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Crossair-Aktie: Hoch und Tief

Das Zürcher Ja zur neuen Crossair beflügelte die Aktie nur einen Vormittag lang. Keystone

Der positive Entscheid des Kantons Zürich zur neuen Fluggesellschaft hat die Crossair-Namenaktie nur kurz beflügelt. Sie ging leicht tiefer als am Freitag aus dem Markt.

In einem schwächeren Gesamtmarkt wurden die Crossair-Aktien am Montagvormittag zeitweise mit 57,50 Franken gehandelt. Das waren rund 7,5% mehr als bei Handelsschluss am Freitag.

In der ersten Nachmittags-Hälfte sank der Kursgewinn wieder auf etwa 2,8%. Schlussendlich ging die Aktie mit 53,25 Franken, das sind 0,25 Franken tiefer als am Freitag, aus dem Markt.

Der Grund für den vormittäglichen Aktien-Anstieg war das Zürcher Ja bei der Abstimmung vom Wochenende. 55,5% der Stimmenden (185’000 Personen) stimmten der 300-Millionen-Beteiligung des Kantons Zürich an der neuen Luftfahrt-Gesellschaft zu. Das Aktienkapital der neuen Fluglinie muss auf rund 2,5 Mrd. Franken aufgestockt werden, um die angestrebte 26/26-Variante umzusetzen.

Der 100-Millionen-Bürgschaft für den Flughafen stimmten 67.63% (226’330 Personen) zu. Die Bürgschaft sichert dem Flughafen den finanziellen Spielraum, um flugnahe Betriebe von der Swissair zu übernehmen.

Swissair-Aktie bald Sammelstück

Einen bösen Absturz erlebten die Aktien der zusammengebrochenen Luftverkehrs-Holding SAirGroup: Ihr Kurs brach bis am Abend um 39,1 Prozent auf 1,40 Franken ein. Das sind noch 15 Rappen mehr als der erreichte absolute Tiefstwert von 1,25 Franken. Die SWX hatte am Montagmorgen den Rückzug der SAirGroup-Papiere vom Handel per Ende Monat angekündigt.

Hohe Zustimmung in den Gemeinden

Am deutlichsten angenommen wurde die Beteiligung mit 69,3% von der Standort-Gemeinde Kloten. Auch die Flughafen-Gemeinden Embrach, Opfikon, Bülach, Bachenbülach und Winkel stimmten deutlich Ja.

Die Stadt Zürich hat mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 58,3% der Mio.-Beteiligung sehr deutlich zugestimmt. In den bürgerlich dominierten Stadtkreisen 6, 7 und 8 lag die Zustimmung über 60%; die traditionell sozial-demokratischen Kreise 4 und 5 stimmten mit je 55,2% zu.

Die als Flughafen-freundlich bekannten Seegemeinden am Zürichsee stimmten deutlich Ja: Am rechten Seeufer lag der Ja-Anteil in Zollikon mit 61,6% am höchsten, auf der linken Seeseite holte Kilchberg diese Position mit 63,6%.

Nur die beiden ländlichen Rand-Bezirke Andelfingen und Hinwil sagten knapp Nein zu beiden Vorlagen.

Warten auf Namen

Der Entscheid über den Namen der Schweizer Fluglinie wird noch am Montag erwartet. Der Crossair-Verwaltungsrat könnte dem Rätselraten an seiner Sitzung ein Ende bereiten.

Zürich entscheidet für alle Kantone

Am Zürcher Entscheid hing die Zukunft der ganzen Fluglinie: Hätten die Zürcherinnen und Zürcher die Vorlagen bachab geschickt, hätten andere Kantone ihre versprochenen Gelder nicht einbezahlt.

Die Konferenz der kantonalen Finanzdirektoren zeigte sich deshalb erfreut über den Entscheid in Zürich. Das Ergebnis sei ein «positives Signal» an jene Kantone, wo ein Beteiligungs-Entscheid noch anstehe.

Der Zürcher Volkwirtschafts-Direktor, Ruedi Jeker, begrüsste den Ausgang als «unternehmerischen Entscheid». Damit könne «maximaler volkswirtschaftlicher Nutzen» einer neuen Fluggesellschaft «abgeholt werden».

Crossair-Chef André Dosé sprach von einem wichtigen Vertrauensbeweis, Mit dem Ja seien die Voraussetzungen zur Verwirklichung des 26/26-Modells erfüllt.

Schweizer Regierung sieht optimale Voraussetzungen

Auch den Bundesrat freut das Zürcher Ja. Mit einer neuen nationalen Fluggesellschaft könnten Standortvorteile gewahrt, Knowhow erhalten und massive Arbeitsplatzverluste vermieden werden, teilte die Regierung per Communiqué mit. Bezüglich der Kapitalausstattung seien jetzt optimale Voraussetzungen für den Start der neuen Gesellschaft geschaffen worden.

Unique und Gewerkschaften glücklich

Der Flughafen Zürich-Kloten ist sehr erfreut über den Ausgang der Abstimmung. Das Resultat bestätige, dass die Bevölkerung die Bedeutung des Flughafens erkenne und die Sicherstellung des Flugbetriebs unterstütze, sagte Unique-Direktor Josef Felder.

Auch VPOD-Präsident Daniel Vischer zeigte sich über das Ergebnis erleichtert und zufrieden. Er sei überrascht über die Deutlichkeit des Entscheides.

Für Aeropers, die Swissair-Cockpit-Personal-Vereinigung, bedeute das Ja einen entscheidenden Schritt für die Umsetzung der neuen Airline, sagte Geschäftsführer Christoph Ulrich.

Sieg durch «Verfälschung und Manipulation»

Den Abstimmungs-Entscheid nicht akzeptieren will der SVP-nahe Bund der Steuerzahler (BDS). Durch «Verfälschung und Manipulation des Stimmzettels» sei das Ergebnis zu Stande gekommen, teilte der BDS mit.

Schon vor der Abstimmung hatte der BDS beim Bundesgericht eine Stimmrechts-Beschwerde eingereicht. Eine zweite Stimmrechts-Beschwerde ist zudem im Zürcher Kantonsrat hängig.

Wenig begeistert zeigten sich auch die SVP und die Grünen. Letztere sagten, nun müssten die Befürworter beweisen, dass sie die Arbeitsplätze sichern könnten. Die SVP will genau beobachten, wie es weitergeht.

Philippe Kropf und Agenturen

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