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Credit Suisse soll Entschädigung zahlen

Umweltaktivisten richteten letzten Februar am Paradeplatz vor der Credit Suisse einen "Mahnbaum" auf. Keystone

Knapp über 12 Mio. Franken - den Ertrag aus dem Börsengang des Tropenholz-Konzerns Samling - soll die Credit Suisse (CS) an die Bewohner der Regenwälder zahlen.

Das fordern der Bruno-Manser-Fonds und die Gesellschaft für bedrohte Völker. Sie kritisieren die Geschäftsbeziehungen der CS zum malaysischen Forstkonzern.

Mit ihren Dienstleistungen für Samling verletze die CS ihr eigenes Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und andere von ihr anerkannte Richtlinien in Sachen Umweltschutz.

Die Risikoüberprüfung des Konzerns Samling im Hinblick auf deren Börsengang sei offensichtlich nicht unabhängig genug gewesen, kritisierten Vertreter der beiden Organisationen am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich.

CS weist Vorwürfe zurück

Die CS weist diese Vorwürfe entschieden zurück. «Wir haben Samling umfassend überprüft, auch durch externe Experten», sagte CS-Sprecher Alex Biscaro.

«Zusammen mit anderen Bankinstituten sind wir zum Schluss gekommen, dass Samling die massgebenden Gesetze und Standards einhält.» Die Forderung nach einer Entschädigung entbehre deshalb jeglicher Grundlage.

Der Samling-Konzern verfügt nach Angaben des Bruno-Manser-Fonds (BMF) und der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) über Forstkonzessionen für gut 1,4 Mio. Hektaren im tropischen Regenwald in Sarawak, Malaysia, und weitere 1,6 Mio. im südamerikanischen Guyana.

Missachtung der Rechte der Urbevölkerung

Der Konzern missachte die Rechte der indigenen Bevölkerung, so etwa jene der Penan in Sarawak, unter denen der Schweizer Bruno Manser jahrelang gelebt hatte.

Er missachte auch andere internationale Regelungen zum Schutz der jeweiligen Urbevölkerungen aufs Übelste, sagte GfbV-Geschäftsleiter Christoph Wiedmer.

Offizielle Besitzurkunden zählten gar nichts, so die GfbV. Die vom Völkerrecht vorgesehene Partizipation und das Recht der betroffenen Bevölkerung, Nein zu sagen, blieben unbeachtet.

Erstmals Treffen von indigenen Volksvertretern und Samling

Bei einer Gesprächsrunde am Donnerstag Nachmittag trafen erstmals überhaupt Vertreter indigener Völker mit Samling zusammen. Lukas Straumann von BMF zog nach dem Treffen eine gemischte Bilanz.

Es sei zwar positiv, dass sie ihre Anliegen hätten anbringen können. Heikle Fragen seien aber nicht beantwortet worden.

Zudem zeigte sich Straumann enttäuscht über die CS: «Sie sieht ihre Fehler nicht ein und verschanzt sich hinter dem Bankgeheimnis.» Mit einem Appell an die CS-Aktionäre werde die Forderung nach einer Stellungnahme der CS-Spitze unterstrichen.

Samling-Sprecher weisen Vorwürfe zurück

Die Delegierten von Samling bezeichneten das Treffen als nützlich, wiesen aber die Vorwürfe entschieden zurück. James Ho, Leiter Waldmanagement, sagte, Samling halte sich an alle Gesetze und Vorschriften.

Man sei sehr besorgt über die Vorwürfe, versicherte auch Samling-Sprecherin Cheryl Yong. Der Konzern sei sich seiner Verantwortung gegenüber der Urbevölkerung bewusst.

Das nomadisierende Volk der Penan im malaysischen Sawarak sei nicht repräsentativ – in den Gebieten, in denen Samling tätig sei, lebten zwei Dutzend indigene Völker.

Vom Vorwurf, die Holzfirma entziehe der Waldbevölkerung die Lebensgrundlagen, wollte auch Steward Haran, verantwortlich für die Beziehungen zur Lokalbevölkerung, nichts wissen.

Eine gewisse Verschmutzung des Wassers sei wohl nicht zu vermeiden, aber daran stürben die Fische nicht. Auch an jagdbaren Wildtieren fehle es nicht.

swissinfo und Agenturen

Bruno Manser lebte von 1984 bis 1990 in Borneo. Er studierte und zeichnete die Sprache, Kultur und das Leben des Regenwald-Volkes der Penan auf.
Er verliess Sarawak 1990 und begann, über die Penan Vorträge zu halten.
1993 trat er vor dem Bundeshaus in Bern in einen Hungerstreik, um gegen den Import von Tropenholz aus Borneo zu protestieren.
2000 brach er von neuem nach Sarawak auf, obschon ihn die malaysische Regierung mit einer Einreisesperre belegt hatte.
Seit dem 25. Mai 2000 galt er als verschollen. Jetzt hat ihn ein Basler Gericht als tot erklärt.
Am jüngsten Filmfestival Vision du Réel in Nyon ist ein Film über den Umweltaktivisten aufgeführt worden: «Bruno Manser – Laki Penan».

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