Eveline Widmer-Schlumpf Schweizerin des Jahres 2008
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf ist Schweizerin des Jahres 2008. In der TV-Show "SwissAward - Die Millionengala" im Zürcher Hallenstadion erhielt sie am Samstagabend sage und schreibe 70% der Stimmen des Fernsehpublikums.
Vor einem Jahr hätte sie nicht für möglich gehalten, was sie hier erlebe, sagte Eveline Widmer-Schlumpf bei der Entgegennahme der Auszeichnung «Schweizerin des Jahres».
Soeben war sie von 69,6% der teilnehmenden Fernsehzuschauer zur «Schweizerin des Jahres 2008» gewählt worden.
Dies ist eine Traumquote, die in den sechs vorausgegangenen Austragungen dieses Wettbewerbs niemand auch nur annähernd erreicht hat.
Es sei «ein Preis für alle miteinander», betonte die Gewinnerin.
Sie werde sich bemühen, auch 2009 eine gute Schweizerin zu sein, sagte sie schmunzelnd.
Im Auge des Sturms
Widmer-Schlumpf war während des letzten Jahres mitten im Zentrum eines der grössten politischen Stürme der Schweiz gestanden.
Nachdem das Parlament Widmer-Schlumpf an Stelle des amtierenden Bundesrats Christoph Blocher in die Regierung gewählt hatte, wurde sie von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) verstossen und wechselte daraufhin mit anderen in die neu gegründete Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP).
Ihr Name wird nun neben jenen der sechs bisherigen Schweizer und Schweizerinnen des Jahres in den Gedenkstein auf der Älggi-Alp im Kanton Obwalden, dem geografischen Mittelpunkt der Schweiz, eingemeisselt.
Ihre Vorgänger sind Jörg Abderhalden, Köbi Kuhn, Peter Sauber, Lotti Latrous, Roger Federer und Beat Richner.
An dem TV-Gala-Abend hatte die 53-jährige Bündnerin zuvor bereits den «SwissAward» in der Kategorie Politik erhalten. Sie betrachte dies als Beweis dafür, dass viele Leute im Land der Meinung seien, dass man Politik mit Respekt und Toleranz ausüben könne. Im Jahr 2008 habe sie «gelernt, auch auf die leisen Stimmen zu hören und nicht nur auf das Gebrüll».
Von den 18 von einer Jury nominierten Persönlichkeiten, die dem TV-Publikum zur Auswahl standen, kam Rad-Olympiasieger Fabian Cancellara auf den zweiten Platz. Sportler standen bei den bisherigen «SwissAward»-Wettbewerben stets hoch im Kurs.
Fünf «SwissAwards» verliehen
Vergeben wurden am Samstag auch die «SwissAwards 2008» in den Sparten Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Show. Mut, Innovation, Kreativität oder Eigenwilligkeit waren die Kriterien, nach denen die «SwissAward»-Gewinner von einer aus rund 100 Schweizer Persönlichkeiten bestehenden Jury ausgewählt wurden.
Der «SwissAward» in der Kategorie Wirtschaft ging an Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth. Er wurde ausgezeichnet «für sein weitsichtiges und überlegtes Handeln während der weltweiten Finanzkrise».
In der Sparte Kultur konnte das Basler Stararchitekten-Duo Jacques Herzog und Pierre de Meuron die Auszeichnung entgegen nehmen für die Realisierung des Olympiastadions in Peking. Bereits 2002 hatten die beiden den «SwissAward» in der Sparte Kultur erhalten.
In der Kategorie Show ging der Preis an Philippe Chappuis alias ZEP für seinen internationalen Erfolg als Comiczeichner. Er ist bekannt für seine Serien Titeuf und Tchô und das dazugehörende Comic-Magazin.
Für unermüdliche Schaffenskraft
Der «SwissAward» in der Sparte Gesellschaft ging an den 82-jährigen Tessiner Ingenieur Giovanni Lombardi «für seine unermüdliche Schaffenskraft». Zurzeit plant er einen 40 Kilometer langen Eisenbahntunnel unter dem Meeresspiegel zwischen Spanien und Marokko.
Der zum zweiten Mal verliehene «LifetimeAward» ging an den 100-jährigen Kunstmaler Hans Erni für sein Lebenswerk. Er konnte die Auszeichnung von alt Bundesrat Adolf Ogi entgegen nehmen.
swissinfo und Agenturen
Den «SwissAward» erhalten Menschen, die durch Mut, Innovation, Kreativität und Eigenwilligkeit auf sich aufmerksam gemacht haben. Es gibt ihn seit 2002.
Das Publikum der drei nationalen Fernsehkanäle wählt den «Schweizer des Jahres» aus, nicht aber die «Awards» in den Unterkategorien. Zur Wahl stehen 18 von einer Jury gewählte Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft, Showbusiness, Sport und Gesellschaft.
«SwissAward» wird vom Deutschschweizer Fernsehen SF organisiert, in Zusammenarbeit mit Swisslos (Interkantonale Landeslotterie) und den Zeitungen Blick, Schweizer Illustrierte, L’Illustré, Il Caffè sowie Schweizer Radio DRS.
Die 53-jährige dreifache Mutter ist die Tochter des ehemaligen Bundesrats Leon Schlumpf.
Die Juristin war seit 1998 für die Schweizerische Volkspartei (SVP) in der Regierung des Kantons Graubünden, wo sie die Finanzdirektion leitete.
Im Dezember 2008 wurde sie vom Parlament in die Landesregierung gewählt – an Stelle des Justizministers Christoph Blocher.
In der Folge kam es zum Zerwürfnis mit der SVP. Im Lauf des Jahres 2008 entstand in verschiedenen Kantonen und schliesslich schweizweit eine neue Partei: die Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP).
Widmer-Schlumpf ist nach dem Rücktritt von Samuel Schmid die einzige Vertreterin der BDP im Bundesrat.
Schweizerin des Jahres 2008: Eveline Widmer-Schlumpf
Kategorie Kultur: Herzog & de Meuron
Kategorie Wirtschaft: Jean-Pierre Roth
Kategorie Show: Philippe Chappuis
Kategorie Gesellschaft: Giovanni Lombardi
Kategorie Politik: Eveline Widmer-Schlumpf
«LifetimeAward»: Hans Erni
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