Den Mikroprozessor noch kleiner machen
Das Unternehmen "Innovative Silicon" möchte seine Z-RAM genannten Miniatur-Speicher weltweit in alle Mikrochips einbauen, sagt Firmengründer Pierre Fazan.
Der Hauptsitz seines ursprünglich Schweizerischen Unternehmens wurde inzwischen nach Kalifornien verlegt. Fazan, VR-Präsident von «Innovative Silicon», ist einer der vom World Economic Forum ausgewählten Technologie-Pioniere.
Prozessoren und Computer brauchen immer mehr Speicherplatz. Das führt zu einer verstärkten Miniaturisierung dieser Speicher. Die heute gebräuchliche, relativ viel Platz beanspruchende SRAM- und die raumsparendere DRAM-Lösung sind heute die gebräuchlichsten.
Doch mit ihrer Lösung, einfach und nur mit einem Transistor ausgestattet, bietet «Innovative Silicon» eine günstige und platzsparende Speicher-Alternative an.
swissinfo: Ihr Unternehmen basiert auf Ideen, die an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), also in der Schweiz entwickelt wurden.
Pierre Fazan: Wie schon der Name sagt, beschäftigt sich «Innovative Silicon» mit Silizium. Wir produzieren Halbleiter-Speicher.
Zur Zeit funktionieren alle elektronischen Apparate mit Hilfe von eingebauten Mikrochips. Diese nennt man auch Halbleiter. In einem Mikroprozessor beispielsweise finden sich neben dem Hirn viele Speicherelemente, Arbeitsspeicher.
Die Technologie von «Innovative Silicon» besteht darin, diesen Speicher-Teil der Chips zu revolutionieren.
Dafür gibt es zwei hauptsächliche Anwendungsgebiete. Zuerst den Chip – wie den Mikroprozessor. Üblicherweise sind 60 bis 70% der Chip-Oberfläche von Speicher bedeckt. Wir wissen, wie man diesen Chip-Teil fünf mal kleiner herstellt.
Die andere Anwendung betrifft andere Chips, die selbst Speicher darstellen. Im PC zum Beispiel steckt der dynamische DRAM-Speicher. Es ist möglich, ihn durch unseren Speicher zu ersetzen, der um mehr als die Hälfte kleiner ist.
swissinfo: Ist ihr Unternehmen bereits rentabel? Wo verdienen Sie Ihr Geld?
P.F.: Nein, noch rentiert die Firma nicht. Wir sind mit Risikokapital finanziert. Seit 2003 haben wir 47 Mio. Dollar von Risikokapital-Investoren erhalten.
Wir arbeiten mit verschiedenen Kunden. So konnten wir zwei Lizenzverträge abschliessen. Mit einer kalifornischen Mikroprozessor-Firma, AMD, und mit einer koreanischen namens Hynix. Diese ist der zweitgrösste DRAM-Hersteller.
Solange diese Hersteller unsere Technologie nicht produzieren, können wir nicht rentieren. Befindet sie sich aber erst einmal in den Produkten unserer Kunden, wird sich dies ändern.
swissinfo: Sie waren Professor an der EPFL. Was hat Sie dazu bewogen, den grossen Sprung in die Welt der Unternehmen zu wagen?
P.F.: In bin immer noch EPFL-Professor, aber zu 10%. Es gefällt mir, zu vereinfachen. Was mich zum grossen Sprung veranlasst hat, ist der Anreiz zu sehen, ob die ganze Welt meine Technologie übernehmen wird oder nicht.
Sich sagen zu können, dass eines Tages die ganze Welt unseren Zero-Capacitor RAM, Z-RAM, nutzen wird, finde ich äusserst anregend.
swissinfo: Welche Rolle spielen Sie genau in Ihrem Unternehmen?
P.F.: Die Rolle verändert sich ständig. Heute bin ich Verwaltungsrats-Präsident und Technologieverantwortlicher – Chief Technical Officer, CTO.
Ich bin verantwortlich für die technologische Vision, ich entwickle den Unternehmensplan, ich erkläre unsere Technologie ebenso den neuen Mitarbeitern wie möglichen Kunden oder interessierten Kreisen.
swissinfo: Das Unternehmen begann in der Schweiz und hat sich jetzt aber in den USA niedergelassen. Weshalb?
P.F.: Dafür gibt es mehrere Gründe. Im Halbleiter-Geschäft ist das Silicon Valley in Kalifornien eben weiterhin ein Standort mit fast mythischem Wert. Alle, Kunden wie Lieferanten, haben ihre Antennen auf das Valley gerichtet. Um diese zu treffen, müssen wir Leute dort haben. Im Radius von einer halben Stunde erreicht man dort fast das gesamte Kundenpotenzial.
Auch was das Going Public betrifft, also unseren künftigen möglichen Börsengang, wird es als besser angesehen, zumindest was die Investitionen betrifft, als US-Gesellschaft aufzutreten. Ursprünglich hatten wir vorgesehen, den Börsengang in den USA zu realisieren. Doch das kann sich ja noch ändern.
Interview swissinfo: Pierre-François Besson in Davos
(Übertragung aus dem Französischen: Alexander Künzle)
Der 49-Jährige hat Physik an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) studiert.
Seit 1997 ist er dort Professor. Er beriet Micron Technology, EM Microelectronics.
Fazan ist auch Autor verschiedener wissenschaftlicher Publikationen.
Mit seinem Kollegen Serguei Okhonin gründete er in Lausanne Innovative Silicon 2001, bevor er das Mutterhaus der Gesellschaft nach Santa Clara in Kalifornien übertrug.
Innovation Silicon hat zwei Filialen, in Lausanne und in Tokio.
Das Wissenschafts-Magazin IEEE Spectrum hat dem Unternehmen zugestanden, jene Technologie anzubieten, «die am meisten Chancen für einen Erfolg» hat.
Das WEF 2008 in Davos dauert von 23. bis 27. Januar. Es steht unter dem Motto «The Power of collaborative innovation» (Innovation durch Zusammenarbeit).
Angesagt waren 27 Staats- und Regierungschefs, 113 Minister, Leiter diverser internationaler Organisationen, 1370 Unternehmensführer, darunter 74 der 100 grössten Unternehmen der Welt.
Die Zivilgesellschaft wird durch 340 Vertreter aus Religion, Kultur und NGO repräsentiert.
Die Schweizer Regierung ist mit allen Mitgliedern, mit Ausnahme der neuen Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, am WEF anwesend.
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