von der SNB», beschied die Nationalbank gegenüber der Sonntagszeitung im Dezember 2023.Externer Link

Was hätte SNB-Präsident Jordan tun können?

Doch nicht nur Finma-Präsidentin Amstad sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, sondern auch Ex-Finanzminister Ueli Maurer. Medienberichten zufolgeExterner Link informierte er am 2. November 2023 den Gesamtbundesrat über die Notlage der Credit Suisse.

Ein Hilfspaket sei damals bereit gewesen. Doch die CS hätte nicht vom Staat gestützt werden wollen. Wohl auch darum sagte Ueli Maurer eine ausserordentliche Bundesratssitzung zur CS – sie war traktandierte auf den 4. November 2023 – kurzerhand ab.

Seit dieser Umstand bekannt ist, muss auch er sich kritische Fragen gefallen lassen. Hätte er mehr Druck machen müssen auf die Credit-Suisse-Spitze?

Eine gewichtige Rolle neben Amstad und Maurer spielte auch SNB-Präsident Thomas Jordan. Bisher war seine Behörde nur wenig im Fokus der öffentlichen Debatte. Doch nun muss sich auch Jordan rechtfertigen: Warum hat er sein politisches Gewicht nicht in die Waagschale geworfen, um die CS-Spitze von einer rechtzeitigen Staatshilfe zu überzeugen?

Und wieso hat er nie auf den Hinweis der Finma reagiert, wonach der Korb an akzeptierbaren Sicherheiten für Notkredite zu eng gefasst sei?

Die Schweiz wartet weiterhin auf Antworten.

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