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Der Oberrhein der Kinder

Oberrhein und Dreiländereck in Basel. (remote.ch) remote.ch

Die Region Oberrhein konkurriert immer stärker mit den dynamischen Wirtschafträumen der Welt. 10 Thesen zur Zukunft sollen die Attraktivität steigern.

Für die Nordwestschweiz ist die Region Oberrhein, die zusätzlich das Elsass, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz umfasst, lebenswichtig.

Die Bürgerinnen und Bürger der deutschen Grenzstadt Frankfurt an der Oder haben kürzlich in einer Abstimmung eine Verlängerung des Strassenbahnnetzes ins benachbarte polnische Slubice mit 83% Nein-Stimmen abgelehnt.

Der Basler Regierungsrat Guy Morin kann darüber nur den Kopf schütteln. «Wir in Basel planen Tramverbindungen mit dem deutschen Lörrach und dem französischen St. Louis. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass die Baslerinnen und Basler diese Verbindungen ablehnen würden.»

Was eben auch zeige, dass die schon viele Jahre dauernde grenzüberschreitende Zusammenarbeit eine Selbstverständlichkeit geworden sei. «Basel könnte sich gar nicht weiterentwickeln, die ganze Geschichte und Zukunft von Basel hängt mit der Region des Oberrheins zusammen», sagt Morin gegenüber swissinfo. Das gelte eigentlich für die gesamte Nordwestschweiz.

Die Region verlassen

Vor über 15 Jahren – also bereits vor der Öffnung der Grenzen innerhalb der Europäischen Union – schlossen sich die vier Oberrhein-Regionen – das sind die beiden deutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, das französische Elsass und die Nordwestschweizer Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Aargau, Jura und Solothurn zur Region Oberrhein zusammen.

Seither sind etliche Dreiländerkongresse ins Land gezogen. Der 10. fand diesen Februar in Freiburg im Breisgau statt und stand unter dem Motto: «Zukunft Oberrhein im erweiterten Europa».

Am Kongress war denn auch eine gewisse Aufbruchstimmung unübersehbar. Geweckt hat die über 700 Delegierten eine Bestimmung der EU, die auf Anfang 2007 in Kraft treten wird. Künftig will die EU vor allem Regionen fördern, welche den «grössten Entwicklungs-Rückstand» aufweisen.

Weil nun vermehrt Fördermittel in strukturschwache Regionen fliessen, die vor allem in den neuen EU-Ländern liegen, muss vor Ort sein, wer am erwarteten Wirtschaftsaufschwung dort teilnehmen will.

Die Region Oberrhein wurde deshalb fast gezwungen, sich nicht nur mit sich selber, sondern auch mit dem erweiterten Europa zu befassen. Wie das allerdings geschehen soll, da waren sich die Verantwortlichen in Freiburg noch sehr unschlüssig.

Das Gute liegt so nah

Vielen in Freiburg war der Blick über die Region noch etwas fremd. Seit Jahren nun funktioniert die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg immer besser. Zur Zeit laufen über die schweizerisch-französisch-deutsche Grenze hinweg über 300 so genannte INTERREG-Projekte. Das geht vom Schüleraustausch bis hin zur gemeinsamen Karte zur Grundwasserrqualität am Oberrhein.

Einer der vielen, die im grenzüberschreitenden Alltag arbeiten, ist der Schweizer Marc Borer. Seine «Infobest Palmrain» arbeitet vom elsässischen Village-Neuf aus und ist eine Informationsstelle für grenzüberschreitende Fragen am Oberrhein Süd.

«Kürzlich wollte eine Deutsche, die in Frankreich wohnt und in der Schweiz arbeitet, von uns wissen, wo sie wie viel Steuern zu bezahlen habe», gab Borer ein Beispiel seiner Arbeit.

Regierungsrat Guy Morin: «Eine Vielzahl von Arbeitsgruppen befasst sich mit Dienstleistung, Umweltschutz, Notfallorganisationen, mit Verkehr und Gesundheit, mit Kultur.» Das laufe auf der Ebene Oberrheinkonferenz. Dazu kämen noch all die Projekte im grenznahen Gebiet der Stadt Basel, die nur prosperiere, wenn sie ins benachbarte Elsass oder Baden ausweichen könne.

Fett angesetzt

Dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Öttinger, ist nicht entgangen, dass die zahlreichen Vereine und Organisationen nicht nur viel Staatsgeld verschlingen, sondern auch etwas «üppig» geworden sind. Er warnte vor der Verzettelung der Kräfte und sagte: «Wir müssen unsere Strukturen erneuern und verschlanken».

Ob die 10-Punkte Erklärung, welche der Dreiländerkongress zum Schluss verabschiedete, und die feierlich unterzeichnet wurde, zu schlankeren Strukturen führt, muss bezweifelt werden.

Die Unterzeichner wollen nämlich gemeinsam den Oberrheinraum und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärken. Die vorhandenen Potentiale (Universitäten, Industrie, Standortfaktoren, Mehrsprachigkeit, Tourismus, etc.) intensiver vernetzen.

Befürwortet wurde, dass die Oberrheinregion zu einen gegenseitigen Austausch, namentlich der neuen EU-Länder in Mittel-und Osteuropa beiträgt. Ein Redner sprach von der Zukunft, die so gebaut werden soll: «Den Oberrhein unserer Kinder»

swissinfo, Urs Maurer, Freiburg i. Br.

Die Deutsch-französisch-schweizerische Oberrheinkonferenz ist der institutionelle Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Oberrheingebiet.

Sie sucht Lösungen zu Anliegen über die Grenze hinweg, erleichtert das Leben der Bewohner der Grenzregion Oberrhein.

1963 bzw. 1965 wurden die Vereine Regio Basiliensis und Regio du Haut-Rhin gegründet.

Am 21. November 1991 erfolgte die Zusammenführung der Regionalausschüsse zur Deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz.

In der Region Oberrhein leben rund 6 Mio. Menschen.
Fläche: 21’518 km² (rund die Hälfte der Schweiz)
38,5% bzw. 37,8% der Gesamtfläche machen das Elsass und Baden aus. 16,7% entfallen auf die Nordwestschweiz, 7% auf die Südpfalz.
In der Region arbeiten rund 2 Mio. Personen.

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