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E-Schrott-Weltmeister sein – leicht gemacht!

Zu Bergen türmen sich die ausgedienten Monitore in einer Entsorgungsfirma in Regensdorf. Keystone

Ärmel aufkrempeln, Fenster weit öffnen und mit der milden Frühlingsluft die Wohnung von Überflüssigem befreien. Auch das alte Handy und der alte Bildschirm müssen weg.

Der Erfahrungsbericht eines E-Schrott-Entrümplers.

Frühling, die Natur erwacht, auch meine Frühlingsgefühle, aber auch meine Lust, Klarschiff zu machen, den Wintermief hinter mir zu lassen. Entstauben, Entrümpeln, Wegschmeissen ist angesagt.

In meinem Büro steht seit Jahren ein defekter, ausgedienter Computer-Monitor nutzlos herum. Sein Platz würde dringend gebraucht. Also weg damit! Das Ding einfach in einen Abfallsack stecken? Nein, das ist erstens nicht umweltgerecht und zweitens verboten.

Für fast alles gibt es hierzulande eine umweltverträgliche Entsorgung: Batterien, alte Elektrogeräte, Grünabfälle, Altöl und Farben, Karton und Papier, Konservendosen, Glas, Medikamente, Bauschutt, und eben auch für Computer, Bildschirme oder Mobiltelefone.

30’000 gesammelte Tonnen im Jahr 2003 bringen der Schweiz die Weltmeister-Krone im E-Schrott-Sammeln. Und ich bin dabei!

Sammelstellen

Doch wohin mit dem E-Schrott? Zur Gemeindesammelstelle? Diese nimmt Elektro-Schrott meist nicht jederzeit entgegen. Wohin dann? Nach einer kurzen Recherche im Internet habe ich die Lösung: der Schweizerische Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik oder kürzer und bekannter Swico.

Auf der Swico-Homepage finde ich eine Liste von fast 400 Sammelstellen in allen Kantonen. Ich suche mir die nächstgelegene heraus, packe den Monitor, die defekte Akku-Taschenlampe, den ausgedienten Staubsauger, den Kofferradio von anno dazumal sowie das verrostete Raclette-Öfeli ins Auto und fahre zu «meiner» Abgabestelle.

«Gratis-Entsorgung»

Erfreut konstatiere ich dort, dass es sich gelohnt hat, gewisse Geräte jahrelang im Keller zu lagern. Bis Ende 2001 hätte ich für die Rückgabe der Geräte eine Gebühr bezahlt. Seit 2002 bezahlt man eine vorgezogene Recycling-Gebühr (vRG) beim Kauf eines neuen Gerätes.

Dank dieser Gebühr können auch Computer, Telefone, Mobiltelefone, Geräte der Unterhaltungselektronik und Fotoapparate «gratis» entsorgt werden, für die man noch keine vRG bezahlen musste.

Was passiert eigentlich mit dem Schrott?

Meine Apparate sind nun bei der Sammelstelle, wo sie gewogen werden (die Sammelstelle wird nach Gewicht der Apparate entschädigt). Aber was geschieht nun mit den ausgemusterten Elektro-Geräten? Da ich es genau wissen will, erkundige ich mich bei Peter Bornand, dem Vorsitzenden der Swico-Kommission Umwelt.

«Der Elektro-Schrott wird schweizweit von 15 lizenzierten Recycling-Betrieben und den rund 55 angeschlossenen Zerlegebetrieben verarbeitet», erklärt Peter Borand.

Es sind meist aus sozialen Institutionen bestehende Zerlegebetriebe, welche den Schrott trennen. Die Recycling-Unternehmen entsorgen dann die Schadstoffe gesondert und gewinnen die Werkstoffe zurück.

Die Empa, die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St. Gallen, wacht darüber, dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht. Sie hat von der Swico den Auftrag, die Recycling- und die Zerlege-Betriebe zu kontrollieren.

Billige Entsorgung im Ausland

Immer wieder hört man, dass Abfälle ins Ausland, vorzugsweise in Entwicklungsländer, exportiert und dort unter äusserst fragwürdigen Bedingungen «entsorgt» werden. Peter Bornand beruhigt mich: «Die Geräte müssen in der Schweiz rezykliert werden, das ist eine Zielsetzung der Swico-Lösung. Nur wenige Bestandteile, die nicht in der Schweiz verarbeitet werden können, werden ins Ausland gegeben.»

Es sind dies Bestandteile, die in einem Hochofen entsorgt werden müssen, den es hierzulande nicht gibt. «Dies könnte eine Fraktion Bildschirmglas sein, aus der in Deutschland neues Bildschirmglas entsteht oder Leiterplatten, die in Schweden abgeschmolzen werden» erklärt Peter Bornand.

Es braucht zudem eine Bewilligung des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), um den Elektronikschrott exportieren zu können.

Umweltfreundlichere Produkte

Auch die Europäische Union (EU) hat eine Direktive zur Rücknahme elektronischer Geräte in Kraft gesetzt, welche die einzelnen Länder nun umsetzen müssen. Der EU genügt das aber noch nicht. «Sie will noch weiter vorne eingreifen, nämlich bereits beim Bau von Geräten», erklärt Bornand. «So will sie zum Beispiel mit Vorschriften verhindern, dass das umweltbelastende Blei als Lötmaterial verwendet wird.»

Vorsorgen statt entsorgen also: Diese Entwicklung sei bereits seit einiger Zeit im Gang, so Bornand. «Heutige Geräte sind wesentlich schadstoffärmer als vor zehn Jahren.» Flachbildschirme beispielsweise beinhalten im Vergleich zu den Röhrenbildschirmen viel weniger Schadstoffe.

Die Entsorgung der Produkte, die heute zurückgenommen werden, ist kein technisches Problem. Peter Bornand wünscht sich jedoch, dass die Geräte länger im Einsatz bleiben. Dies sei aber keine technische Frage. Handys, die heutzutage alle zwei Jahre ausgetauscht werden, könnten ihren Dienst wahrscheinlich noch lange verrichten.

Dem kann ich nur beipflichten. Aber wie sieht das in der Praxis aus? Leider musste ich kürzlich mein tipptopp funktionierendes Handy entsorgen, weil für das vor 3 Jahren auf den Markt gekommene Gerät keine Akkus mehr im Handel sind.

swissinfo, Etienne Strebel

2003 wurden in der Schweiz 30’000 Tonnen Elektroschrott zurückgegeben, ein Viertel mehr als 2002.
Pro Einwohner sind 2003 über vier Kilogramm E-Schrott zurückgegeben worden – zusammen mit den Haushaltgeräten macht das fast 10 Kilogramm.
Gemäss Swico steht die Schweiz damit beim Rezyklieren weltweit an der Spitze.
Die abgegebenen Geräte werden von 15 lizenzierten Entsorgungs- und 50 angeschlossenen Zerlegebetrieben rezykliert.
Die Empa überwacht das Zerlegen und Entsorgen der Elektroabfälle.

Seit Juli 1998 dürfen elektrische und elektronische Geräte in der Schweiz nicht mehr im Hauskehricht entsorgt werden. Es besteht eine Rückgabepflicht.
Bei Verkauf eines solchen Gerätes wird eine vorgezogene Recycling-Gebühr fällig.
Handel und Sammelstellen nehmen ungefähr gleich viele Alt-Geräte entgegen.

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