Familien unterstützen und Gewinn einfahren
Familien-freundliche Unternehmens-Politik zahlt sich aus. Zu diesem Schluss kommt eine Kosten-Nutzen-Analyse bei 20 Unternehmen.
Die Massnahmen bringen laut Studie eine achtprozentige Rendite der Investitionen. Bundesrat Joseph Deiss forderte ein Umdenken.
«Die Studie, die wir vorstellen, will die betriebswirtschaftlichen Vorteile einer familien-freundlichen Unternehmens-Politik aufzeigen», sagte Bundesrat Deiss. Sie solle aber auch die Diskussion neu anregen und der Umsetzung der entsprechenden Massnahmen neuen Schwung verleihen, so Deiss weiter.
Der Bundesrat erachte die Verbesserung der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie als politische Priorität der Schweiz, sagte der Volkswirtschaftsminister bei der Vorstellung der Studie.
Denkschemata verändern
Er hoffe, dass mittelfristig familien-freundliche Massnahmen im Unternehmen nicht mehr als Sozialmassnahmen, feministische Forderungen oder «eventuell mal umzusetzen» abgestempelt würden.
Sie müssten mit Etiketten versehen werden wie «Verbesserung der Ergebnisse des Unternehmens» und «aktuelle Bedürfnisse zahlreicher Angestellter – der Mütter und Väter».
Deiss sagte als Fazit: «Die Studie muss dazu beitragen, die Verantwortlichen in den Unternehmen zu überzeugen, dass eine solche Politik im Sinne der Angestellten und der Arbeitgeber liegt». Er hoffe, dass gewisse Denkschemata verändert würden.
8 Prozent Rendite
Die von der Basler Firma Prognos erarbeitete Studie zeigt, dass sich familien-freundliche Massnahmen für Unternehmen grundsätzlich auszahlen. In einer Modellrechnung wird aufgezeigt, dass die unmittelbaren positiven Effekte einer familien-freundlichen Personalpolitik die Kosten übersteigen.
Als Massnahmen aufgelistet werden beispielsweise ein verlängerter Mutterschafts-Urlaub, ein Vaterschafts-Urlaub oder Telearbeitsplätze, die den Eltern durch den Wegfall der Wegzeiten höhere Flexibilität und Zeitersparnisse bringen.
Durch die häufigere Rückkehr der Mütter nach dem Mutterschafts-Urlaub in den Betrieb, die Ermöglichung von höheren Pensen beim Wiedereinstieg und qualifizierten Berufslaufbahnen trotz familiärer Aufgaben lässt sich für die Unternehmen ein Sparpotenzial realisieren, das bereits deutlich über den notwendigen Aufwendungen für eine familien-orientierte Personalpolitik liegt, wie es in der Studie heisst.
Kosten tiefer als geschätzt
Ein weiterer Vorteil einer familien-freundlichen Personalpolitik liege aber auch in der Steigerung der Attraktivität des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt. Positiv hervorgeben werden zudem die Steigerung von Motivation, Loyalität, Zufriedenheit und Einsatzbereitschaft.
Weiter wird darauf verwiesen, dass viele Unternehmen die Kosten für familien-freundliche Massnahmen höher einschätzten als sie effektiv seien.
Für ein Unternehmen mit 1500 Beschäftigten stellten jährliche Kosten von weniger als 250’000 Franken ein vergleichsweise kostengünstiges Personalprogramm dar.
Deiss bezeichnete es zudem als wünschenswert, die spezialisierte Beratung in diesem Bereich voranzutreiben.
Die Kosten-Nutzen-Analyse familien-freundlicher Massnahmen basiert auf Daten von 20 Unternehmen aus der ganzen Schweiz. Initiiert wurde die Studie vom Migros-Kulturprozent, mitgetragen wurde sie vom Basler Pharmakonzern Novartis, der Migros, der Schweizerischen Post und der Raiffeisen-Gruppe.
swissinfo und Agenturen
Die Studie «Betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen- Analyse familien-freundlicher Unternehmens-Politik» wurde von der Basler Prognos durchgeführt.
Sie basiert auf Daten von 20 Unternehmen aus der Schweiz.
Initiiert wurde sie vom Migros-Kulturprozent.
Novartis, Migros, Schweizer Post und Raiffeisen-Gruppe haben sie mitgetragen.
Familien-freundliches Unternehmertum bringt 8% Rendite. Eine ähnliche Studie in Deutschland kam auf 25%.
Für ein Unternehmen mit 1500 Beschäftigten ergeben sich jährliche Kosten von weniger als 250’000 Franken.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch