Der Gelbe Riese hält sich noch immer gut
Die Schweizerische Post hat 2005 einen Gewinn von 811 Mio. Franken erzielt und bleibt damit nur knapp hinter dem Rekordergebnis von 2004 zurück.
Nach acht Jahren mit schwarzen Zahlen sieht sich der Gelbe Riese bereit, in Zukunft auch im verschärften Wettbewerb zu bestehen.
Mit dem Gewinn von 811 Mio. Franken hat die Post den Rekord des Vorjahres nur knapp verfehlt. Alle Sparten schlossen positiv ab, die Briefpost aber mit deutlich rückläufiger Tendenz.
Der Konzerngewinn ging im Vorjahresvergleich um 19 Mio. oder 2,3% auf 811 Mio. Franken zurück, wie die Post am Freitag mitteilte. Trotz des hervorragenden Ergebnisses will Post-Chef Ulrich Gygi Umstrukturierungen vorantreiben und neue Märkte erschliessen. Der Veränderungsbedarf sei anhaltend gross.
Gygi sprach an der Bilanzmedienkonferenz von einem «sehr erfreulichen» Ergebnis. Die Post liege mit diesem Abschluss nur wenig unter dem Rekordergebnis von 2004, als man einen Gewinn von 830 Mio. Franken erzielt habe.
Dank ans Personal
Grund zum Zurücklehnen sieht der Post-Chef allerdings nicht. Er will weitere Umstrukturierungen vorantreiben und der Post neue Geschäftsfelder erschliessen.
Der Gewinn wird im Einvernehmen mit dem Bundesrat auch dieses Jahr einbehalten und zur Finanzierung von Investitionen, zur Stärkung des Eigenkapitals und zur finanziellen Gesundung der Pensionskasse verwendet.
Das Personal soll als Dank für die guten Leistungen aber einen Reise-Gutschein von 200 Franken pro Mitarbeitendem erhalten. Und zwar in Form eines Guthabens auf einer Reka-Card, die die Schweizerische Reisekasse (Reka) zusammen mit der Postfinance auf den Markt bringt.
Weniger Briefe verschickt
Der Umsatz der Post wuchs im Vorjahresvergleich um zwei Prozent auf einen Betriebsertrag von 7,499 Mrd. Franken. Der Aufwand stieg um 3% auf 6,694 Mrd. Franken. Steigende Umsätze gab es vor allem bei den Finanzdienstleistungen, im Personenverkehr und im internationalen Geschäft.
Die Postfinance verzeichnete eine Zunahme der Kundengelder um 7,1%, wodurch die Bilanzsumme um 3,25 Mrd. auf 50,130 Mrd. Franken anstieg. Die Postfinance verbesserte ihr Betriebsergebnis um 34 Mio. auf 312 Mio. Franken.
Demgegenüber hielt die sinkende Tendenz bei einzelnen logistischen Leistungen und Produkten auch letztes Jahr an. So ging die Zahl der adressierten Briefe im Inland um 1,3% zurück, jene der ins Ausland verschickten Briefe nahm um 5,4% ab. Das Betriebsergebnis des Segments Mail sank um 60 Mio. auf 218 Mio. Franken.
Für verschärften Wettbewerb gerüstet
Die Post sieht sich gut gerüstet, um auch im sich verschärfenden Wettbewerb zu bestehen. Dies wird am kommenden 1. April der Fall sein, wenn der Monopol-Schutz auf 100 Gramm sinkt.
Neben guten Ergebnissen seien aber auch Rahmenbedingungen nötig, die der Post genug Handlungsspielraum gewährten, heisst es in der Mitteilung.
Weitere Marktöffnungsschritte im Briefmarkt stellten die heutige Qualität der Versorgung in Frage. Die Post will deshalb zunächst Klarheit über den künftigen Umfang der Grundversorgung und deren Finanzierung erhalten.
Das Poststellennetz soll auch in Zukunft an das veränderte Kundenverhalten angepasst und wirtschaftlicher betrieben werden. Erste Entscheide seien voraussichtlich Ende 2006 zu erwarten, wobei es weiterhin rund 2500 Poststellen, Agenturen und mobile Poststellen geben werde.
swissinfo und Agenturen
Die Post ist ein öffentlich-rechtliches Unternehmen und ist im vollständigen Besitz der Eidgenossenschaft.
Sie ist mit 41’073 Beschäftigten die zweitgrösste Arbeitgeberin dre Schweiz.
Sie hat einen öffentlichen Auftrag. Dieser wird von Bundesrat und Parlament erteilt.
Um der wachsenden privaten Konkurrenz aus Deutschland, Frankreich, England und den USA besser gewachsen zu sein, passt die Post ihr Angebot laufend an.
2004 wurde der Markt für Pakete unter 2 Kilogramm liberalisiert, was zum Verlust an Marktantzeilen führte.
Am 1. April 2006 wird auch der Markt für Briefe über 100 Gramm für private Anbieter geöffnet.
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