Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Erfolgreiche Jugendherbergen 2002

Der Expo-Sleeper der Jugendherbergen in Neuenburg. Keystone Archive

Während das vergangene Jahr in der klassischen Schweizer Hotellerie zu Umsatz- und Ertragseinbrüchen geführt hat, konnten die Jugendherbergen zulegen.

Sogar die Wintersaison 2002/3 hat sich gut angelassen. Investitionen von 32 Mio. Franken sind geplant.

Die Schweizer Jugendherbergen, eine Non-Profit Organisation, haben die Krise in der Hotellerie im vergangenen Jahr praktisch unbeschadet überstanden. Weder der Reiseschock nach dem 11. September 2001, noch der harte Franken noch der Schneemangel setzen ihnen zu.

Die Zahl der Logiernächte stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,8% auf über 875’000. An diesen nur 0,8% resp. 7000 zusätzlichen Logiernächten zeigt sich gemäss Geschäftsleiter Fredi Gmür, dass der Einbruch in der Tourismusbranche auch an den “Jugis” nicht spurlos vorübergegangen sei.

Mehr Logiernächte, mehr Umsatz

Dafür wuchs die Wirtschaftlichkeit. Der Umsatz erhöhte sich um 4,2% auf 27,05 Mio. Franken. Mit anderen Worten: Pro Logiernacht wurde 2002 mehr eingenommen als im Vorjahr.

Insgesamt hat auch die Mitarbeiter-Produktivität der Herbergen im Durchschnitt zugenommen: 1993 ergab sich pro Mitarbeiter noch ein Umsatz von 79’395 Fr., 2002 waren es 138’422 Fr. Auch pro Bett nahm der Betriebsertrag von 5105 auf 5276 Fr. zu, obwohl sich die Anzahl Betten im Berichtsjahr um 3,8% erhöhte.

Mehr Betten, mehr Mitglieder

Die Zahl der verfügbaren Betten erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 6.173 auf 6.413. Die von den Schweizer Jugendherbergen eigenständig geführten 46 Betriebe erwirtschafteten einen Betriebsertrag von 23,6 Mio. Franken aus (+2,6% gegenüber Vorjahr). Die Zahl der Mitglieder stieg innerhalb eines Jahres um rund 10’000 auf 73’600.

Expo.02 trug stark zum guten Resultat bei

Ausschlaggebend für das positive Jahresergebnis 2002 war unter anderem die Expo.02 im Gebiet der drei Juraseen. Sie führte zu einer markanten Zunahme an Logiernächten im gesamten Einzugsgebiet der Ausstellung, wie es in der Mitteilung heisst. So fiel der stark benutzte “Expo-Sleeper” beim Bahnhof Neuenburg auf, wo vier Bahnwaggons für insgesamt 240 Gäste bereit standen.

Vielversprechend lief allerdings auch die Wintersaison 2002/2003 an. Über Weihnachten und Neujahr waren die Schweizer Jugendherbergen praktisch ausgebucht. Allein im Dezember lag die Zahl der Logiernächte um rund 15% über dem Budget.

Investitionen von St. Moritz bis Zermatt

Für das laufende Jahr rechnet die Vereinigung der Jugendherbergen mit Investitionen von rund 32 Mio. Franken. Mit diesem Geld sollen bestehende Einrichtungen erneuert oder erweitert werden, unter anderem in Zürich, Zermatt oder St. Moritz.

Es geht auch ohne Schlafsack

Das Komfortniveau der Jugendherbergen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Man muss heute keine eigenen Schlafsack mehr mitnehmen. Die Bettwäsche wird gratis abgegeben, und in manchen Herbergen lässt es sich sogar “nordisch” schlafen. Ausserdem gibt es in jedem Haus Abendessen; in einigen offeriert man auch Mittags-Lunches oder Lunchpakete.

Alters- und Abendbegrenzung ist weggefallen

Da die Kundschaft oft mitaltert, kennen die “Jugendherbergen” heute keine Altersbeschränkungen mehr. Oft genug nutzen auch ganze Familien das Angebot. Dasselbe gilt für den abendlichen Türschluss, der ebenfalls meist weggefallen ist.

Preislich sind heute Richtpreise von 10 bis 40 Franken pro Person die Regel (inklusive Frühstück). Es gibt Herbergen, die eher für Familien ausgerichtet sind, City- oder Romantik-Jugis, oder Sport- und Freizeithäuser. Auch können Bikes gemietet oder Seminare gebucht werden.

Dank Konjunkturflaute, so Geschäftsleiter Gmür vor der Presse, dürften auch zahlreiche Familien von den klassischen Hotels auf die preisgünstigere Jugendherberge-Variante umgestiegen sein.

swissinfo mit Agenturen

Schweizer Jugendherbergen 2002:
Anzahl: 63, davon 46 eigenständig geführt
Logiernächte: 875’244 (+0.8%)
Umsatz: 27,05 Mio. Fr. (+4,2%)
Mitglieder: 73’598
Ertrag pro Bett: 5276 Fr. (1993 2459 Fr.)

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft