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Dem Schweizer Gastgewerbe geht es schlecht

Umsatzrückgänge im 3. Quartal bei der Gastronomie. Keystone

Weder die Hotellerie noch die Gastronomie profitieren vom wirtschaftlichen Aufschwung. Die Branche leidet zudem an Überkapazitäten.

Der Umsatz sank im dritten Quartal um mehr als 3%, in der Romandie sogar um knapp 6%.

Die Ertragslage sei in vielen Gastrobetrieben angespannt, sagte Klaus Künzli, Zentralpräsident des Branchenverbands Gastrosuisse an der Herbst-Medienkonferenz in Genf.

Gastrosuisse befragt zusammen mit dem Konjunkturforschungs-Institut der ETH quartalsmässig seine Mitglieder.

Landesweit gingen die Umsätze gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,4% zurück. Bei den reinen Restaurationsbetrieben waren es 3,7%.

Bei den Hotels und Pensionen wurden zwar mehr Übernachtungen verzeichnet, der Umsatz ging allerdings gesamtschweizerisch um 2,5% zurück.

Stark betroffene Romandie

Vor einem Jahr hatte im 3. Quartal der «Jahrhundertsommer» nicht für eine ausserordentliche Situation gesorgt – die Quartalswerte seien gut vergleichbar.

Laut dem stellvertretenden Direktor von Gastrosuisse, Hans Peyer, ergab sich damals kein signifikanter Plus-Effekt bei den Umsätzen. «Es boomte zwar bei den Ausflugsrestaurants, aber dafür schrumpfte der Umsatz in den städtischen Betrieben.»

Die Romandie ist vom Rückgang am stärksten betroffen. Er beläuft sich auf insgesamt 5,9%.

Laut Peyer sind in der Westschweiz die Wirtschafts-Parameter allgemein ausgeprägter als in der Gesamtschweiz. Einen plausiblen Grund dafür könne Gastrosuisse zur Zeit jedoch nicht nennen.

Pessimistische Erwartungen

Die Erwartungen der Befragten für das laufende 4. Quartal seien pessimistischer, als jene im Frühjahr für das 3. Quartal.

Zu den derzeit laufenden Verhandlungen über die Anpassung des Landes-Gesamtarbeitsvertrags äusserte sich Künzli vorsichtig. Die aktuelle wirtschaftliche Lage lasse keinen grundsätzlichen Ausbau des Vertrags zu.

Mehr Lobby-Power als Ziel

Weiter will Gastrosuisse für seine 20’000 Mitglieder – gut zwei Drittel der Schweizer Hotel- und Gastrobetriebe – mehr Einfluss auf die Ausgestaltung der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmen-Bedingungen der Schweiz gewinnen.

Zuvorderst auf der Wunschliste des Verbands steht die Mehrwertsteuer. «Das Gastgewerbe und der Detailhandel sollen einem einzigen reduzierten Steuersatz unterstellt werden», forderte Künzli.

In der kommenden Wintersession soll ein entsprechender Vorstoss in den eidgenössischen Räten eingereicht werden. So könne dem Gastgewerbe die dringend benötigte Entlastung verschafft werden.

Mitgliederbefragung zu Rauchverbot in Gaststätten

«Die Flut von Vorschriften an die Adresse der Gastgeber muss gestoppt werden», forderte Künzli weiter und beklagte eine schleichende Machtausdehnung der Verwaltung.

Mit dem Entscheid der Tessiner Regierung zum Rauchverbot in öffentlichen Lokalen habe das Thema einen neuen Stellenwert erhalten. Gastrosuisse nehme die Anliegen der Nichtraucher ernst, versicherte Künzli.

Gastrosuisse befürworte ein Rauchverbot, wenn es durch den Restaurateur ausgesprochen werde. In den kommenden Wochen soll zudem eine gesamtschweizerische Umfrage bei den Mitgliedern gestartet werden, um die Haltung der Basis zur Raucherfrage genauer zu eruieren.

Promilletabelle und Hotelklassifikation

Im Zusammenhang mit der Reduktion des Alkoholgrenzwertes von 0,8 auf 0,5 Promille ab Januar 2005 hat Gastrosuisse zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) drei Millionen Promilletabellen in drei Sprachen ans Gastgewerbe verteilt – zur Gratisabgabe an die Gäste.

Zum Thema «Krieg der Sterne», wie die Presse die Auseinandersetzungen zwischen Gastrosuisse und dem Hotelier-Verein hotelleriesuisse bezeichnet hat, sprach Gastrosuisse-Direktor Florian Hew.

«Der grösste Teil der 5000 Hotel-Mitglieder von Gastrosuisse hat keinen Zugang zu einer Klassifikation», sagte er. Deshalb brauche es eine eigene Verbandslösung.

Bisher arbeitet allein hotelleriesuisse mit einer eigenen, strengen, dafür international anerkannten Klassifikation nach Sternen.

swissinfo und Agenturen

Im 3. Quartal des laufenden Jahres gingen die Umsätze gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum landesweit um über 3% zurück.

Die Westschweiz traf es überdurchschnittlich: Der Absatz verminderte sich dort um 5,9%.

Für das laufende 4. Quartal sehen nur 23,1% der Befragten eine Zunahme im Umsatz voraus.

Mit 20’000 Mitgliedern deckt Gastrosuisse zwei Drittel aller Hotel- und Gastrobetriebe der Schweiz ab.
Die Hotels bei Gastrosuisse sind meist Betriebe mit nur wenigen Zimmern. Die grossen Hotels sind Mitglieder des Verbandes hotelleriesuisse.
Viele Betriebe sind Doppelmitglieder.
Die Gastrobranche beschäftigt landesweit rund 215’000 Personen.
Die Umsätze der Hotelbranche belaufen sich auf rund 22 Mrd. Franken.

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