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Erfolgreiche UNIA in schwierigem Umfeld

Zufriedener Kopräsident Vasco Pedrina nach einem Jahr UNIA. Keystone

Die Schweizer Grossgewerkschaft UNIA sieht sich als Gegengewicht zu einem nach rechts gerutschten Bundesrat und zu einer masslosen Managerkaste.

Ein Jahr nach ihrer Gründung hat sie am Donnerstag eine positive Bilanz gezogen. Als Belege dafür nannte sie stabile Mitgliederzahlen, Erfolge bei den GAV-Verhandlungen und auf politischer Ebene.

Trotz dieses schwierigen Umfeldes habe die UNIA 2005 die «verschärften Arbeitgeberangriffe» abgewehrt, erklärte Kopräsident Vasco Pedrina an der Jahresmedienkonferenz.

Die UNIA war im Oktober 2004 aus einem Zusammenschluss der Gewerkschaften Bau und Industrie (GBI), Schweizerischer Metall- und Uhrenarbeiterverband (SMUV) und Verkauf, Handel, Transport, Lebensmittel (VHTL) hervorgegangen.

Erfolge hat sie laut Pedrina vor allem durch den politischen Druck vor der Abstimmung über die Ausweitung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Länder und dank der mobilisierten Basis erzielt.

Co-Präsident Renzo Ambrosetti erklärte weiter, die UNIA sei mehr als die Summe ihrer Vorgängerinnen. Mit 200’000 Mitgliedern sei der Bestand – anders als sonst bei Fusionen üblich – stabil geblieben.

Die Rekrutierung bei den Dienstleistungsberufen laufe, bis Ende November seien 1500 Neumitglieder aus dem Dienstleistungs-Sektor zur UNIA gestossen.

9 Millionen Verlust

Das Startjahr war für die Gewerkschaft aber auch teuer. Sie muss 2005 einen Verlust von 9 Mio. Franken hinnehmen, wie die beiden Präsidenten Mitte Dezember sagten. Der Verlust ist durch die Fusionskosten und durch das für die Gewerkschaft intensive Jahr begründet.

Bis 2008 will die UNIA Haushalt und Strukturen konsolidieren. Bis dann soll auch der Abbau von 45 auf 200 Stellen im Zentralsekretariat abgeschlossen sein – sozialverträglich, wie Ambrosetti sagte.

AHV-Initiative steht

Die Gewerkschaft sei als politische Kraft etabliert, bilanzierte Rita Schiavi von der UNIA-Geschäftsleitung. Griffige flankierende Massnahmen gegen Lohndumping seien im Zusammenhang mit der Ausdehnung der Personenfreizügigkeit eingeführt worden. Die UNIA werde die Umsetzung der Massnahmen genau beobachten.

Die 100’000 Unterschriften der Initiative für ein AHV-Rentenalter ab 62 des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) seien innert eines halben Jahres gesammelt worden. Sie würden Anfang 2006 eingereicht, informierte Schiavi weiter.

Als Erfolg wertete Schiavi die Niederlage beim Referendum gegen das veränderte Arbeitsgesetz. Das knappe Resultat in der Abstimmung vom 27. November habe direkt zur Ablehnung der Ständeratsmotion für die generelle Ausweitung der Sonntagsarbeit geführt.

Befürchtungen der Patrons unbegründet

Für die Arbeitgeber hat sich mit der Gründung der Unia wenig geändert. «Die alten Gewohnheiten wurden beibehalten», sagte Arbeitgeberverbands-Direktor Peter Hasler.

Letztlich sei der Zusammenschluss der Gewerkschaften zur UNIA organisatorischer Natur. Anfängliche Befürchtungen, wonach die neue Grossgewerkschaft vermehrt zu Kampfmassnahmen greifen werde, hätten sich als unbegründet erwiesen, so Hasler.

Dass die «alten Kulturen» weitergelebt würden, sei positiv: «So können Probleme branchenspezifisch angegangen werden.»

swissinfo und Agenturen

Die UNIA wurde im Oktober 2004 aus einem Zusammenschluss der Gewerkschaften Bau und Industrie (GBI), Schweizerischer Metall- und Uhrenarbeiterverband (SMUV), Verkauf, Handel, Transport, Lebensmittel (VHTL), Dienstleistung unia und der Genfer Gewerkschaft im Tertiärsektor actions gegründet.

Mit rund 200’000 Mitgliedern und 1000 Mitarbeitenden ist sie die grösste Gewerkschaft der Schweiz.

Die UNIA handelt rund 500 Gesamtarbeitsverträge (GAV) in über 80 Branchen aus. Unter die GAV fallen rund eine Million Beschäftigte. Zudem führt sie die grösste Arbeitslosenkasse der Schweiz.

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