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CSG will nicht auf Brabeck verzichten

Nestlé-Chef Peter Brabeck bleibt im CS-Verwaltungsrat, jedoch nicht mehr als Vize-Präsident. Keystone

Trotz der Kritik haben die Aktionäre der Credit Suisse Group (CSG) den Nestlé-Chef Peter Brabeck wieder in den Verwaltungsrat gewählt.

Brabeck, dessen Nominierung von der Anlagestiftung ethos bekämpft wurde, verzichtet jedoch auf das Vize-Präsidium der Schweizer Grossbank.

Die Aktionäre wählten Brabeck mit knapp 91 Prozent Ja-Stimmen erneut in das Gremium. Dies gab Verwaltungsrats-Präsident Walter Kielholz am Freitag an der CSG-Generalversammlung im Klotener Eisstadion unter Buhrufen aus dem Saal bekannt. Knapp 6 Prozent stimmten dagegen, 2 Prozent enthielten sich der Stimme.

Auch die übrigen umstrittenen Verwaltungsräte Thomas Bechtler und Lindt & Sprüngli-Chef Ernst Tanner erhielten Zustimmungsraten von über 91 Prozent. Jeweils über 5 Prozent der Stimmen lehnten ihre Wiederwahl ab.

ethos: Keine Zeit

Gegen die Wiederwahl von Brabeck hatten sich die Anlagestiftung ethos, die bereits an der Nestlé-Generalversammlung einen Achtungserfolg gegen Brabeck erzielt hatte, und mehrere Kleinaktionäre ausgesprochen.

Sie warfen Brabeck, Bechtler und Tanner vor, angesichts der vielen Mandate bei anderen gewichtigen Unternehmen zu wenig Zeit zu haben für das anspruchsvolle Mandat bei der CSG.

Brabeck hatte nach der Ohrfeige der Nestlé-Aktionäre bereits im Vorfeld der CSG-Generalversammlung auf die Kritik reagiert: Der Nestlé-Chef werde auf das Vizepräsidium des CSG-Verwaltungsrates verzichten, hatte Alt Bundesrat Kaspar Villiger, der neu im Nestlé-VR sitzt, am vergangenen Wochenende publik gemacht.

An seiner gestrigen Sitzung habe der CSG-Verwaltungsrat von dem Verzicht Brabecks Kenntnis genommen, gab Kielholz vor 1667 Aktionären in Kloten bekannt. Zudem wolle Brabeck auch das Kompensations-Komitee verlassen. Damit ist er nur noch einfacher Verwaltungsrat der CSG.

Kritik zurückgewiesen

Die Kritik «mangelnder Verfügbarkeit für alle zur Wiederwahl stehenden Herren und für den gesamten Verwaltungsrat» könne er nicht akzeptieren, sagte Kielholz. Die Jahre 2003 und 2004 seien sehr intensive Jahre für den Verwaltungsrat gewesen.

«Die drei in der Öffentlichkeit kritisierten Herren waren immer für ihre Aufgabe bei der Credit Suisse Group verfügbar», sagte Kielholz zur umstrittenen Wiederwahl von Brabeck, Bechtler und Tanner.

Der Verwaltungsrat (VR) habe sich im letzten Jahr zu neun Sitzungen getroffen. Daneben habe es über 25 Sitzungen der vier Ausschüsse des Verwaltungsrats gegeben.

«Über das ganze Jahr gab es gesamthaft – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – kaum Absenzen», sagte Kielholz. Alle Verwaltungsräte würden jeweils umfangreiches Material zur Bearbeitung vor den Sitzungen erhalten. «Die Vorbereitung der Sitzungen durch die einzelnen Verwaltungsräte ist sehr gewissenhaft», sagte Kielholz.

Unverzichtbar

Zudem sei es für ihn als Präsidenten des Verwaltungsrates «auch sehr wichtig, Mitglieder in dem Gremium zu haben, die über aktive Führungserfahrung in grossen und mittleren Unternehmen verfügen», sagte Kielholz. Auf diese Kompetenzen könne der CSG-VR nicht verzichten.

Neben Brabeck wurde auch Robert Benmosche erneut in den VR gewählt. Zudem wurde das Gremium durch den Franzosen Jean Lanier und den Holländer Anton van Rossum ergänzt. Überdies segneten die Aktionäre das Aktienrückkauf-Programm in Höhe von 6 Mrd. Fr. ab.

swissinfo und Agenturen

Die Credit Suisse wurde 1856 als Schweizerische Kreditanstalt (SKA) gegründet.
Sie ist nach der UBS die zweitgrösste Schweizer Bank.
2004 hat die CSG einen Umsatz von 54 Mrd. Fr. und einen Gewinn von 5,6 Mrd. Fr. erzielt.
Die CSG beschäftigt rund 60’000 Personen in über 50 Ländern.

Die Generalversammlung der CSG hat Peter Brabeck mit 90,88% Ja-Stimmen wieder in den Verwaltungsrat der Grossbank gewählt.

Die Wiederwahl war von der Anlagestiftung ethos bekämpft worden. Sie argumentierte, dass der Nestlé-Chef nicht genügend Zeit für diese anspruchsvolle Funktion in der Bank habe.

Brabeck war schon vor zwei Wochen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil er ein Doppelmandat (CEO und VR-Präsident) des multinationalen Konzerns in Vevey angenommen hatte.

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