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Die Schweizer erben viel, aber spät

Hinterbliebene erben in der Schweiz mehr als anderwo. swissinfo.ch

In der Schweiz werden fast 30 Milliarden Franken pro Jahr vererbt. Mit über 6% des Bruttoinlandproduktes ist das Erbvolumen damit mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland.

Es wird zwar insgesamt viel, aber immer später geerbt. Gemäss einer Nationalfonds-Studie werden im Jahr 2020 zwei Drittel der Erben älter als 55 Jahre sein.

Im Jahr 2000 wurden in der Schweiz 28,5 Mrd. Franken geerbt. Allein diese Zahl zeigt die volkswirtschaftliche Bedeutung des Erbens. Von Bedeutung ist es auch für die Einzelnen: Zwei Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer haben bereits geerbt oder erwarten eine Erbschaft.

Die Summen, die Männer vererben, sind um einen Fünftel höher als die der Frauen. Männer machen öfter und deutlich höhere Schenkungen als Frauen. Westschweizer erben weniger als Deutschschweizer.

Die Nationalfonds-Autoren stellen ausserdem fest, dass das Erben noch nie so verbreitet war. Die Schweizer Haushalte erben mehr als sie selber an Vermögen aufbauen.

Vergleich zum Ausland

Im Vergleich zum Ausland wird in der Schweiz häufiger und mehr geerbt: Das Gesamtvolumen beträgt über 6% des Bruttoinlandprodukts. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie beispielsweise in Deutschland. Der Unterschied ist nicht allein auf grössere Privatvermögen respektive höheren Wohlstand zurückzuführen.

Eine Rolle spielen auch die hohen Immobilienpreise in der Schweiz. Denn ein Drittel der vererbten Vermögen bestehen aus Immobilien.

Ausserdem verlief die Weitergabe des Erbes in der vom Zweiten Weltkrieg verschonten Schweiz kontinuierlicher als in den umliegenden Ländern. Deshalb sind vor allem die ältesten Generationen, deren Vermögen bereits vererbt wurden oder noch zur Vererbung anstehen, wohlhabender.

Steigende Lebenserwartung verändert Gefüge

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung führt das Erben zu Umwälzungen im Generationengefüge. Die Vermögen konzentrieren sich immer stärker in der Rentnergeneration: Gingen 1980 noch über zwei Drittel der Erbschaften an Personen unter 55 Jahren, so wird es im Jahre 2020 noch ein Drittel sein.

Ein Beitrag zur Alterssicherung sind Erbschaften für die meisten dennoch nicht. Dazu sind sie zu ungleich verteilt: Die Hälfte der Erbenden mit den kleinsten Erbschaften erhält zwei Prozent der Gesamtstumme, die 10% der Erbenden mit den grössten Erbschaften erhalten drei Viertel.

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SNF

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist eine privatrechtliche Stiftung, die im Auftrag des Bundes hauptsächlich die Grundlagenforschung in der Schweiz unterstützt. Der SNF fördert alle Disziplinen, von Philosophie über Biologie bis zu Nanowissenschaften und Medizin. Die Hauptaufgabe des SNF besteht darin, die von Forschenden eingereichten Projekte wissenschaftlich zu begutachten und diese im Rahmen der verfügbaren Mittel…

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Für alle Bevölkerungsschichten wichtig

Generell erfolgt die Verteilung nach dem Prinzip: «Wer hat, dem wird gegeben». Gleichzeitig sind Erbschaften, auch wenn sie verglichen mit dem Vermögen wohlhabender Leute klein sind, für ärmere Schichten wichtig: Sie stellen oft die einzige Möglichkeit dar, überhaupt zu Vermögen zu kommen.

58% gehen an die Kinder, je rund 15% an die Ehepartnerin oder den Ehepartner und andere Verwandte. 6% werden Nichtverwandten und 4% gemeinnützigen Organisationen vermacht.

Die Haltungen in Erbfragen sind oft ambivalent: Beispielsweise bei der Frage, ob alte Menschen ihr Vermögen frei aufbrauchen sollen oder ob es eine moralische Pflicht gibt, ein Erbe zu hinterlassen.

Die meisten Menschen sprechen sich für freies Verbrauchen aus: Es gibt kein Anrecht auf ein Erbe, obwohl das Vererben gleichzeitig als wünschenswert erscheint.

Kritische Haltung zur Erbschaftssteuer

Bei der Erbaufteilung zwischen den Kindern dominiert die Norm, dass alle gleich viel erhalten sollen. Dass Erben allgemein stärker als familiäre Privatsache denn als gesellschaftliches Gerechtigkeitsproblem gesehen wird, zeigt die relativ kritische Haltung gegenüber der Erbschaftssteuer.

Kritisch werden aber auch die grossen kantonalen Unterschiede in der Besteuerung eingeschätzt. Eine einheitliche Lösung auf Bundesebene könnte bei einer Mehrheit der Bevölkerung auf Wohlwollen stossen.

swissinfo

Vererbungssumme (2000): 28,5 Mrd. Franken
Entspricht 6,8% des Bruttoinlandprodukts
Ein Drittel der vererbten Vermögen sind Immobilien
75% der Summe gehen an 10% der Erben
Durchschnittlich vererbte Summe pro Erblasser: 456’000 Fr.
Durchschnittlich geerbte Summe pro Erbe: 178’000 Fr.

Mit der höheren Lebenserwartung steigt auch das Alter der Erben.

Das Vermögen konzentriert sich damit zunehmend in der Rentnergeneration.

1980 gingen 69% des Erbvolumens an Erben unter 55 Jahren, 2000 waren es noch 49%.

2020 werden nur noch 33% der vererbten Vermögen an unter 55-Jährige gehen und 48% an Erben zwischen 55 und 74 Jahren.

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