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Davos: Viele schöne Worte, wenig Konkretes

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Die Finanzkrise war das dominierende Thema am 38. World Economic Forum in Davos. Dadurch gerieten Klimawandel, Wasserknappheit, Armut und die grossen Konflikte in den Hintergrund.

Die Kommentare in der Schweizer Presse beschäftigen sich mit der Kluft zwischen den schönen Worten in den Diskussionen und der fehlenden Umsetzung im Alltag.

Strahlend die Sonne, schneeweiss die Alpenkulisse: Vor diesem Bilderbuchhintergrund sei das 38. World Economic Forum in Davos zu Ende gegangen, schreibt der Berner «Bund» in seinem Kommentar.

Die Teilnehmer hätten sich zum Abschied die Hand geschüttelt, obschon die Wenigsten wüssten, ob es ein Wiedersehen gäbe. «Denn eines hat das diesjährige Treffen gezeigt: Der Wandel im globalen Wirtschaftsgefüge hat sich markant beschleunigt.»

Deutlich werde dies anhand der aktuellen Finanzkrise. «Vor einem Jahr noch im Scheinwerferlicht, wirkten die Banker, die es überhaupt noch nach Davos geschafft hatten, angeschlagen.»

Im Trümmerfeld der Krise, ortet der «Bund» aber auch Hoffnung in Form eines neuen Typs von Topbankers. Dieser werde am ehesten durch John Thain, den neuen Chef der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch, verkörpert.

«Mit seinen klaren, schnörkellosen und wenig schmeichelhaften Kommentaren zur Situation in der Finanzwelt und seinem respektvollen Umgang mit andern Wirtschaftszweigen und Kulturen hat er sich viel Sympathie erworben.»

Kein Rezept gegen das Gift

Vielleicht brauche es diese neue Managergeneration, schreibt die Zeitung. Denn gleichzeitig mit dem Abschwung in den USA erlebten asiatische Volkswirtschaften einen beispiellosen Aufschwung.

«Wer mit ihnen künftig Geschäfte machen will, braucht Dialogbereitschaft und Fingerspitzengefühl.»

Die «Neue Zürcher Zeitung» diagnostiziert eine Vertrauenskrise, ausgelöst durch die Kreditkrise, aber auch die Tatsache, dass bei der französischen Société Générale ein einzelner Angestellter 5 Milliarden Euro Verluste verursachen konnte.

«Es ist das schleichende Gift, gegen dessen zersetzende Wirkung auch in Davos nicht wirklich eine Rezeptur gefunden wurde.»

Im Gegenteil: «Die Differenz bei der Beurteilung der Notwendigkeit weiterer Interventionen zwischen Amerikanern und Europäern auf der einen Seite und die demonstrative Gelassenheit vor möglichen rezessiven Folgen bei den Asiaten auf der anderen verdichtete sich zum Eindruck, dass ein globaler Konsens weder über das Ausmass der Krise noch die zu ergreifenden Massnahmen existiert.»

Worte drinnen, Helikopter draussen

Dennoch zieht die «Neue Zürcher Zeitung» insgesamt eine positive Bilanz. Dass die politische Agenda angesichts der Kreditverluste in den Hintergrund gerückt sei, habe dem Forum nicht geschadet.

«Es zählt der Austausch, nicht das Spektakel. Solange diese Formel trägt, lebt der Geist von Davos.»

Weniger optimistisch kommentiert die «Basler Zeitung». Die Wirtschaftsführer forderten zwar den kreativen Kapitalismus zur Beseitigung der Armut und sprächen über die Klimaerwärmung. «Aber es zeigt sich, dass das tägliche Börsenkarussell die Gemüter mehr bewegt.»

So werde das WEF entmystifiziert. «Drinnen vernehmen wir die grossen Worte und Versprechen zur Umwelt – und draussen drehen die Helikopter ihre Runden.»

Die Spirale von Klimawandel und sozialer Ungerechtigkeit werde sich weiter drehen, aber das sei kein Grund zur Panik. Wenn Davos rufe, würden alle wieder kommen, «um darüber zu sprechen, was man tun müsste, die Welt zu retten».

Debattierclub

Auch die Bündner «Südostschweiz» zweifelt an der Umsetzung der in Davos gewonnenen Erkenntnisse. «Denn welcher Unternehmenschef kümmert sich im Alltag noch um Armutsbekämpfung, wenn seine Aktionäre einzig und allein an den Quartalszahlen und damit an ihrem eigenen stetig dicker werdenden Geldbeutel interessiert sind?»

Auch Politiker erinnerten sich nicht mehr an ihre in Davos gemachten Aussagen zur Wichtigkeit der Bekämpfung des Klimawandels, wenn in ihrem Land Wahlen anstünden und es die Stimmen der Energielobby brauche. Genau hier liege das Problem des WEF.

«Es ist und bleibt halt ein reiner Debattierclub, wenn auch einer auf unbestreitbar höchstem Niveau.»

swissinfo, Andreas Keiser

Das 38. Weltwirtschaftsforum ist zu Ende gegangen. WEF-Direktor André Schneider hat eine positive Bilanz über die am Sonntag zu Ende gehende Jahrestagung in Davos gezogen.

Die Organisatoren des fünftägigen Grossanlasses seien sehr zufrieden, sagte Schneider.

Die Beteiligung sei ausgezeichnet gewesen. Inhaltlich seien wichtige Diskussionen darüber geführt worden, was an der Finanzarchitektur geändert werden müsse, um Probleme wie die aktuelle Krise künftig zu vermeiden.

Wichtige Persönlichkeiten, darunter der britische Premierminister Gordon Brown und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, hätten zu neuen Anstrengungen bezüglich der im Jahr 2000 festgelegten Millenniumsziele zur Überwindung der Armut aufgerufen.

Schneider verwies auch auf neue Initiativen gegen den Klimawandel, wie sie der japanische Ministerpräsident Yasuo Fukuda mit Blick auf den G-8-Gipfel in Form eines 10-Mrd.-Dollar-Fonds angekündigt hat.

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