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Erste Schweizer Soldaten in Sumatra

Drei Puma-Transporthelikopter werden für das UNHCR in Aceh Hilfseinsätze fliegen. VBS

Am Sonntag sind neun Armeeangehörige in Medan nahe der indonesischen Provinz Aceh angekommen, wo sie die Schweizer Helikoptereinsätze vorbereiten.

Die Zahl der vermissten Schweizer in den Krisengebieten hat inzwischen von 400 auf 330 abgenommen.

Die neun Schweizer Militärs haben unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sumatra mit den Vorbereitungen des Einsatzes der drei Super-Puma-Helikopter begonnen. Die Transporthelikopter werden für das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) Hilfsflüge in der benachbarten Provinz Aceh durchführen.

Die indonesische Nordprovinz ist mit mehr als 100’000 Opfern das am stärksten von der Flutkatastrophe betroffene Krisengebiet. Am 26. Dezember hatte ein Tsunami nach einem Seebeben zahlreiche Küstenstriche Asiens verwüstet.

Erste Kontake herstellen

Erst werde abgeklärt, wo die Basis für die Helikopter eingerichtet werden könne, sagte Felix Endrich, Sprecher im Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).

Zudem werde der Kontakt zu den Partnern vor Ort aufgebaut. Die drei Helikopter selber werden an Bord eines Transportflugzeugs in den Norden Sumatras gebracht; die Maschine verliess Zuürich am Montag-Morgen Richtung Karachi; am Mittwoch werden die Helikopter in Sumatra erwartet.

Der Bundesrat hatte letzte Woche beschlossen, dem UNO-Flüchtlingshilfswerk die Maschinen der Schweizer Armee sowie 50 Armeeangehörige für Hilfseinsätze zur Verfügung zu stellen. Die Hilfsflüge mit den Schweizer Helikoptern sollen ab nächster Woche aufgenommen werden.

Noch Hoffnung

Für die gesuchten Schweizer in Südostasien gibt es doch noch Hoffnung: Das Schweizer Aussenministerium (EDA) gab bekannt, dass es Kontakt mit rund 70 bislang Vermissten hat herstellen können.

Demnach gibt es noch von 330 Schweizerinnen und Schweizern keine Nachricht. Von diesen gelten 95 Personen als vermisst. Die Zahl der identifizierten Schweizer Todesopfer blieb unverändert bei 23.

Mobilfunk-Netzbetreiber involviert

Das EDA hat bei der Suche nach Vermissten mittlerweile auch die Schweizer Mobilfunkunternehmen eingeschaltet. Diese sollen von ihren thailändischen Roaming-Partnern die Verkehrsdaten über Gespräche beschaffen, die im Zeitraum der Katastrophe von Schweizer Nummern aus geführt worden waren.

Die Gesamtzahl der Opfer der Tsunami-Katastrophe nach dem Seebeben in Asien hat sich Sonntag weiter erhöht: Laut Behördenangaben haben 150’640 Menschen ihr Leben verloren. Zehntausende werden aber noch vermisst.

Keine Verzögerung

Beim Wiederaufbau eines flutwellenversehrten Dorfes an der Westküste Thailands, den Aussenministerin Micheline Calmy-Rey bei ihrem Besuch von letzter Woche zugesagt hatte, hat das EDA schnelles Handeln angekündigt: Bis Dienstag soll feststehen, welches Dorf mit den versprochenen 2 Mio. Dollar wiederaufgebaut wird. Die Suche nach der geeigneten Siedlung läuft auf Hochtouren.

“Es eilt, die Leute hier brauchen schnelle Hilfe”, sagte Jean-Michel Jordan, Koordinator der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Südostasien, am Sonntag der Nachrichtenagentur sda telefonisch aus Thailand.

“Innerhalb der nächsten 48 Stunden” erwartete er eine Entscheidung darüber, welches Dorf wiederaufgebaut werden soll.

Auf Kritik reagiert

Am Samstag hatte der Schweizer Botschafter in Thailand, Hans-Peter Erismann, am Schweizer Radio DRS eingeräumt, dass bei der Krisenbewältigung Fehler passiert seien.

Er entschuldige sich für die Unzulänglichkeiten, sagte Erismann. Im Urteil des Botschafters hat das ganze Team der Vertretung alles in allem aber gut gearbeitet. In Ausnahmesituationen sei niemand vor Fehlern gefeit.

Berechtigt sei beispielsweise die Kritik, dass am Montag nach der Flutkatastrophe keine Schweizer Vertreter am Flughafen in Phuket die Landsleute betreut hätten. Richtig sei auch, dass auf dem Telefonanschluss der Schweizer Botschaft ein Tonband gelaufen sei. Nach dieser Ansage wäre aber eine Notfallnummer gekommen.

Schweizer Touristen, die in Thailand von der Flutwelle überrascht worden waren, haben sich teilweise über mangelnde Hilfestellungen durch die Schweizer Behörden und Reiseveranstalter vor Ort beklagt.

swissinfo und Agenturen

Die Nothilfeaktion in Asien ist das grösste humanitäre Engagement der Schweiz seit der Flüchtlingskrise im Kosovo.
Im Krisengebiet stehen zur Zeit rund 80 Schweizer Experten im Einsatz.
In Aceh werden zudem 50 Schweizer Militärs und drei Armeehelikopter im Hilfseinsatz stehen.
Von den 27 Mio. Franken des Bundes für Nothilfemassnahmen werden 2,5 Mio. für den Wiederaufbau eines zerstörten Fischerdorfes in Thailand verwendet.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes (DEZA) hat am Wochenende mit dem Wiederaufbau der Trinkwasser-Versorgung in Aceh begonnen.

Das Schweizerische Rote Kreuz stockte die Hilfe für Opfer der Flutkatastrophe in Indonesien, Sri Lanka und Indien von 1 auf 2,5 Mio. Franken auf.

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