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Euro 08-Gaststadt: Basel zwischen Kultur und Industrie

Das berühmte rote Rathaus am Basler Marktplatz. Keystone

Basel hat nicht nur das grösste Stadion der Schweiz, die Stadt liegt auch und vor allem an einem Schnittpunkt dreier Länder. Ansichten zu einer Kulturstadt, wo Chemie und Pharmaunternehmen herrschen - oder auch umgekehrt.

Fährt man vom Süden her nach Basel, stechen einem als Erstes die Industriequartiere ins Auge. Die Firmennamen auf den Gebäuden sind auf der ganzen Welt bekannt – Roche, Novartis, Ciba, Syngenta.

Man kann auch auf dem Rhein anreisen, dann hat man bei der Einfahrt eher den Eindruck einer Hafenstadt, mit all den Docks und Containerreihen.

Basel hat sich auf dem Fluss entwickelt und ist deshalb für die Schweiz schnell der wichtigste Zugang zum Meer geworden: Der Rheinhafen ist der Heimathafen der Schweizer Seeschifffahrt.

Denn vergessen wir nicht, auch wenn nicht Eingeweihte vielleicht lachen: Es gibt in der Tat Schweizer Handelsschiffe auf den Weltmeeren.

«Dreiländereck»

Links Frankreich, rechts Deutschland. Und unter uns Schweizer Boden. Das ist das «Dreiländereck», das der Rhein, je nach Standpunkt, trennt oder verbindet.

«Basel hat den Vorteil, dass es in einem europäischen Dreieck liegt, diese Idee gefällt mir gut», meint der Romanischbündner Chasper Pult, für den Globalisierung und Respektierung der Minderheiten kein Widerspruch sind, sondern sich ergänzen.

«Ich habe meine Kindheit im Unterengadin verbracht und von dort aus die Berge gesehen, die Italien, Österreich und die Schweiz gemeinsam haben: die Dreiländer-Spitzen.»

Auch der Neuenburger Ethnologe Jacques Hainard betont diesen «Zusammenfluss»: «Deutschland, Frankreich und der Jura liegen vor unserer Türe. In Basel gibt es historische Beziehungen, die man zu nutzen weiss.»

Eine klare Folge dieser Lage ist der «Euro-Airport», den drei Länder nutzen. Zwei davon, Frankreich und die Schweiz, führen ihn gemeinsam.

Es gibt noch eine weitere, etwas abstraktere Folge: «Man ist offen für andere Kulturen, was sich namentlich bei den Sprachen zeigt», stellt Hainard fest und fährt fort: «Das führt zur seltsamen Situation, dass Basel heute der Frankophonie näher steht als Zürich, wo man neben Deutsch vor allem Englisch oder Spanisch spricht und fast kein Französisch mehr.»

Gesunder Humor

«Ich mag die Menschen in Basel, auch ihren Humor», so Emil Steinberger. Der Kabarettist aus Luzern weiss, wovon er spricht, wenn es um Humor geht. «Die Leute sind sehr offen, sie reden gerne und sind fröhlich.»

Basel ist eine Stadt, deren Einwohnerinnen und Einwohner, eine gewisse «Leichtigkeit» haben, die man in der übrigen Deutschschweiz nicht oft antrifft.

«Basel und die Fasnacht! Die Leute amüsieren sich, können sich gehen lassen», stellt Steve Lee, der Sänger der Rockband Gotthard, fest. Und betont weiter den «Kontrast, den das gibt, zusammen mit den Chemie- und Pharma-Multis. Und das ist dann in Anbetracht ihrer Geschäfte etwas sehr Ernsthaftes!»

Pult sieht in der Basler Fasnacht im Übrigen auch die Echtheit der Stadt und ihrer Menschen: «Auch wenn Touristen zu Tausenden kommen, ändert das nichts. Die Fasnacht gehört Basel, und nur Basel!»

Kultur mit grossem K

Lee spricht auch vom Kontrast zwischen dem alten, malerischen Basel und der modernen Stadt, die «die Nase im Wind hat».

Denn Basel stellt sich der Moderne, mit neuster Architektur und zeitgenössischer Kunst (die Art’Basel ist in der ganzen Welt bekannt), aber ihre Ausstrahlung kommt seit Jahrhunderten von ihrer Kultur. Die Universität, 1460 gegründet und damit die älteste der Schweiz, war eine bekannte Wirkungsstätte in der Renaissance.

«Natürlich gibt es in Basel keinen See, aber es gibt den Rhein mit seinem wunderschönen Ufer», meint Emil voller Poesie und schliesst: «Für mich ist Basel eine sehr schöne und kulturell sehr lebhafte Stadt.»

Und Pult ergänzt: «Basel ist eine reiche Stadt und hat deshalb immer genug Geld für die Kultur. Aber sie zeigt auch eine wirkliche Liebe zur Kultur. In ihren Museen ist dank dem Mäzenatentum ein grosser Reichtum zu finden, denken wir nur an die Fondation Beyeler. Aber auch das von Mario Botta gebaute Tinguely-Museum profitierte von privaten Geldern. Das ist im Vergleich zu anderen Städten aussergewöhnlich.»

Selbstsicher

«Basel ist eine selbstsichere Stadt. Hier sind Geschichte, Kultur, Klassik und Moderne, aber auch die grosse Wirtschaft zu finden», fasst Hainard zusammen. «Die Stadt ist gut eingebettet in Geschichte und Kultur und zeigt gleichzeitig Fantasie in Forschung und Kultur. Die Basler wissen, was sie tun.»

Trotzdem hat Basel auch eine ganz pragmatische Seite, wie Pult erwähnt: «Man sieht keine direkte Beziehung zwischen Basel und den Romanischbündnern. Und trotzdem gibt es eine direkte Zugsverbindung von Basel nach Chur. So dass manchmal ein junger Bündner beschliesst, in Basel zu studieren, um nicht in Zürich aussteigen zu müssen!»

swissinfo, Bernard Léchot, Luigi Jorio und Marc-André Miserez
(Übertragen aus dem Französischen: Charlotte Egger)

Basel liegt am Rhein, im Norden der Schweiz. Als Grenzstadt liegt sie am Schnittpunkt zwischen der Schweiz, Deutschland und Frankreich.

Sie gehört zur Deutschschweiz und zählt rund 187’000 Einwohner. In der trinationalen Agglomeration leben sogar 1 Million Menschen.

Interessanterweise ist die Stadt am Rheinknie seit langem nicht nur kulturell, sondern gleichzeitig auch industriell ausgerichtet: Die grossen Pharma- und Chemieindustrien bilden den Grundstock der Basler Wirtschaft.

Sie ist auch ein wichtiger Ort für die Biowissenschaft und damit eine Verbindung zwischen dem Schweizer Standort und dem trinationalen «Bio-Valley» zwischen Basel und Strassburg.

Der neue St. Jakob-Park in Basel, Sitz des FC Basel, wurde 2001 eingeweiht. 2005 wurde er ausgebaut, so dass er heute 42’500 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bietet. Damit ist er das grösste Stadion der Schweiz.

3 Gruppenspiele der Euro 2008 finden hier statt:
– Schweiz-Tschechien (Samstag, 7. Juni, 18.00 Uhr)
– Schweiz- Türkei (Mittwoch, 11. Juni, 20.45 Uhr)
– Schweiz-Portugal (Sonntag, 15. Juni, 20.45 Uhr)

Ausserdem werden in Basel zwei Viertelfinalspiele ausgetragen, am 19. und 21. Juni, je um 20.45 Uhr.

Im Stadtzentrum wird es eine «Fanmeile» geben (vom deutschen Badischen Bahnhof bis zum SBB-Bahnhof), darin zwei «UEFA-Fanzonen». Eine weitere «Fanzone» wird in der Gemeinde Liestal eingerichtet.

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