Cybercrime: In der Schweiz besteht Handlungsbedarf
Die Internet-Betrugsfälle sind laut Angaben der Internationalen Handelskammer (ICC) letztes Jahr weltweit dramatisch angestiegen. Zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität besteht auch in der Schweiz Handlungsbedarf.
Gemäss einer Erhebung von Experten für Wirtschafts-Kriminalität der ICC – der Weltorganisation der Wirtschaft – stehen 67 Prozent der im Jahr 2000 gemeldeten Fälle von Internetkriminalität in direktem Zusammenhang mit absichtlicher Täuschung im e-Commerce.
Die Scheinangebote betrafen sowohl Güter wie auch Dienstleistungen, wie der schweizerische Landesausschuss der ICC am Freitag (12.01.) in Zürich mitteilte. Besonders im Banken-, Versicherungs- und Transportbereich bestehe ein Bedarf nach Warninstrumenten.
Spezialabteilungen der ICC haben eine neue Dienstleistung zur Cybercrime-Bekämpfung entwickelt, die speziell auf den Handel im Web zugeschnitten ist und die Vertrauenswürdigkeit potenzieller Geschäftspartner prüft. Die Experten verfügen über die Technologie, jede Webseite zu durchleuchten, die Urheberschaft zu eruieren und deren Spuren bis weit über den Internet Service Provider hinaus zu verfolgen.
Die ICC-Spezialabteilungen haben laut eigenen Angaben ihren Mitgliedern dank frühzeitiger Warnung vor kriminellen Websitesallein letztes Jahr Verluste in der Höhe von rund 2,3 Mrd. Dollar (umgerechnet 3,7 Mrd. Franken) erspart.
Die ICC warnt davor, die übliche Vorsicht zu vergessen, wenn eine attraktive Website mit einem profitablen Angebot lockt. Seitens der Wirtschaft sowie der Konsumenten müsse die gleiche Sorgfalt im Umgang mit Internet-Transaktionen beachtet werden wie mit traditionellen Geschäften.
Wirtschaft und Politik gefordert
Die ICC Schweiz sieht auch für die Schweiz Handlungsbedarf. So erstaune es, dass weder Bund noch Kantone Internetkriminalität in ihren Kriminalstatistiken erfassten, um deren Dimension und Brisanz zu erkennen. Generell müssten Rechtslücken geschlossen werden, Cyber-Kriminalität geahndet und die Sicherheit und das Vertrauen in den E-Commerce erhöht werden.
Von Bund und Politik fordert die ICC Schweiz konkret eine internationale Kooperation auf Regierungs- und Verwaltungsebene, eine gezielte Zusammenarbeit der zuständigen Bundesämter, aber auch eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.
In der Wirtschaft selbst seien Selbstregulierungs-Massnahmen gefragt. Die ICC und ihre Expertenkommissionen setzten alles daran, die Lösungsprozesse voranzutreiben und zu unterstützen.
Die ICC wurde 1919 gegründet und ist der Verbund von Firmen der ganzen Welt. Rund 7’000 Mitglieder aus über 130 Firmen sind der ICC zusammengeschlossen. Die in Zürich domizilierte ICC Schweiz ist eng mit economiesuisse verbunden und wird von Gaudenz I. Staehelin präsidiert.
swissinfo und Agenturen
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