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Die Schweiz erhält ihre «Science City»

Science City - leuchtendes Projekt, wo sich Wissenschaft und Gesellschaft begegnen. ethz.ch

Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich hat 23 Mio. Franken für ihr "Science City"-Projekt geschenkt erhalten.

Mit dem Hightech-Campus, der insgesamt rund 400 Mio. Franken kosten soll, will die ETH Zürich ihren Platz unter den Weltbesten im Konkurrenzkampf der Hochschulen verteidigen.

Ein offene Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Gesellschaft, Industrie und Politik: Dies bezweckt die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) mit dem Umbau ihrer Gebäude im Nordwesten der Stadt.

Der ETH-Standort Hönggerberg wird in den nächsten Jahren zur Science City ausgebaut – ein Hightech-Campus, der zugleich als offenes Stadtquartier für Denkkultur gedacht ist.

Insgesamt rund 400 Millionen Franken

Mit dem Labor für Informationswissenschaften setzt die ETH den Grundstein zur Science City. Das gesamte Projekt umfasst ein Lern- und Kongress-Zentrum, neue Labors, Wohngelegenheit für Wissenschafter, ein Sportzentrum, Siedlungen, Restaurants und Einkaufszentren.

Das gesamte Science-City-Projekt soll rund 400 Mio. Franken kosten. «Wir wollen eine der besten technischen Hochschulen auf der Welt bleiben», sagte dazu ETHZ-Präsident Olaf Kübler an der Jahresmedienkonferenz.

«Die universitäre Landschaft und die Forschung befinden sich in Bewegung», so Kübler weiter, «Science City ist das Instrument, mit dem wir unter den Top-10-Hochschulen der Welt bleiben möchten.»

23-Millionen-Geschenk

Der Unternehmer Branco Weiss, ein Ehemaliger der ETH, hat der Hochschule für ihr Projekt 23 Mio. Franken geschenkt. Sie sollen in den Bau des neuen Forschungs- und Lehrlabors für Informationswissenschaften fliessen. Dieses wird insgesamt rund 69 Mio. Fr.anken kosten.

Weiss, 75, ursprünglich aus Kroatien kommend und mit seinen Risikokapital-Finanzierungen in der Schweiz bekannt geworden, hatte 1951 als Chemieingenieur an der ETH abgeschlossen. 1998 erhielt er den Ehrendoktor.

Architektonisch soll die Fläche des gegenwärtigen Campus um 10 bis 15% erweitert werden, schätzt Gerhard Schmitt, Vizepräsident Planung und Logistik ETHZ.

Noch ist das Projekt in Bearbeitung, über den definitiven Plan wird im kommenden September entschieden.

Die Arbeiten werden kaum vor 2006 beginnen. Doch eine grössere Schenkung könnte den Arbeitsbeginn auf 2005 vorverschieben.

Informationswissenschaften wie Dampfmaschinen

Die ETH erachtet die Informationswissenschaften als Motor des 21. Jahrhunderts. Sie seien von der Bedeutung her mit den Dampfmaschinen im 19. oder mit der Elektrizität im 20. Jahrhundert zu vergleichen.

Die durch sie ermöglichte Virtualisierung enthalte ein enormes Potenzial. «Die Information gehört zu unseren vier Stärken», sagt Kübler gegenüber swissinfo, «zusammen mit Bio-Wissenschaften, Raumplanung und nachhaltiger Entwicklung».

Das künftige informationswissenschaftliche Labor weist 480 Arbeits- und 750 Studienplätze auf. Es wird ganz auf das Thema der Beziehung mit und der Nutzung von Information durch den Menschen ausgerichtet sein.

Der Ort ist gedacht als interdisziplinäre Plattform für Physiker, Biologinnen, Chemiker, Architektinnen, Informatiker und Umweltspezialistinnen. Es wird auch Möglichkeiten geben, gewisse Bereiche mit der Zeit spin-off-mässig auszugliedern oder Start-Ups einzuleiten.

250 Mio. Franken müssen noch gefunden werden

Der Aufruf an Private, sich an der Finanzierung zu beteiligen, ist aufgrund der Revision des ETH-Gesetzes möglich geworden. Dieses ist Anfang 2004 in Kraft getreten.

Partizipieren können auch Privatunternehmen, die wissenschaftliche Entdeckungen an die Vermarktung heran führen.

Indem sie Donatoren für die Konstruktion ihrer Infrastrukturen für Science City sucht, beschreitet die ETH neue Finanzierungswege. Die rein wissenschaftlichen Infrastrukturen – Kostenpunkt rund 150 Mio. Fr. – können über das ordentliche Budget des Bundes bezahlt werden.

Doch der «City»-Teil von Science City, also Freizeit und Wohnen – Kostenpunkt rund 250 Mio. Franken – muss von aussen finanziert werden.

Ähnliche Pläne in Lausanne

Mit Interesse verfolgt die Schwester-Institution der ETH, die Ecole polytechnique féderale de Lausanne (EPFL), das teure Zürcher Grossprojekt. Die Hochschule in der Romandie glaubt aber nicht, ihrerseits weniger Bundesgelder zu erhalten, weil die «Zürcher» abkassierten.

«Wir hoffen, dass die Zürcher ihr sehr ambitiöses Projekt realisieren können», erklärt der Lausanner Sprecher Nicolas Henchoz.

In Lausanne verfolge man zudem ein ähnliches Projekt. Laut dem EPFL-Sprecher «vielleicht weniger visionär, dafür pragmatischer»: Ein «Learning Center» inklusive Wohnmöglichkeiten für Studierende.

«Im Wettbewerb mit den anderen Hochschulen ist ein lebendiger Campus ein grosser Vorteil», sagt Henchoz. «Man muss die best möglichen Arbeitsbedingungen offerieren können.»

Das «Learning Center» hat deshalb Studienmöglichkeiten und wissenschaftliche Aktivitäten auch ausserhalb der akademischen Auditorien zu ermöglichen.

Auch die EPFL hat sich in der Folge auf die Suche nach Privatgeldern gemacht.

In Zürich soll die Science City, falls die Termine eingehalten werden können, bis 2010 fertig gestellt werden. Das erste Gebäude, den Informationswissenschaften gewidmet, könnte schon 2006 eingeweiht werden.

swissinfo, Ariane Gigon Bormann, Zürich
(Übertragung aus dem Französischen: Alexander Künzle)

Science City soll 2010 beendet sein.

Das Globalbudget für das Projekt beträgt rund 400 Mio. Franken.

Ungefähr 150 Mio. für wissenschaftliche Einrichtungen stammen aus dem ordentlichen Budget.

250 Mio. Franken müssen bei privaten Investoren gefunden werden.

Branco Weiss hat als Privat-Person 23 Mio. Franken geschenkt.

Über den definitiven Plan soll im September entschieden werden.

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