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Erklärt: Wie sich Börseneinbrüche auf die Schweiz auswirken 

Ein zerknirscht aussehender Börsenmakler telefoniert vor einem tief negativen Chart auf einer Anzeigetafel.
Könnte die Nervosität an der Börse ein Symptom für tiefer liegende Probleme sein? (Archivbild) AP Photo / Bernd Kammerer

Bei den Schweizer Exportfirmen läuten die Alarmglocken, denn sie stehen vor einem altbekannten Problem: der Aufwertung des Schweizer Frankens.

Der starke Franken ist für Unternehmen, die ihre Produkte weltweit verkaufen, ein immer wiederkehrendes Thema.

Wenn sich die globale Wirtschaftslage verschlechtert, fliesst das Geld der Anleger:innen in den Franken, der in turbulenten Zeiten als «sicherer Hafen» dient.

Die aktuellen Bedingungen scheinen reif für eine weitere Aufwertung der Schweizer Währung. Die Feindseligkeiten in der Ukraine gehen weiter, und im Nahen Osten droht eine Eskalation.

In der Zwischenzeit werden die Volkswirtschaften mehrerer Länder, darunter auch die der Vereinigten Staaten, weiterhin von der Inflation heimgesucht.

Die Ungewissheit hat sich auf die weltweiten Aktienmärkte ausgewirkt und die Nervosität der Anleger:innen wächst.

SWI swissinfo.ch beleuchtet die jüngste Krise und zeigt, welche Massnahmen die Schweiz ergreifen könnte, um die unerwünschten Folgen zu mildern.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Am vergangenen Montag stürzte der japanische Aktienindex Topix um 12% ab. Es war der schlimmste Tagesverlust seit 1987, und er erfolgte, nachdem die Bank of Japan die Zinssätze erhöht hatte.

Ein Teil der Verluste wurde am folgenden Tag mit einem Anstieg von 9% wieder wettgemacht, aber auch andere Aktienmärkte stürzten als Reaktion auf die japanische Nervosität ab.

Da die Zinssätze in Japan niedriger waren als in den meisten anderen Ländern, wurden einige Händler:innen ermutigt, Yen-Kredite aufzunehmen, um ihre Investitionen zu finanzieren.

Der unerwartete Zinsanstieg löste den so genannten Carry-Trade auf und zwang die Händlerinnen und Händler, ihre Vermögenswerte zu verkaufen, um die Kredite zurückzuzahlen.

Die Nervosität an den Märkten wurde durch enttäuschende Arbeitsmarktdaten in den USA noch verstärkt. Allerdings vertreten einige Wirtschaftsexpert:innen die Meinung, die Anleger:innen würden sich irrational verhalten.

«Der japanische Aktienmarkt verhält sich so anständig und rational wie jemand, der um zwei Uhr morgens auf einer Familienhochzeit den Hokey Cokey tanzt», sagte Paul Donovan, Chefvolkswirt von UBS Global Wealth Management.

Und er fügte hinzu: «Die Märkte scheinen von der realen Wirtschaft abgekoppelt zu sein.»

Was sind die Folgen für den Schweizer Franken

Zu Beginn des Jahres verlor der Franken gegenüber anderen Währungen wie dem Euro an Boden.

Am 24. Mai lagen der Franken und der Euro nahe an der Parität, wobei ein Euro 0,99 CHF kostete. Ende Juli lag der Wechselkurs bei 0,96 CHF.

Als die Weltmärkte am 5. August zusammenbrachen, war ein Euro nur noch 0,93 CHF wert. Ende Woche folgte eine kleine Erholung: Am Freitag notierte der Euro bei 0,94 Franken.

Eine plötzliche Aufwertung des Frankens ist der schlimmste Alptraum für die Schweizer Exportindustrie, erklärt Swissmem, die Lobbyorganisation der Schweizerischen Maschinenindustrie.

«Jede plötzliche, starke oder anhaltende Überbewertung des Schweizer Frankens gegenüber den Währungen unserer wichtigsten Konkurrenten schadet der Exportindustrie in der Schweiz und erhöht den Druck, ins Ausland zu verlagern», sagt Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher gegenüber SWI swissinfo.ch.

Die Swissmem-Unternehmen, die 330’000 Arbeitsplätze und 30% der Schweizer Warenexporte ausmachen, stehen bereits vor einem schwierigen Jahr.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2024 sind die Exporte um 8,5%, die Umsätze um 5,4% und die Auftragseingänge um 2,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen.

Jane Foley, Leiterin der Devisenstrategie bei der Rabobank, erwartet, dass sich der Franken-Euro-Kurs in den nächsten ein bis drei Monaten bei 0,95 CHF einpendeln wird.

Sie warnt jedoch davor, dass ein Aufflammen der Gewalt im Nahen Osten die Nachfrage nach dem Franken als sicherer Hafen erhöhen könnte.

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Könnte die Situation noch schlimmer werden?

Eine Reihe von potenziell gefährlichen Ereignissen auf der ganzen Welt macht es schwierig, vorherzusagen, wie sich die Weltwirtschaft für den Rest des Jahres entwickelt.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert derzeit für 2024 ein globales BIP-Wachstum von 3,2%, mit 2,6% in den USA, 5% in China, 0,9% in der Eurozone und 1,3% in der Schweiz.

Eine Eskalation der Gewalt in der Ukraine oder im Nahen Osten würde sich jedoch negativ auf das Wachstum auswirken und das Risiko eines weiteren Inflationsdrucks erhöhen.

Hinzu kommen der anhaltende Handelskrieg zwischen den USA und China, die anhaltende Staatsverschuldung einiger Länder und die Unsicherheit über die US-Präsidentschaftswahlen.

«Die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession hat sich weiter erhöht», stellte die Schweizer Wirtschaftsberatungsgruppe Wellershof & Partners Anfang der Woche in einem Vermerk fest.

Laut Rudolf Minsch, Chefökonom des Verbands der Schweizer Unternehmen, könnte die jüngste Schwankung am Aktienmarkt ein Symptom für tiefer liegende Probleme sein.

«Die direkten Auswirkungen der Aktienmarktentwicklung sind für die Schweizer Wirtschaft weniger wichtig, da die Schweizer Bevölkerung weniger in Finanzmärkte investiert als beispielsweise die US-Bürgerinnen und -Bürger», sagt er gegenüber SWI swissinfo.ch.

Es könnte aber auch eine Verlangsamung des Investitionsappetits und eine Flucht in die Sicherheit bedeuten. «Die weltweite Nachfrage nach Schweizer Produkten würde geschwächt, wenn die Menschen ihren Konsum einschränken. Sollte es in den USA zu einer Rezession kommen, würde die gesamte Weltwirtschaft, auch die Schweiz, darunter leiden.»

Was kann die Schweiz gegen diese Entwicklung ausrichten?

Die Schweizerische Nationalbank kann den Wert des Frankens durch ihre Geldpolitik verteidigen, besonders durch den Kauf grosser Mengen anderer Währungen. Ein Schritt, zu dem sie in der Vergangenheit bereits gegriffen hat.

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Die Swissmem-Mitgliederunternehmen setzen bereits Massnahmen zur Kostensenkung um und streben eine Expansion in wachstumsstarke Märkte wie Indien an.

Die Organisation begrüsst das kürzlich angekündigte Freihandelsabkommen mit Indien, sagt aber auch, dass es für die Schweiz nun entscheidend sei, rasch ein neues Abkommen mit der Europäischen Union abzuschliessen, um die zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu stabilisieren.

Dies ist jedoch keine leichte Aufgabe. Die Verhandlungen laufen bereits seit Jahren und wurden von der Schweiz irgendwann abgebrochen. Einflussreiche Stimmen in der Schweiz, darunter Gewerkschaften und rechtsgerichtete politische Gruppen, fordern Einwanderungskontrollen und den Schutz der Schweizer Arbeitnehmenden vor Lohndumping.

Wann die Schweiz und die EU in der Lage sein werden, sich auf ein Abkommen zu einigen, bleibt ungewiss.

Editiert von Mark Livingston, Übertragung aus dem Englischen: Marc Leutenegger

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