Ein Körnchen voller Hoffnungen
Für die Hälfte der Weltbevölkerung ist Reis ein Grundnahrungsmittel. Dieses Getreide spielt auch in der Entwicklung vieler Länder eine Schlüsselrolle.
Das internationale Jahr des Reises 2004 gibt Gelegenheit, die Rolle dieses Korns im Kampf gegen Unterentwicklung aufzuzeigen.
In Thailand heisst «Kin khao», in China «Chi fan», in Myanmar «Tamin sa deh», in Vietnam «An chom» wörtlich übersetzt «Reis essen». Jedes Land schöpft aus seinem Wortschatz, wenn es um das wichtigste Grundbedürfnis des Menschen geht: Essen.
Besonders an den asiatischen Sprachen ist, dass das Wort Reis immer vom Tätigkeitswort essen begleitet wird. Reis essen. Damit wird suggeriert, dass der Mensch und das kostbare Getreide unzertrennlich sind.
Ein Pflanze, die überall wächst
Für die Hälfte der Welt ist Reis das wichtigste Nahrungsmittel. Reis besteht vor allem aus Kohlenhydraten. In der Dritten Welt deckt diese Getreideart einen Viertel des Energieverbrauchs der Bevölkerung ab.
«Die jeweilige Reisproduktion ist meist für den lokalen Verzehr gedacht», sagt Hans-Peter Egler vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco). Der Leiter der Handels- und Umwelttechnologie-Kooperation fügt bei, dass nur 15% der Weltproduktion in jeweils andere Länder exportiert wird.
Reis wird in 113 Ländern auf allen Kontinenten ausser der Antarktis angebaut. Die Pflanze fühlt sich sowohl in trockenen wie auch regnerischen Regionen wohl. Ursprünglich aus Südost-Asien stammend, schlägt sie heute ihre Wurzeln in verschiedener Umgebung: In Wäldern, in Wüsten, entlang von Küsten, an Abhängen von Bergen.
Je mehr Reise, desto weniger Armut
Innerhalb der Geschichte der Vereinten Nationen (UNO) ist das Durchführen eines dem Reis gewidmeten Jahres einzigartig. Noch nie zuvor wurde dies einem einzelnen Getreide zugestanden.
Das internationale Jahr des Reises 2004 wird von der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und vom International Rice Research Institute (IRRI) veranstaltet.
Dabei sollen nicht nur die Eigenschaften dieser Getreideart aufgezählt werden. Es geht um viel mehr: Reis soll als Instrument zur Bekämpfung der Armut und zur Erhaltung der Umwelt eingesetzt werden.
Die Parole «Reis ist Leben» der IRRI-Kampagne zielt auf eine Erhöhung der Reisproduktion. Es wird davon ausgegangen, dass ein Zuwachs an produziertem Reis eine Abnahme an Hunger und Armut, also ein besseres Leben, impliziert.
Reisanbau gut kombinierbar
«Über den puren Ernährungsaspekt hinaus bringt der Reisanbau auch Beschäftigung», sagt Egler. «Damit sind wir bei den Schlüsselfaktoren für das Wachstum der Wirtschaft eines Landes.»
In den landwirtschaftlichen Regionen der Dritten Welt bringt der Reisanbau Arbeit für fast eine Milliarde Menschen. Dazu passt, dass vier Fünftel der Weltproduktion von kleinen Reisbauern-Betrieben stammt.
Auch der Umweltaspekt darf nicht vergessen werden. Auf Reisanbau basierende Landwirtschaft ist tendenziell biodiversifizierter als andere. Das heisst, aus ökologischem Sicht artenreicher.
Die Reiskulturen lassen sich gut mit anderen Anbau-Aktivitäten kombinieren, wie der Fisch- oder Gänsezucht. Das anfallende Stroh kann dem Vieh verfüttert oder bei Konstruktion von Hütten gebraucht werden.
Artenzahl rückläufig
Bekannt ist auch, dass der Reisanbau auf terrassiertem Gelände, typisch für Bali oder Vietnam, hilft, Bodenerosion und Erdrutsche zu vermeiden.
Fenis, Ariete, Drago, Albatros, Pony oder Condor: Bei diesen Ausdrücken handelt es sich nicht etwa um Tier-, sondern um Reisarten. Rund eine halbe Million waren es früher, heute sind es noch 140’000.
Weltweit hat sich die mit Reis angebaute Fläche in den letzten 15 Jahren ausgedehnt, von 135 auf 148 Millionen Hektaren. Gleichzeitig stiegen die Erträge um mehr als 44%.
Fairer Handel
Das internationale Jahr des Reises gibt auch Gelegenheit, den fairen Handel zu thematisieren. «Wir möchten die Konsumenten über die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung informieren und den Schweizer Markt für Erzeugnisse aus Entwicklungsländern öffnen», sagt Guido Münzel, Sprecher von claro fair trade.
Dieses Schweizer Unternehmen, das vom seco unterstützt wird, arbeitet direkt mit Reisanbauern aus Südostasien zusammen. claro setzt sich für die Vermarktung neuer Reissorten und ihren Export in die Industrieländer ein.
claro offeriert eine Verpackung in Pyramidenform, die fünf verschiedene Reisarten aus Thailand und Laos enthält. «Dies ist als Methode gedacht, auch weniger bekannte Arten in unseren Breiten bekannt zu machen», sagt Münzel.
swissinfo, Luigi Jorio
(Übertragung aus dem Italienischen: Alexander Künzle)
Die Reispflanze stammt aus dem Südosten Asiens, wo sie seit 7000 Jahren intensiv angebaut wird.
Wahrscheinlich brachte Alexander der Grosse den Reis in den Westen.
Die Araber verbreiteten ihn im Mittelmeerbecken.
Reis ist weltweit das am meisten konsumierte Korn.
Es wird auch in Ägypten, Italien, den USA und Brasilien angebaut.
Welt-Reisproduktion 2002: 576 Mio. Tonnen
Die Schweiz importiert 40’000 Tonnen
China weist 96 kg Reiskonsum pro Kopf auf
Die Schweiz 5,5 kg
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
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