Föderalismus bis zum Tellerrand
Die Schweizer Bevölkerung unterscheidet sich in den Sprachregionen auch in der Art und Weise, wie sie sich ernährt, erklärt eine Umfrage.
Anders als die Tessiner nehmen sich West- und Deutschschweizer weniger Zeit, um abends zu kochen. Ausserdem essen sie eintöniger.
Das Abendessen muss schnell zubereitet und nicht besonders abwechslungsreich sein: Deshalb bevorzugen laut einer repräsentativen Umfrage die Deutschschweizer eine kalte Platte. Während die Romands und Tessiner eine warme Suppe vorziehen.
51% der Deutschschweizer und 52% der Westschweizer wollen ihr Mahl innert 20 Minuten auf dem Tisch haben. Bei den Tessinern lässt sich nur ein Drittel dazu drängen. 43% von ihnen nehmen bis zu 40 Minuten Vorbereitungszeit in Kauf.
Dies zeigt eine am Montag in Zürich präsentierte Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut Link im Auftrag der Firma Knorr durchgeführt wurde. Knorr ist eine bekannte Marke für Fertigspeisen und seit Ende des 19h. Jahrhunderts in der Schweiz präsent.
1949 brachte Knorr in der Schweiz die erste Beutelsuppe der Welt auf den Markt. 1952 führte Knorr die Aromat Streuwürze ein, die auch heute noch aus vielen Schweizer Küchen nicht wegzudenken ist. Seit dem Jahr 2000 ist Knorr Teil des Konsum- und Nahrungsmultis Unilever.
Lateinische Schweiz: Ausgiebig, variantenreich
Unter den Sprachregionen gibt es auch menümässig Unterschiede: So komme in der West- und Südschweiz zum Nachtessen häufiger eine Gemüsesuppe auf den Tisch, während die Deutschschweizer eher «eine kalte Platte» mit Fleisch und Wurst vorzögen, sagte Christof Buri von Link.
In der lateinischen Schweiz wird auch ausgiebiger und variantenreicher gegessen. Dreigang-Menus mit Vorspeise und Dessert sind laut Buri dort verbreiteter. Tessiner und Romands ässen auch mehr Poulet und Fleisch. In der Südschweiz schlagen erwartungsgemäss Spaghetti und Risotto obenauf.
Ist besser auch gesünder?
Ob sich Tessiner und Romands deswegen auch gesünder ernähren, kann die Studie nicht abschliessend klären. Gemäss Buri wurden weder die gegessenen Mengen noch die Getränke zum Abendessen erhoben.
Die «Nationalspeisen» Rösti, Raclette und Fondue werden in allen Landesteilen etwa gleich häufig konsumiert.
Fertiggerichte nicht im Trend
Obwohl das Abendessen rasch zubereitet werden muss, liegen Fertigmahlzeiten nicht im Trend: Nur 10% der Gerichte sind nach Angaben der Befragten fertig zubereitet oder stammten vom Take-Away-Laden.
Die Studie zeigt auch, wie in den Kochtöpfen der Schweizerinnen und Schweizer Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen:
So gibt eine Mehrheit an, dass sie gerne ihre Menüs variieren würde. Dazu fehlten ihnen aber die Zeit, die Ideen und die Risikobereitschaft.
Gesund essen: Ja, aber…
Ebenfalls häufig wurde auf dem Fragebogen angekreuzt, dass man auf gesunde Ernährung achte. Trotzdem esse aber ein Drittel der Befragten keine vitaminreichen Produkte, heisst es in der Umfrage weiter.
Die Resultate basieren auf einer Ende November 2005 in der ganzen Schweiz durchgeführten Umfrage. Die Frage «Was kommt heute Abend auf den Tisch?» wurde in 11’095 Haushalten gestellt. 4819 Fragebogen oder 43% wurden beantwortet zurückgesandt.
swissinfo und Agenturen
Etwas mehr als die Hälfte aller befragten Deutsch- und Westschweizer geben an, weniger als 20 Minuten für die Vorbereitung des Abendessens zu brauchen.
Im Tessin sind es nur 34%. 43% hingegen brauchen bis 40 Minuten Zeit fürs Kochen am Abend.
Nur 8% konsumieren Fertiggerichte, nur 2% Take-Away-Gerichte.
Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungs-Institut Link am 30. November 2005 durchgeführt.
Die Stichprobe umfasste 11’095 Haushalte.
Die Rücklaufquote betrug über 40%.
Auftraggeber ist die Firma Knorr. Sie produziert Fertigmahlzeiten und –suppen.
Knorr ist die grösste Marke des englisch-niederländischen Konsumgüter-Konzerns Unilever.
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