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Ende der Niger-Hungerhilfe teilt die Meinungen

Im Niger beginnt die Erntezeit: Die UNO will ihre Hungerhilfe reduzieren. Keystone

Schweizer Hilfswerke reagieren unterschiedlich auf die Absicht der Vereinten Nationen, das Verteilen von Nahrungsmitteln in Niger teils einzustellen.

Die DEZA findet den Entscheid gut, der Schweizer Ableger von Ärzte ohne Grenzen (MSF) hingegen warnt vor weiteren Hunger-Toten.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat angekündigt, die allgemeine Verteilung von Nahrungsmitteln mit dem Beginn der Ernte Anfang Oktober einzustellen und sich auf die Regionen zu konzentrieren, die von der Nahrungsmittel-Knappheit am stärksten betroffen sind.

Hungerhilfe macht Markt kaputt

Für Peter Bieler, Chef des Koordinationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) für den Niger, macht dies Sinn. Eine Flut von Gratis-Lebensmitteln während der Erntezeit könnte den Markt durcheinander bringen. «Die Sicht der Vereinten Nationen, die Verteilung einzustellen, wird im Niger allgemein geteilt», sagt Bieler.

«Wenn das Welternährungs-Programm Nahrungsmittel verteilt, während Bauern versuchen, ihre Ernte auf dem Markt zu verkaufen, könnten die Preise entweder noch höher werden oder zusammenbrechen.»

Der Experte warnt allerdings davor, zu glauben, die Probleme im zentralafrikanischen Staat seien mit den einsetzenden Regenfällen und der Abwesenheit von Heuschrecken vorbei.

«Wir wissen noch nicht, wie gut die Ernte sein wird. Die Zeichen sind gut, aber wir wissen nicht, ob die Bauern die Saat ausbringen konnten, als die Situation im Juni am schlimmsten war.»

Sollte die Ernte schlechter ausfallen als erwartet, könnte die allgemeine Verteilung von Nahrungsmitteln wieder notwendig werden.

Familien brauchen Auffangnetz

Der Schweizer Ableger von Ärzte ohne Grenzen ist nicht überzeugt, dass die Reduzierung der Hilfe an der Zeit ist. MSF befürchtet, dass viele Menschen darunter leiden könnten.

«Wir sind besorgt, dass das WFP darüber spricht, seine Hilfe nach Erntebeginn einzustellen», sagte Christian Captier, Direktor von MSF Schweiz, gegenüber den Medien.

«Die meisten mittellosen Familien brauchen ein Auffangnetz, um zu überleben. Die Hungerhilfe verspätete sich um Monate, und nun soll sie gestoppt werden.»

Zweitgeborene kriegen nichts

Bieler von der DEZA weist hingegen darauf hin, dass die Nahrung innerhalb von Familien oft nicht richtig verteilt werde. Unterernährung habe nicht nur mit der Verfügbarkeit von Nahrung zu tun, sondern auch mit der Verteilung.

«Manchmal erhalten die beiden letzt geborenen Kinder kein Essen», erklärt Bieler. «Wir müssen die Tatsache angehen, dass sich einige Familien nicht um ihre Kinder kümmern.»

«Die Realität ist, dass Kinder sterben. Aber das heisst nicht unbedingt, dass der Haushalt arm ist oder es keine Nahrung gibt.»

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) geht davon aus, dass die einsetzende Ernte die Nachfrage nach Hunger-Hilfe abschwächen wird. «Die Regenzeit hat stark eingesetzt», sagt SRK-Sprecher Karl Schuler. «Die Aussichten auf eine grosse Ernte stehen gut.»

swissinfo, Matthew Allen
(Übertragung aus dem Englischen: Philippe Kropf)

Der Premierminister von Niger, Hama Amadou, zeigte sich befriedigt, dass die UNO ihre Verteilung von Nahrung im Land zurückfahren will – die Ehre des Landes habe unter der Hungerhilfe gelitten.

Die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières (MSF) schätzt, dass rund 1 Mio. Menschen immer noch nicht genug Nahrungsmittel haben.

Auf der Höhe der Hunger-Krise waren laut der UNO rund 3,6 Mio. Menschen betroffen.

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