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Diese Unterwäsche geht um die Welt

Sanfte Stoffe für harte Männer. Zimmerli

Im hartumkämpften Markt der Textilhersteller bleibt die Firma "Zimmerli of Switzerland" bei ihren Garnen. Mit Erfolg.

Denn Herrenunterwäsche ist nicht gleich Herrenunterwäsche. Das Aarburger Traditionsunternehmen Zimmerli stellt Unterwäsche der Spitzenklasse her.

Und es kommt schon darauf an, was Mann darunter trägt. Hauchte einst Marilyn Monroe, dass sie im Bett einzig Chanel 5 trage, darfs für den Mann ein bisschen mehr sein.

Zum Beispiel ein Royal Classic 252/8066 und 252/890 aus der Manufaktur Zimmerli. Hinter diesen nüchternen Namen verbirgt sich ein blütenweisses, schmeichelzartes Herrenunterleibchen, samt passendem Slip.

Das Beste am Mann

Royal Classic, Royal Basic, was gekrönten und ungekrönten Herren dieser Welt auf der Haut liegt und was sie davon halten, bezeugen unzählige Statements. Es liesst sich wie ein «Who is Who» aus Show-Business, Politik und Wirtschaft.

Prinz Charles, Bill Clinton, Kaspar Villiger und Karl Lagerfeld, Robert de Niro, Denzel Washington, um nur einige wenige zu nennen. Die Liste lässt sich problemlos verlängern, ein Ende ist nicht abzusehen.

Eines der schönsten Komplimente für die Zimmerli-Wäsche stammt von Dieter Meier, Yello-Musiker, Künstler, Lebemann. Auf die Frage warum er diese Unterwäsche trage, diktierte er einer grossen Zürcher Tageszeitung: «Weils die ideale Kombination von Form und Freiheit ist. Es ist die einzige Unterwäsche, die man vergisst, wenn man sie trägt.» Hoppla, ganz schön stark diese Aussage.

Must-haves from Switzerland



Wo liegen denn die Anfänge, dieser Unterhose, die so sagenhaft gut sein soll, dass Zimmerli seine Produkte nicht gross bewerben muss. Das machen schliesslich die Haute Voleé und die Zimmerli-Fans gratis und gut. Oder Tyler Brûlé, der 2001 in der Live-Style-Postille «Wallpaper»» Sonderausgabe Schweiz, die Zimmerli-Wäsche auf Platz 4 der «Must haves» aus Switzerland setzte.

Und während andere Firmen Millionen für Werbung und grosse Namen ausgeben, fliesst der Franken bei Zimmerli direkt in die Produktion und damit wieder in die viel gerühmte Qualität.

Der Zeit voraus

1871 war das Jahr, in dem Pauline Zimmerli-Bäuerlin mit der maschinellen Fertigung von «feinsten Unter- und Oberkleidern für Freizeit, Sport und Reise» begann. Pauline Zimmerli verstand ihr Handwerk, als ehemalige Arbeitsschullehrerin wusste sie um den Zusammenhang zwischen Qualität und Material.

Hochwertige, langstaplige ägyptische Mako-Baumwolle, ausgeklügelte Schnittmuster, perfekte Verarbeitung hiessen und heissen die drei Eckpfeiler des Unterkleider-Universums Zimmerli.

Daneben war für die innovative Aarburgerin klar, dass die Schweiz zu klein, die Welt hingegen gerade gross genug für gute Unterwäsche ist. Und so schickte sie denn auch ihren Sohn in die Weite, und der baute ein Beziehungsnetz auf, das noch immer Bestand hat.

Qualität, Qualität, Qualität



Auch heute, 131 Jahre später, sind bei Zimmerli Verarbeitung und Qualität des Materials das Mass aller Dinge. Einige heftige Stürme musste das Unternehmen in seiner langen Firmengeschichte aber gleichwohl überstehen. Zweimal drohte ein Konkurs, Zimmerli von der textilen Landkarte zu fegen.

Im Jahre 1997 übernahmen Walter Borner und sein Cousin Hans Borner die Geschicke der Firma. Seither geht’s wieder bergauf. Sie verschrieben der Firma eine Abspeck-Kur, kündigten alle Lizenzen und besannen sich (wieder) auf das Kerngeschäft: Unterwäsche für höchste Ansprüche, «Made in Switzerland».

Zimmerli-Donna



Kurzfristig verschwand auch die Damen-Wäsche aus dem Angebot. Doch findige Frauen trugen längst die sexy Leibchen ihrer Liebsten oder kauften direkt im Fachhandel. Heute sind die «Zimmerlis» auch für Frauen wieder auf dem Markt.

In der neusten Kollektion finden sich Frauenträume aus mercerisierter Baumwolle, Seide, Wolle, mit und ohne Spitzen, mit und ohne Satinband. Was für die Männerwäsche Bestand hat, gilt auch für die Frauen. Borner: «Top-Verarbeitung, Top-Logistik, Top-Wäsche.»

Produktionsstandort Tessin

Produziert wird in der Schweiz, im Kanton Tessin. Neuste Maschinen und die «besten Näherinnen» sorgen dafür, dass die, «eigene Produktion Gold wert ist», wie Borner betont. So kann die Firma rasch auf Kundenwünsche reagieren, hat alle Artikel am Lager.

Ebenso dezidiert streicht Borner hervor: «Ein gutes Verhältnis mit den Gewerkschaften, mit den Mitarbeiterinnen ist uns wichtig». Resultat: Der Gesamtarbeitsvertrag ist für vier Jahre in Kraft, die Fluktuation praktisch Null.

Neue Verpackung – neue Kollektion



Die Borners scheinen zu jenen vielzitierten, als verantwortungsvoll bezeichneten Firmeninhabern zu gehören, die den Standort Schweiz Billiglohn-Ländern vorziehen. Die auch um ihre Stärke wissen, diese gezielt einsetzen, Erfolg haben und trotzdem nicht abheben.

Keine Lust auf immer grösser, immer mehr verspüren. «Noch 20 Prozent Wachstum liegen noch drin, dann ist Schluss». Bisher scheint die Rechnung aufzugehen. Für die Firma und die Kunden.

Im neuen Jahr wartet «Zimmerli of Switzerland» nicht nur mit einer neuen Kollektion auf, auch die Verpackung wird erneuert. Tyler Brûlé, der Mann mit Sinn für schöne Dinge, zeichnet für die neue Hülle verantwortlich.

Aber nur für die Hülle, den Rest macht die ehrwürdige Aarburger Firma weiter wie gewohnt: Unterwäsche vom Feinsten mit Kultstatus.

swissinfo, Brigitta Javurek

Gegründet 1871 von Pauline Zimmerli-Bäuerlin. Erste maschinelle Fertigung von Unterwäsche in der Schweiz. 1879 wird die Wäsche an der Weltausstellung in Paris mit grossem Erfolg präsentiert. 1997 Übernahme des Unternehmens durch Walter und Hans Borner.
Zimmerli-Unterwäsche ist in 50 Ländern weltweit erhältlich, in ausgesuchten Fachgeschäften. Produktionsstandort Coldrerio, Tessin.

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