Davos: Networking kann beginnen
Die Weltelite aus Wirtschaft und Politik versammelt sich Mitte Woche im Ferienort Davos, um Lösungen für die globalen Probleme zu finden.
Am Mittwoch begann der international grösste und bekannteste Networking-Anlass, die Jahresversammlung des Weltwirtschafts-Forums WEF.
Am diesjährigen Treffen beteiligen sich rund 2250 Teilnehmende aus 96 Ländern. Ihre Diskussionen drehen sich um das Motto «Verantwortung für harte Entscheide übernehmen».
Laut den Organisatoren wird die Eröffnungssitzung völlig neu aufgezogen werden. Unter der Bezeichnung «Global Town Hall» wird die Plenarsitzung interaktiv gestaltet, um verschiedene Personen, Stimmen und Standpunkte rund um das Hauptthema zum Ausdruck zu bringen.
Damit soll den Teilnehmenden ermöglicht werden, mit den sechs Haupt-Themen der Agenda 2005 Schwerpunkte zu bilden.
«Das Town-Hall-Konzept ermöglicht es, auch auf neueste Veränderungen der Agenda zu reagieren und die Themen unter einem neuen Gesichtspunkt anzugehen», erklärt Ged Davis, Managing Direktor des WEF-Zentrums für strategische Erkenntnisse.
Doch kann dies die WEF-Gegner nicht überzeugen. Sie monieren, dass die in der Agenda figurierenden Themen den eigentlichen Zweck des Anlasses vertuschen: Als informelles Jahres-Treffen der Grossen und Reichen zu dienen, unter dem Hauptmotto «Business as usual».
Unternehmens-Elite
Ein Blick auf die Teilnehmerliste lässt keinen Zweifel über den Schwerpunkt des WEF aufkommen: fast die Hälfte stammt aus dem privaten Wirtschaftssektor.
Die Mehrheit der Teilnehmenden sind WEF-Mitglieder. Das WEF wird hauptsächlich von ihnen über jährliche Zahlungen und Konferenz-Gebühren finanziert.
«Über 500 Verwaltungsrats-Vorsitzende und CEOs von weltweit führenden Unternehmen und mehr als 120 Unternehmen aus der Liste der Fortune 500 beteiligen sich aktiv am Treffen», erläutert Peter Torreele, Managing Direktor für Gesellschaftsentwicklung und Marketing WEF.
«Dank der grossen Präsenz von Führungskräften bestimmt die Wirtschaft erneut die globale Agenda.»
Torreele und seine Mitarbeiter beim WEF sagen, dies sei gewollt. Sie glauben, dass der einzige Weg, die dringendsten globalen Probleme zu lösen, darin besteht, wirtschaftliche, politische und andere Führungskräfte durch Partnerschaften zusammen zu bringen.
Samuel Schmid, Barroso, Schröder und Abbas…
Die Gästeliste umfasst ausserdem über 20 Staats- und Regierungshäupter, 70 Minister, 26 religiöse Oberhäupter, 15 Gewerkschaftsführer und mehr als 50 Vertreter von Nichtregierungs-Organisationen (NGOs).
Bundespräsident Samuel Schmid wird das Forum gemeinsam mit WEF-Gründer Klaus Schwab sowie dem britischen Premier Tony Blair, Vorsitzender der G8–Gruppe, eröffnen.
Weitere Teilnehmer aus der Politik sind der Vorsitzende der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und der neu gewählte Präsident der Palästinensischen Autonomie-Behörde, Mahmud Abbas.
…sowie Bono, Richard Gere, Sharon Stone…
Auch die Unterhaltungsbranche wird stark vertreten sein: Von Rocklegenden wie Bono (U2) und Peter Gabriel reicht der Bogen bis zu den Hollywoodstars Richard Gere, Angelina Jolie und Sharon Stone.
Die geplanten Diskussionsthemen führen von Strategien der Bekämpfung von Armut und Klimaveränderung über den Zustand der Weltwirtschaft bis hin zu verantwortungsbewusster Unternehmensführung, Verbreitung von Nuklearwaffen und der Stellung des Islam in der Welt.
…und Joseph Deiss
Am Samstag wird Wirtschaftsminister Joseph Deiss ein Treffen von Repräsentanten aus rund 30 verschiedenen Ländern veranstalten. Ziel ist die Wiederaufnahme der Welthandels-Gespräche im Hinblick auf die für nächsten Dezember geplante Welthandelskonferenz in Hongkong.
Parallel zu den eigentlichen Workshops, welche unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, partizipiert das WEF auch bei einer Reihe von sogenannten offenen Foren.
Die sieben Debatten konzentrieren sich auf Menschenrechte, Wirtschaftsethik und den sich scheinbar abzeichnenden Niedergang der Schweiz als «Modell-Nation».
swissinfo, Chris Lewis
(Übertragung aus dem Englischen von Antonia Renggli)
Das Weltwirtschafts-Forum mit Sitz in Genf hielt sein erstes Treffen im Jahr 1971 ab, unter dem Vorsitz des Wirtschafts-Professors Klaus Schwab.
Das Forum ist eine Non-Profit-Stiftung und weist einen Umsatz von 74 Mio. Franken (im Jahr 2004) aus.
Die Einnahmen bestehen aus Mitgliedschaften und Gebühren aus Beteiligungen und Partnerschaften.
Die WEF-Mitgliederschaft umfasst mehr als tausend Unternehmen weltweit, wovon viele in ihrem Bereich eine führende Stellung einnehmen.
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