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Der Kaffeehandels-Markt wird aufgemischt

Um die wertvollen Bohnen zu lagern, braucht es aufgefeilte Logistik. Keystone Archive

Im diskreten Kaffeehandel ist die Schweiz eine wichtige, globale Drehscheibe.

Dies zeigen die Verkaufs-Verhandlungen um Volcafé. Noch gehört die Firma zum zusammengebrochenen Erb-Imperium.

Bei Volcafé in Winterthur läuft die Arbeit zurzeit auf Hochtouren. Alle Energien sind gebündelt, um die erfolgreiche Kaffeehandelsfirma aus dem sinkenden Schiff der Erb-Holding Unifina (Konglomerat von Finanzgeschäften und dem Kaffeehändler Volcafé) zu entlassen.

Wer der Retter ist, und wie viel danach das jetzt mit 20% beteiligte Management zu sagen hat, all das darf Paul Möller, CEO von Volcafé, nicht beantworten: «Ich stehe unter Schweigepflicht.»

Nur eines lässt er durchblicken: Die Verhandlungen seien schon sehr weit gediehen. Auch fügt er optimistisch an, dass am Ende eine erfolgreiche Operation stehen werde.

Rasante Expansion im letzten Jahrzehnt

Auch wenn das Unternehmen nie eine Jahresbilanz vorlegen musste, lässt sich aus den dünnen Pressemitteilungen der 1990er Jahre das atemberaubende Expansionstempo der Volcafé seit der Erb-Übernahme 1989 ablesen.

Von dem in den Konsumentenländern gehandelten Kaffee hat die Volcafé einen Marktanteil von 13% erobert. Auch als der Pleitegeier über der Erb-Gruppe kreiste, war für die Banken klar: Die bisherige Kreditlinie von 440 Mio Dollar wurde nicht gekürzt.

Fusion mit der deutschen Neumann-Gruppe?

Mit ihrem 13%igen Anteil am Handelsvolumen nimmt Volcafé im internationalen Kaffeegeschäft den zweiten Rang ein, nach der Hamburger Neumann-Gruppe mit 16%.

Dennoch spricht einiges gegen ein Zusammengehen der beiden Riesen: Sie sind mit verschiedenen Broker-Büros in den Hauptproduzentenländern strukturell ähnlich aufgebaut. Neumann ist mit seinen 1200 Mitarbeitern in 25 Staaten präsent, Volcafé in 24 Staaten.

Zudem hat Neumann, seit der Fusion mit Rothfos in den 80er Jahren der grösste Player im Kaffeehandel, bereits ein Standbein im Schweizer Markt – mit Bernhard Rothfos Intercafé AG in Zug.

Laut Hans-Georg Müller, Sprecher der Neumann-Gruppe, handelt das Hamburger Stammhaus auch von Zug aus mit den wertvollen Bohnen.

Milliarden-Umsätze: Rohstoff-Drehscheibe Zug

Das verwundert kaum: Das Niedrigsteuerparadies Zug scheint eine feine Adresse für den Kaffeehandel zu sein. Hier hilft die Steuerbehörde, die grossen Transaktionen des Kaffeebusiness möglichst fiskalisch neutral über die Bühne gehen zu lassen.

Wenn im verschwiegenen Geschäft des Kaffeehandels wenig Zahlen transparent sind, ist eines trotzdem klar: Bilanztechnisch wird mit hohen Dollarbeträgen im Kaffeehandel jongliert. Und Zug als Rohstoff-Drehscheibe eignet sich deshalb bestens dafür.

Trotz des rapiden Preisverfalls der vergangenen Jahre gehen immer noch 6 Mrd. Dollar (über 7,4 Mrd. Franken) an die Kaffeeproduzenten. Das angelegte Geld verdreifacht sich noch in der Wertschöpfungskette zwischen Verschiffungshafen und Kaffeeröster. So jedenfalls kalkuliert eine Studie der entwicklungspolitischen Organisation Oxfam.

Kaffee-Vermarktung in der Hand von wenigen Konzernen

Neben der Neumann-Tochter Rothfos findet sich in Zug auch noch Taloca, die Kaffee-Einkaufszentrale von Kraft Foods. Die Konzernsprecherin der Kraft Foods Schweiz, Elisabeth Misteli, sagt auch, dass über Taloca die einzelnen Divisionen von Kraft Foods ihren Kaffee einkaufen.

Kraft wiederum gehört mit 13% Anteil im Kaffeeröstgeschäft mit Nestlé zusammen zum wichtigsten Bohnen-Vermarkter weltweit. Zusammen mit Procter & Gamble sowie Sara Lee und Tchibo kontrollieren die fünf Global Player annähernd die Hälfte des Kaffees, der in den Konsumländern verbraucht wird. Und: Neben Kraft hat auch Sara Lee seine Kaffee-Einkaufszentrale in Zug domiziliert.

Nestlé nutzt Marktmacht

Trotz dieser Konzentration scheint der Markt zu spielen. Denn der beschränkt lagerbare Kaffee mit einer Welternte von 84 Mio Säcken zu 60kg fordert selbst die Nahrungsriesen logistisch heraus.

Um das Geschäft mit der verderblichen Ware von den Kapriolen des Wetters und den Preisschwankungen abzusichern, stehen ihnen die beiden Terminwarenbörsen offen: Das LIFFE in London und das New Yorker Board of Trade.

Beteiligten sich früher nur Branchenteilnehmer wegen Risikominimierung am Termingeschäft, sind heute die Kaffee-Futures auch in weiteren Anlegerkreisen populär. Die Folge: Die an der Rohstoffbörse gezeichneten Futures übersteigen das Volumen der Kaffee-Weltproduktion um den Faktor zehn.

Für Nestlé-Sprecher Hans-Jörg Renk ist dies auch ein klares Indiz, um die Rolle der grossen Kaffeehäuser bei der Preisbildung in ihrer richtigen Dimension zu begreifen: «Unser Einfluss auf den Kaffeepreis ist viel geringer, als man es von einem Unternehmen vermuten könnte, das 13% der Weltkaffeeproduktion aufkauft.»

Nestlé nutzt indes seine Marktmacht, um immerhin 14% seines Kaffees direkt von den kleinen Produzenten zu einer Notierung zu beziehen, die über dem Weltmarktpreis liegt. So hat auch Nestlé-Chef Peter Brabeck Ende Januar beim «Open Forum» in Davos auf einen tansanischen Kaffeebauern hingewiesen.

Aber Brabeck hatte auch schlechte Nachrichten. Nach Vietnam wolle eine weitere Teetrinker-Nation im grossen Stil in die Kafffeeproduktion einsteigen: China. Die Preise geraten so weiter unter Druck.

Was Brabeck verschwiegen hat: Es war Nestlé, die in der chinesischen Provinz Yunnan den Kaffeeeanbau einführte.

swissinfo, Delf Bucher

Volcafé nimmt im internationalen Kaffeegeschäft den zweiten Rang ein (13%). Marktleaderin ist die Hamburger Neumann-Gruppe (16%).

Zug spielt als weltweite Kaffee-Drehscheibe eine wichtige Rolle: Neben der Neumann-Tochter Rothfos findet sich in Zug auch noch Taloca (Kraft Foods).

Kraft wiederum gehört mit 13% Anteil im Kaffeeröstgeschäft mit Nestlé zusammen zum wichtigsten Bohnen-Vermarkter weltweit.

Zusammen mit Procter & Gamble sowie Sara Lee und Tchibo kontrollieren die fünf Global Player annähernd die Hälfte des Kaffees, der in den Konsumländern verbraucht wird.

Neben Kraft hat auch Sara Lee seine Kaffee-Einkaufszentrale in Zug.

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