Erster Durchschlag im Gotthard-Basistunnel
Die Arbeiter feierten den ersten Durchschlag. Vier Jahre nach dem Start in Bodio erreichte die erste Tunnelbohrmaschine die 13,5 Kilometer nördlich gelegene unterirdische Multifunktionsstelle von Faido.
Bis heute sind gut 64% des Gotthard-Basistunnels ausgebrochen. Die Inbetriebnahme des Tunnels ist für 2016 geplant.
Der symbolische Durchschlag in der Oströhre erfolgte um 12.09 Uhr mit der erwarteten Präzision: Die Abweichungen auf der Seite und in der Höhe betrugen bloss fünf respektive zwei Zentimeter. Bei einem Durchmesser der Tunnelröhre von zehn Metern ist diese Differenz mit den Augen kaum wahrnehmbar.
Peter Zbinden, CEO der AlpTransit Gotthard AG, lobte in seiner Festrede vor über 1000 Gästen denn auch die Präzision und die Qualität der geleisteten Arbeit.
Die Ingenieure hatten die Vorgabe erhalten, dass die Abweichung der Bohrmaschine auf 100 Meter Länge nicht mehr als 1,5 Millimeter betragen darf. «Dies stellte an die Vermesser Anforderungen wie an einen Schützen, der auf eine Entfernung von 2300 Metern ein Frankenstück treffen muss», sagte Zbinden.
Grösstes Umweltschutzprojekt
Er hob auch die verkehrspolitische Bedeutung des Tunnels der Neuen Alpentransversale (NEAT) hervor. Die neue Gotthardbahn diene der grösstmöglichen Verlagerung des Lastwagenverkehrs auf die Schiene. Damit sei sie auch das nachhaltigste Umweltschutzprojekt der Schweiz.
An die Adresse der Politik sagte Zbinden, nur mit dem Zimmerberg- und dem in Bau befindlichen Ceneri-Basistunnel werde die neue Verbindung zur durchgehenden Flachbahn mit allen ökonomischen und ökologischen Vorteilen. Er hoffe, dass das Parlament sich zu einer baldigen Realisierung des Zimmerberg-Tunnels entschliesse.
Technischer Fortschritt
Aufschlussreich ist ein historischer Vergleich: Beim Durchschlag im alten Gotthard-Tunnel am 29. Februar 1880 stellte man eine seitliche Abweichung von 33 Zentimetern fest, in der Höhe mass man eine Differenz von 5 Zentimetern.
Damals waren die Mineure rund 5,5 Meter pro Tag vorgerückt. Beim Abschnitt Bodio/Faido, der ungefähr gleich lang ist wie der alte Gotthard-Tunnel, konnte die tägliche Vortriebsleistung nun um den Faktor fünf auf 24,2 Meter gesteigert werden. Im Dezember 2005 stellte die Bohrmaschine in der Oströhre mit einer Tagesleistung von 38 Metern einen Rekord auf.
Mehr
Neat
Weströhre braucht noch anderthalb Monate
Bis sich die Mineure aus Faido und Bodio auch in der Weströhre die Hand reichen können, wird es voraussichtlich noch rund anderthalb Monate dauern. Die zweite in Bodio gestartete Tunnelbohrmaschine hat
noch 600 Meter Fels vor sich.
Mit der Ankunft in Faido haben die beiden 400 Meter langen und über 3000 Tonnen schweren «Maulwürfe» aber erst ein Etappenziel erreicht. In der Multifunktionsstelle werden die beiden Maschinen einer Revision unterzogen, ehe sie den 10 bis 12 Kilometer langen Abschnitt zwischen Faido und Sedrun in Angriff nehmen.
Interessierte haben am 16. September am «Tag der offenen Baustelle» die einmalige Gelegenheit, den Bohrkopf der Tunnelbohrmaschine zu besichtigen.
Von den insgesamt 153,5 Kilometern Tunnel, Schächten und Stollen des Gotthard-Basistunnels sind mittlerweile knapp zwei Drittel ausgebrochen. Auf allen Baustellen am Gotthard sind rund 2200 Mineure aus mehreren Ländern im Einsatz. Die Inbetriebnahme des Tunnels ist für 2016 geplant.
swissinfo und Agenturen
Die Neue Alpentransversale (NEAT) ist ein Schlüsselwerk der schweizerischen Verkehrspolitik, deren Ziel es ist, einen Grossteil des Warentransportes von der Strasse auf die Schiene zu verlagern.
Im Jahr 2007 wird der Lötschberg-Basistunnels eröffnet.
Ziel des Verkehrsverlagerungs-Gesetzes von 2001 ist es bis ins Jahr 2009, alpenquerenden Transitverkehr auf 650’000 Lastwagen jährlich zu beschränken.
2005 durchquerten 1,204 Mio. Lastwagen die Schweiz.
Im Mittel rückten die Mineure täglich 24,2 Meter vor.
Beim Bau des ersten Gotthard-Tunnels zwischen 1872 und 1880 waren es lediglich 5,5 Meter pro Tag.
Der neue Tunnel mit einer Länge von 57 Kilometern wird voraussichtlich 2016 eröffnet.
Der Tunnel wird die Dauer der Bahnfahrt Zürich-Mailand von 3 Stunden 40 Minuten auf 2 Stunden 40 Minuten reduzieren.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch