Drittlängster Eisenbahntunnel der Welt eröffnet
Verkehrsminister Moritz Leuenberger hat am Freitag den Lötschbergtunnel offiziell eröffnet. Zuvor durchbrach ein Güterzug von Süden her eine Papierwand.
Nach der von Ton- und Lichteffekten begleiteten Zeremonie fuhren 1200 geladene Gäste mit einem Sonderzug durch den knapp 35 Kilometer langen Tunnel.
Acht Jahre nach Baubeginn ist der Lötschberg-Basistunnel am Freitag in Frutigen auf Berner Seite vor 1200 Gästen eröffnet worden. Bundesrat und Verkehrsminister Moritz Leuenberger übergab den Tunnel der Betreiberin Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS).
Anschliessend durchquerte die Festgemeinde den drittlängsten Eisenbahntunnel der Welt – der längste durch die Alpen – Richtung Süden, wo in Visp der Festakt auf Walliser Seite folgte.
Berge versetzt – im Berg
«Wir haben einen Berg versetzt für eine Schweiz, wie wir sie uns vorstellen», sagte Leuenberger auf der Südseite des Jahrhundertbauwerks. Künftig seien die Berner in 55 Minuten im Land ihrer Träume – und die Walliser, die sich nach Bern wagten, seien nach 55 Minuten zurück im Land ihrer Träume.
Für Leuenberger ist der Lötschberg ein Symbol für eine offene und mutige Schweiz. Mit der NEAT (Neue Eisenbahn Alpentransversale) leiste die Schweiz einerseits ihren Beitrag an das neue Europa, das durch Infrastrukturen zusammenwachse und Berge und Meere überwinde.
Zusammenrücken
Bei der NEAT gehe es um mehr als Rentabilität. «Es geht um den inneren Zusammenhalt, darum, dass alle Regionen an den neuen Bahnlinien, an den Investitionen für künftige Generationen teilhaben», sagte der Verkehrsminister.
Andererseits habe das Land damit seinen eigenen Weg beschritten. Die Schweiz habe nicht zulassen wollen, zu einem Strassenkorridor für 40-Tönner zwischen Norden und Süden zu werden. Heute sei die Schweizerische Verlagerungspolitik vielen Ländern ein Vorbild.
Spezial-Effekte im Regen
Vor der offiziellen Eröffnung in Frutigen hatte Leuenberger in einem italienischen Güterzug von Süden her durchquert. Die Lokomotive durchbrach dabei vor dem Nordportal eine Papierwand.
Der Auftritt Leuenbergers am Nordportal auf Berner Seite war von Sound- und Lichteffekten begleitet, die sogar den strömenden Regen in den Schatten stellten. «Es ist ein ergreifender Tag, sogar der Himmel weint vor Freude», sagte der gutgelaunte Verkehrsminister.
Schiene am Stück
Anschliessend übergab Peter Teuscher, der Direktor der Bauherrin BLS AlpTransit, Leuenberger symbolisch ein Schienenstück. Der Bundesrat gab das Schienenstück weiter an BLS-Direktor Mathias Tromp mit den besten Wünschen für einen reibungsfreien Betrieb.
Nach der symbolischen Übergabe und der Segnung des ersten NEAT-Astes fuhren die 1200 geladenen Gäste, darunter auch der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, mit einem Sonderzug ins Wallis.
Mehrkosten
Der erste Ast der Neuen Eisenbahn Alpentransversale (NEAT) führt von Frutigen im Berner Oberland nach Raron im Wallis. Mit 34,6 Kilometern Länge ist es der längste Alpentunnel sowie nach dem Seikan-Tunnel in Japan und dem Eurotunnel der drittlängste Bahntunnel der Welt.
Fahrplanmässig sollen die Züge ab dem 9. Dezember durch den Tunnel verkehren. Die Kosten des Bauwerks belaufen sich ohne Teuerung, Bauzinsen und Mehrwertsteuer auf 4,3 Milliarden Franken. Das ist gut eine Milliarde mehr als 1998 veranschlagt.
Der zweite Ast der NEAT durch den Gotthard soll 2017 in Betrieb genommen werden.
swissinfo und Agenturen
September 1992: Die Neue Eisenbahntransversale NEAT mit den Basistunnels am Gotthard und am Lötschberg wird in einer Volksabstimmung mit 64% Ja-Stimmen gutgeheissen.
Februar 1994: Die Alpeninitiative wird angenommen. Sie verlangt eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene innert 10 Jahren.
März 1998: Die eidgenössischen Räte heissen den gleichzeitigen Bau beider Basistunnels gut. Der Lötschberg wird nur einspurig bewilligt.
November 1998: Das Volk nimmt mit 63,5% Ja-Stimmen den Bundesbeschluss über Bau und Finanzierung von Infrastrukturvorhaben des öffentlichen Verkehrs (FinöV) an.
Dezember 1999: Das Parlament einigt sich auf einen NEAT-Gesamtkredit von 12,6 Milliarden Franken (ohne Mehrwertsteuer und Teuerung).
Juli 2001: Der Bundesrat erhöht den NEAT Gesamtkredit auf 14,7 Milliarden Franken
April 2005: Durchstich des Lötschberg-Basistunnels
September 2006: Nach verschiedenen Erhöhungen werden die NEAT-Gesamtkosten vom Bundesamt für Verkehr nunmehr auf rund 24 Milliarden Franken veranschlagt.
15. Juni 2007: Feierliche Eröffnung des Lötschbergtunnels. Dessen Gesamtkosten betragen 5,3 Milliarden Franken.
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