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Dosé: Mit hohen Hoffnungen angetreten – Stern seither verblasst

Der abtretende Swiss-Chef André Dosé hatte sein Amt als unverbrauchter Hoffnungsträger mit einer hohen Glaubwürdigkeit angetreten.

Angesichts ständiger Negativschlagzeilen der Swiss ist sein Stern allerdings seit längerem verblasst.

Der heute 46-jährige Dosé war in verschiedenen Funktionen bei der Swissair und bei anderen Gesellschaften als Pilot und Fluglehrer tätig gewesen, bevor er 1986 als First Officer zur damaligen Crossair stiess. In der Basler Regionalfluggesellschaft von Moritz Suter stieg er zum Vizepräsidenten auf.

Ziehsohn Suters

Der junge Manager, der bald als Ziehsohn des Crossair-Gründers Suter galt, geriet erstmals im Jahr 2000 im Zusammenhang mit einem ein Jahr lang schwelenden Lohnstreit mit den Crossair-Piloten ins Licht der Öffentlichkeit. Der stets besonnen auftretende Dosé konnte die Verhandlungen damals zu einem guten Ende bringen.

Als Moritz Suter im Januar 2001 nach dem Rücktritt von Swissair-Chef Philippe Bruggisser für kurze Zeit in die SAir-Geschäftsleitung wechselte, rückte Dosé als Crossair-Konzernchef nach. Suter blieb der Crossair damals als Verwaltungsratspräsident erhalten.

Swissair-Grounding

Zum wichtigsten Luftfahrtmanager der Schweiz wurde Dosé ohne sein Zutun als Folge des Swissair-Groundings: Gemäss dem Rettungsplan übernahm die Crossair im Herbst 2001 das Fluggeschäft der untergegangenen Swissair und wurde somit von der Regionalfluglinie zur nationalen Fluggesellschaft. Anfang 2002 konnte Dosé der Öffentlichkeit den Namen und Marktauftritt «Swiss» präsentieren.

In der Öffentlichkeit erwarb sich Dosé zu Beginn viel Vertrauen durch ständige Auftritte in den Medien, in denen er immer wieder die Ziele und Pläne der Swiss erklärte. Dennoch war die Swiss vor grossen Turbulenzen nicht gefeit: Über Jahre hinweg begleitete sie etwa der Streit zwischen ehemaligen Crossair- und Swissair-Piloten oder die Suche nach einem Allianzpartner.

Ein schwerer Schlag war für die sich noch mitten im Aufbau befindende Fluggesellschaft auch der Flugunfall vom 24. November 2001 bei Bassersdorf ZH. Der tragische Vorfall sollte Dosé nun bis zu seinem Rücktritt begleiten.

Vertrauen abgenommen

Im ersten Swiss-Jahr genoss der stets optimistische Dosé trotz wenig erfreulichen Neuigkeiten grosses Vertrauen. So wurde er noch 2002 vom Club der Zürcher Wirtschaftsjournalisten zum Manager des Jahres gewählt.

Die vielen negativen Botschaften, die stetige Reduktion der Flotte – die auch für die Schweizer Landesflughäfen immer schmerzhafter wurden – und der andauernde Stellenabbau setzten allerdings dem Ruf Dosés und der Swiss immer stärker zu. Auch beim Swiss-Kader kam es im Verlauf des letzten Jahres zu immer mehr Abgängen.

Dosés beharrlicher Optimismus stiess trotz einigen Erfolgen wie dem zuletzt doch geglückten Allianz-Beitritt auf immer weniger Glauben; Beobachter vermochten eine Wende zum Besseren je länger je weniger zu sehen. Zuletzt kamen noch die persönlichen Beschuldigungen im Zusammenhang mit dem Flugzeugunglück von Bassersdorf dazu.

swissinfo und Agenturen

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