Die Schweiz reagiert auf Vogelgrippe in Asien
Die Schweiz hat am Freitag die Einfuhr von lebenden Vögeln, Geflügelfleisch, Geflügelprodukten und Eiern aus Thailand und China verboten.
Die Massnahme wird mit der in Südostasien grassierenden Vogelgrippe gerechtfertigt.
Mit dem Importstopp wollen die Schweizer Behörden verhindern, dass die Vogelgrippe oder Geflügelpest sich auch auf die Geflügelbestände in der Schweiz ausweiten könne, teilte das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) mit.
Das Essen von Geflügelfleisch gefährde den Menschen aber nicht, sagte BVET-Sprecher Marcel Falk gegenüber swissinfo.
Die Geflügelpest war Mitte Dezember erstmals bei Hühnern in Südkorea registriert worden, später kamen Vietnam, Japan, Thailand und Kambodscha dazu.
Der Importstopp gilt für die ganze Region, konkret sind aber bloss Thailand und China betroffen, da die Schweiz gemäss BVET aus den anderen betroffenen Ländern zur Zeit kein Fleisch einführt. Entsprechende Importgesuche würden nicht bewilligt.
Schweiz schon lange nicht mehr betroffen
«Seit 1930 gab es die Vogelgrippe in der Schweiz nicht mehr», sagte Falk weiter. Laut dem BVET-Sprecher wird die Krankheit nur durch den Kontakt mit lebenden infizierten Tieren auf Menschen übertragen. Der Verzehr von gekochtem Hühnerfleisch oder Eiern sei unbedenklich.
Im vergangenen Jahr führte die Schweiz rund 5000 Tonnen Geflügelfleisch aus Thailand ein. Aus China beliefen sich die Einfuhren auf 500 Tonnen Fleisch sowie 16 Tonnen Federn und Daunen.
«Der Einfuhrstopp gilt auch für China, da es ja bereits Gerüchte gibt, dass die Geflügelpest dort auch herrscht», erklärte Falk.
Auch EU verfügt Importstopp
Auch die EU-Kommission hat am Freitag, noch vor der Schweiz, einen sofortigen Importstopp für Hühnerfleisch aus Thailand verfügt. Von dem Einfuhrverbot sind auch Fertiggerichte betroffen.
Thailand exportierte 2002 etwa 120’000 Tonnen Geflügelfleisch in die Europäische Union. In den ersten zehn Monaten 2003 waren es den Angaben zufolge rund 128’000.
Massnahmen der Grossverteiler
Die beiden im Lebensmittelbereich aktiven Schweizer Grossverteiler Coop und Migros haben bereits seit längerem strenge Massnahmen zur Beruhigung ihrer Kunden getroffen.
«Seit dem 22. Februar 2002 importieren wir kein Geflügelfleisch mehr aus Asien. Damals war das grosse Problem die mit Hormonen behandelten Hühner aus China», sagte Coop-Sprecher Karl Weisskopf gegenüber swissinfo.
Ähnlich tönte es bei Migros: «Das Pouletfleisch bei uns kommt vor allem aus der Schweiz», so Migros-Sprecher Urs Peter Naef. «Der Rest wird aus Ungarn, Frankreich und Dänemark importiert.»
Kein Grund für Reisewarnung
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sieht vorerst keine Veranlassung, eine Empfehlung zur Reise-Einschränkung in die betroffene Region zu erlassen. Das Bundesamt stehe aber in laufendem Kontakt mit seinen Partnerorganisationen, namentlich der UNO-Weltgesundheitsorganisation (WHO), sowie mit den Schweizer Botschaften im Ausland. Es informiert auf seiner Homepage laufend über die Situation.
Auch die WHO erwägt derzeit keine Reisewarnungen. Es gebe bislang keine Anzeichen dafür, dass die Geflügelpest eine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt.
Dennoch begrüsst die WHO Massnahmen wie den Importstopp aus Ländern mit Fällen von Vogelgrippe. Es handle sich dabei um eine Massnahme zum Schutz der eigenen Geflügelproduktion.
«Ich verstehe, dass Länder besorgt sind über den Import von lebendem Geflügel wegen möglicher Infektionsgefahr für einheimische Geflügelbestände», sagte Dick Thompson von der WHO gegenüber swissinfo.
Tierkrankheit breitet sich weiter aus
Das gesamte Ausmass der Vogelgrippe-Epidemie in Asien sei möglicherweise noch nicht bekannt, hiess es bei der WHO weiter.
Unterdessen breitete sich die Tierkrankheit in Vietnam weiter aus, wo bereits mindestens fünf Menschen an der Vogelgrippe starben. Inzwischen seien 25 der 64 Provinzen des Landes betroffen, sagte ein Sprecher der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO).
swissinfo und Agenturen
2003: Schweiz importierte 5000 Tonnen Geflügelfleisch aus Thailand
2003: 500 Tonnen Geflügelfleisch und 16 Tonnen Federn und Daunen aus China
Die Geflügelpest ist eine besonders schwere Form der Vogelgrippe (Aviäre Influenza), die von Viren übertragen wird und vor allem Hühner und Puten befällt. Sie verläuft für 80 bis 100 Prozent der erkrankten Tiere tödlich. Auch Wildvögel, Fasane und Perlhühner können betroffen sein.
Übertragen wird die Seuche von Tier zu Tier, über den Kot oder Betreuungs-Personen sowie durch die Luft. Die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit beträgt meist drei bis 14 Tage. Verantwortlich für die Epidemie in Asien ist der Erreger H5N1.
Für Menschen war der Erreger bisher im allgemeinen kaum gefährlich. Jedoch sind jetzt in Vietnam fünf Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Thailand meldete am Freitag zwei Krankheitsfälle.
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