Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Endlich Aufwind für die Swiss?

Ein ziemlich leerer Terminal A im Flughafen Unique Kloten in Zürich. Keystone

Verluste, massiver Stellenabbau und Beitritt zur Oneworld-Allianz: 2003 war alles andere als einfach für die defizitäre, krisengeplagte Swiss.

Aber nächstes Jahr soll die Fluggesellschaft rentabel werden.

Der Irak-Krieg und die Lungenkrankheit Sars haben neben der Rezession ihre Spuren hinterlassen. Die Fluggesellschaft musste starke Abstriche machen trotz der soliden Bilanz, dank der öffentlichen Mittel (Bund, Kantone) sowie der rund 20 grossen Schweizer Gruppierungen, die den Start der Swiss ermöglichten.

Ein Drittel weniger Arbeitsplätze



Von über 10’000 Vollzeit-Angestellten zu Jahresbeginn werde der Bestand auf rund 6500 sinken, sobald die Restrukturierung beendet sei, sagte Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die Operation sollte beendet sein «bis Februar oder kommenden März».

Vergangenen September hatte die Fluggesellschaft nach neun Monaten einen Nettoverlust von 609 Mio. Franken verzeichnet, bei einem Umsatz von 3,1 Mrd. Franken. Das ursprüngliche Ziel, im Businessplan ab 2003 eine ausgeglichene Rechnung zu präsentieren, wurde bald aufgegeben.

Um 100 Mio. Franken zu sparen, kündigte die Fluggesellschaft den Abbau von 700 Arbeitsplätzen an und eine Flottenreduktion um 20 Maschinen ab dem Sommer-Fahrplan. Dieser Kahlschlag bildete die Fortsetzung zu 300 Stellen-Streichungen im Herbst 2002.

Flop mit Swiss Express



Anfang Mai dieses Jahres wurde die Gründung von Swiss Express ab November angekündigt, und die Gruppe ging zur Philosophie «gehobene Preisklasse» über, die vor allem vom kanadischen Lifestyle-Spezialisten Tyler Brûlé entwickelt worden war.

Als regionale Filiale mit niedrigen Preisen sollte Swiss Express mit 900 Mitarbeitenden die Billig-Airlines konkurrenzieren, die immer zahlreicher wurden (17 operierten Ende 2003 in der Schweiz) und ein aggressives Marketing betreiben. Sie sah aber nie das Tageslicht.

Den grössten Schock verursachte die Swiss mit ihrer Ankündigung vom 24. Juni: Streichung von 3000 Stellen, Einmottung von 34 Flugzeugen und Aufhebung von 25 Destinationen. Das Ziel: Die roten Zahlen hinter sich zu lassen und 1,6 Mrd. Franken zu sparen.

Swiss braucht einen neuen Kredit …

Trotz der Swiss Express-Illusion wollte die Swiss bei den Billigfliegern dabei sein: Wie ihre Konkurrenten im Internet verkauft sie seit Anfang August die günstigsten Sitze im Internet.

Die Swiss konnte auch einen Erfolg verbuchen: Im September kündigte sie den Beitritt zur Allianz Oneworld an, die von British Airways angeführt wird. Die Schweizer Fluggesellschaft hatte immer transparent gemacht, dass sie ihr Überleben auf lange Sicht nur sichern könne, wenn sie einer der drei grossen weltweiten Allianzen beitrete.

… aber die Banken lassen auf sich warten.

Im Jahr 2004 erwartet die Swiss nun eine ausgeglichen Rechnung «und einen Gewinn im folgenden Jahr», fügte Donzel hinzu. Die liquiden Mittel reichen gemäss der Geschäftsführung für den aktuellen Businessplan aus.

Doch nichts ist sicher. Die Verhandlungen mit den Banken über einen neuen Kreditrahmen über 500 Mio. Franken haben noch zu keinem Abschluss geführt.

swissinfo und Agenturen

Zu Oneworld gehören: American Airlines, British Airways, Qantas, Cathay Pacific, Iberia, LanChile, Finnair, Aer Lingus und swiss.

Die Allianz bedient mit täglich über 8600 Flügen mehr als 570 Destinationen in 136 Ländern.

Am 2. Oktober 2001 ist die Swissair mit dem Grounding am Ende. Bund, Kantone und Wirtschaft einigen sich auf die Finanzierung einer neuen Schweizer Airline und stellen rund 4 Milliarden Franken bereit. Die Fluggesellschaft wird auf den Namen swiss getauft. Am 31. März 2002 hebt sie ab.

Der Verlust der swiss für 2002 beträgt 980 Mio. Franken.

Im April kürzt die swiss den Flugplan wegen Irak-Krieg, Sars und Konjunkturflaute. Die Gewerkschaften protestieren gegen Bonus-Zahlungen an die Manager.

24.Juni 2003: Die swiss spart radikal. 3000 der 9500 Stellen werden gestrichen, die Flotte und das Angebot gekürzt. Die Kosten sollen um 1,6 Mrd. Fanken sinken. Bei den Zulieferern wird mit dem Abbau weiterer 2500 Stellen gerechnet.

28. August 2003: Das Europageschäft wird dem Vorbild der Billig-Airlines angepasst. Mit einem flexiblen Tarif- und Online-Buchungssystem sollen Marktanteile zurück gewonnen werden.

23. September 2003: swiss gibt bekannt, dass sie der Luftverkehrs-Allianz Oneworld beitritt.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft