Einigung bei Swissmetal
Nach einem zehntägigen Streik haben die Swissmetal-Angestellten im bernischen Reconvilier am Donnerstag ihre Arbeit wieder aufgenommen.
Rund 400 Streikende erreichten mit ihrer Arbeitsniederlegung, dass sie einen neuen Werkchef erhalten. Der umstrittene Martin Hellweg bleibt Konzernchef.
Der Durchbruch gelang, nachdem sich die Berner Regierungsrätin Elisabeth Zölch in den Arbeitskonflikt einschaltete und in einem Mediationsverfahren eine Vereinbarung zwischen Personalvertretung, der Gewerkschaft Unia und dem Verwaltungsrat erreichte.
Kurz vor Donnerstagmittag sprachen sich an der Personalversammlung in Renvonvilier 269 Beschäftigte für und 80 gegen die Vereinbarung aus. Die Arbeit wurde danach um 13.15 Uhr wieder aufgenommen.
Zuvor hatte auch der Verwaltungsrat von Swissmetal die Vereinbarung genehmigt und Eingeständnisse gemacht.
Standortgarantie
Die Gewerkschaft Unia und Swissmetal gaben am Donnerstag die Kernpunkte der Vereinbarung bekannt. Darin wird festgehalten, dass der Swissmetal-Verwaltungsrat am Werk Renconvilier festhält und dort zusätzliche Investitionen plant.
Für die Gewerkschaft ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass das Werk in Renconvilier und das Werk Dornach neu von je einem eigenen Werksdirektor geleitet wird, wie André Daguet, von der Gewerkschaft Unia, auf Anfrage sagte.
Die beiden Werksdirektoren würden ausserdem als operative Chefs dieser Einheiten neu in der Geschäftsleitung sitzen.
Hellweg bleibt
Konzernchef (CEO) von Swissmetal bleibt Martin Hellweg. Eine der Hauptforderungen der Streikenden war der Abgang von Hellweg gewesen.
Swissmetal sieht sich in ihrer Mitteilung vom Donnerstag nach dem Ende des Streiks verpflichtet, «zukünftig den Dialog mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern intensiver zu pflegen».
Als weiteren Eckpunkt vereinbarten die Sozialpartner Verhandlungen über Lohnerhöhungen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen unverzüglich aufzunehmen. Das Personalwesen in Renconvilier soll ausserdem verstärkt werden.
Ein Verkaufsleiter soll für die gesamte Swissmetal-Gruppe ernannt werden. Schliesslich will die Geschäftsleitung auf jegliche Repressalien gegen die Streikbeteiligten verzichten.
Gewerkschaft zufrieden
Die Gewerkschaft Unia zeigte sich erfreut über den Erfolg der streikenden Swissmetal-Beschäftigten. Unia bezeichnete den Streik als notwendigen Aufstand «einer realen Arbeitswelt gegen eine virtuelle Finanzwelt». Unia zeigte sich beeindruckt von der grossen Geschlossenheit der Belegschaft.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Renconvilier waren am Donnerstag erfreut darüber, dass es gelungen war, Swissmetal zu Zugeständnissen zu bewegen.
Obwohl bei Einigen gemischte Gefühle darüber herrschten, dass Hellweg weiterhin im Amt bleibt, schienen die meisten Mitarbeiter erleichtert darüber, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können.
Am Sonntag hatte das Personal eine durch den Verwaltungsrat, die Personalkommission und die Gewerkschaft Unia ausgehandelte Lösung des Konflikts noch abgelehnt. Die Streikenden argumentierten damals, dass ihre Hauptforderung – der Abgang von Swissmetal-Chef Martin Hellweg – nicht erfüllt worden sei.
swissinfo und Agenturen
Boillat in Reconvilier ist spezialisiert auf die Weiterverarbeitung von Kupfer und gehört seit 1986 zur Swissmetal-Gruppe.
Die zehntägige Auseinandersetzung ist auf Managementprobleme zurückzuführen.
Die Entlassung des auf Konsens bedachten Betriebsdirektors, André Willemin, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.
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