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CS enttäuscht, UBS bricht alle Rekorde

Angestellte der Credit Suisse haben zwar viel verdient, doch auch die Gewinne der Gruppe geschmälert. Keystone

Die Schweizer Grossbank Credit Suisse kann mit den Jahreszahlen 2005 nicht glänzen, der Rekord-Gewinn der Konkurrentin UBS hat sie in den Schatten gestellt.

Die Credit Suisse Group (CSG) kann vom frischen Wind in der Finanzwelt noch nicht voll profitieren, sie muss zuerst das Schiff wieder wirklich flott machen.

Die CSG hat im vergangenen Geschäftsjahr den Anschluss an die Konkurrentin UBS verloren. Inzwischen erreicht die UBS annähernd das doppelte Volumen der Credit Suisse Group. So verwaltet der grösste private Vermögensverwalter der Welt Gelder im Umfang von 2652 Mrd. Franken, bei der Credit Suisse sind es 1484 Mrd. Franken.

«Der Grund für die Enttäuschung der CSG liegt klar in den höher als erwarteten Ausgaben im vierten Quartal», kommentiert der Analyst Javier Lodeiro von der Bank Sarasin.

Doch die Analysten warnen davor, nicht zu viel in die Zahlen des vierten Quartals 2005 der CSG hinein zu interpretieren. Der Taucher könnte auch nur ein Ausrutscher in einem sonst erfolgreichen Jahr gewesen sein.

Gute Performance

Beide Schweizer Grossbanken haben 2005 gut gearbeitet. Die UBS kam auf einen Nettogewinn von 9,844 Mrd. Franken, die CSG erwirtschaftete 5,85 Mrd. Franken.

«Beide Unternehmen haben sehr, sehr gut gearbeitet», sagt auch Andy Penman, Analyst bei Barclay Stockbrokers in London, gegenüber swissinfo. «Im Private Banking ist fast kein Unterschied zwischen Credit Suisse und UBS festzustellen.»

Trotz dem etwas schwächeren vierten Quartal der CSG sei ein Wachstum der Aktiven beim Bankenkonzern zu beobachten. Denn bis zum Herbst 2005 habe die CSG gegenüber dem Rivalen UBS aufgeholt, so Penman. Falls die Schwächen korrigiert werden könnten, sei dieses Jahr ein weiteres Aufholen möglich.

Neuer Auftritt

Die Credit Suisse markierte im Januar mit einem frischen Auftritt ihre neue Ausrichtung als globale Bank. Ein Schritt, den die UBS bereits 2003 unternommen hatte.

«Dieser Schritt der Credit Suisse ist absolut logisch», sagt Penman. «Der Auftritt unter einem einzigen Namen garantiert massgeschneiderte Lösungen und die Fokussierung auf einen verbesserten Service und auf Spitzenprodukte.»

Diese Orientierung zeige, dass es der Credit Suisse ernst sei, sich von ihrem Versicherungsgeschäft zu trennen oder dieses zu verkaufen. Penman spricht dabei auf die Winterthur-Versicherungen an, die 1997 von der CSG aufgekauft worden waren.

Während dieses Geschäft heute zwar profitabel läuft, haben die Investoren nicht vergessen, dass die Credit Suisse 2002 rund 3,7 Mrd. Franken in die Winterthur einschiessen musste, um deren Kapitalbasis zu sichern.

Laut Credit Suisse soll die Winterthur in der zweiten Jahreshälfte für einen Börsengang bereit sein. Die Terminierung dieses so genannten IPO (Initial public offering) soll je nach der Lage in den Aktienmärkten erfolgen.

Keine Eile

«Sie muss nicht dringend verkauft werden», meint Penman. «Investoren warten bereits seit einiger Zeit auf diesen Spin-Off. Die Strategie, alles unter einem Namen anzubieten und die damit verbundene klarere Strategie der CSG, könnte dabei nun hilfreich sein.»

Penman vermutet, dass die «grossen Spieler» der Bankenszene weiter in den Bereich Private Banking vordringen möchten. Mitmischen würden dabei sicher auch CSG und UBS.

«Ich bin nicht ganz sicher, dass die Credit Suisse die gleiche Stärke und Produkte-Vielfalt hat wie die UBS, doch sie hat sicher Potenzial.» Penman vermutet mehr Potenzial in den Aktien der Credit Suisse. Doch seine Firma habe nicht die Absicht, ihre UBS-Anteile zu verkaufen.

Und er kommt zum Schluss: «Beide Schweizer Banken sind sehr gut positioniert für den anhaltenden Kampf im Bereich der Vermögensverwaltung.»

swissinfo, Robert Brookes
(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

UBS 2005
Reingewinn: 9,84 Mrd. Franken (+28%)
Gesamtergebnis (inkl. Erlös aus Verkauf von vier Geschäfts-Einheiten: 14,03 Mrd. Franken (+75%)
Vorgeschlagene Dividende: 3,8 Franken

CSG 2005
Reingewinn: 5,85 Mrd. Franken (+4%)
Vorgeschlagene Dividende: 2 Franken

Die beiden grössten Schweizer Banken UBS und Credit Suisse (CS) gehören dank Fusionen und Übernahmen auch international zu den Grössten der Branche.

In den letzten Jahren war die UBS erfolgreicher als die CS. Gründe: Die CS hatte Probleme mit der Credit Suisse First Boston in den USA, im Versicherungs-Geschäft (Winterthur-Übernahme) sowie im Management.

Beide Banken haben alle Geschäftszweige unter einen einheitlichen Markenauftritt gestellt, die UBS im Jahr 2003 und die CS im vergangenen Januar.

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