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Frankfurt schielt nach der Schweizer Börse

Die Deutsche und die Schweizer Börse sollten enger zusammenarbeiten, finden die Deutschen. Keystone

Der Chef der Deutschen Börse, Werner G. Seifert, gibt die Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit mit der Schweizer Börse SWX nicht auf.

In einem Zeitungsinterview sagte Seifert, der aus der Schweiz stammt und seit 1993 in Deutschland tätig ist, er hoffe, dass es bald zu Gesprächen kommen werde.

Seifert nahm zwar die Ausdrücke «Fusion» oder Übernahme» nicht in den Mund. Doch ist für ihn klar, dass der «Status quo» – der getrennte Auftritt der beiden Börsen – keine sinnvolle Alternative ist.

«Die Schweizer Börse SWX ist nicht unter Zeitdruck», sagte Seifert in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» . Doch müsse ein Unternehmen seinen strategischen Wert laufend überprüfen und verbessern.

«Diese Überlegung gilt auch für die SWX», sagt Seifert. Auch die Schweizer Börse suche nach Möglichkeiten, profilierter aufzutreten.

«Darauf gründet auch mein Optimismus, dass wir unsere Zusammenarbeit vertiefen werden», führt Seifert weiter aus.

Seifert hatte in den vergangenen Jahren einige Male versucht, die Deutsche Börse zu «erweitern». So mit einem erfolglosen Versuch einer Übernahme der Londoner Börse.

Einladung zu Zusammenarbeit

Seine Ausführungen machte Seifert, nachdem die Deutsche Börse der Schweizer SWX Gespräche über eine «intensive Zusammenarbeit» angeboten hatte.

Die Schweizer ihrerseits blieben unverbindlich in der Sache und liessen lediglich verlauten, man werde sämtliche Möglichkeiten prüfen.

Beobachter allerdings sind der Meinung, eine enge Zusammenarbeit oder eine Fusion der beiden Börsen würde durchaus Sinn machen.

«Ein Grund dafür ist, dass die Entwicklung in Europa zunehmend auf eine pan-europäische Börse hinausläuft», sagt Hilary Cook, Leiterin der Anlageberatung bei Barclays Stockbrokers in London, gegenüber swissinfo.

«Die Gründe warum jedes Land seine eigene Börse betreiben muss, werden zusehends uneinsichtiger», sagt Cook.

«Ich erwarte, dass es in zehn Jahren weniger Handelsplätze geben wird. Die Börsen werden sich auf diese Entwicklung einstellen müssen», sagt Cook und meint damit, dass Zusammenschlüsse unvermeidbar seien.

Unter Druck

Hilary Cook sagt weiter, dass sie die Ansicht von Werner Seifert nicht teile, dass die Schweizer SWX nicht unter Zeitdruck stehe.

«Ich denke, wir stellen in Europa einen Trend hin zu engerer Zusammenarbeit fest. Wenn man sich mit einem Partner nicht findet, versucht man es bei einem andern. So gesehen, stehen die Börsen schon unter Zeitdruck», findet Cook.

Jede künftige Kooperation zwischen den beiden Börsen würde die bereits bestehende erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Handelsplätze bei den Eurex Futures und im Derivathandel verstärken.

«Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit», unterstreicht Cook. Es gebe diese ja bereits und die gemeinsame Sprache würde dem Ganzen auch dienlich sein. Weiter gibt Cook zu bedenken, dass die beiden Börsen heute auf verschiedenen Handels-Plattformen tätig seien.

«Es wird eine interessante Herausforderung sein, um den künftigen Weg der beiden Börsen abzustecken.» Doch wenn die Zusammenarbeit nicht auf einer gemeinsamen Plattform basiere, dürfte es schwierig sein, den Nutzen einer Fusion zu erkennen, sagt Cook.

Kosten senken

Ein Vorteil einer Fusion wären die niedrigeren Kosten und ein stärkerer Auftritt am Markt.

«Was alle wollen, die an der Börse handeln, ist ein geordneter Handel, genügende Mittel, dann tiefe Kosten. Der wahre Grund für Grösse ist, dass damit die Kosten für die Einhaltung der Vorschriften tiefer gehalten werden können», sagt Cook weiter.

«Doch zurück zu einer möglichen Fusion der deutschen und der Schweizer Börse. Damit würde die drittgrösste Börse – nach London und Euronext – entstehen. Eine solche Börse würde in einer viel stärkeren Position arbeiten können.»

In einer Erklärung zur Avance der Deutschen Börse sagten die Verantwortlichen von «Swiss Exchange, SWX» Mitte Juli lediglich, die Vorschläge würden geprüft.

Neue Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit oder andere Arten einer finanziellen Integration würden unter dem Aspekt betrachtet, ob sie den Finanzplatz Schweiz generell stärken würden.

Weiter hiess es, dass die SWX aufgrund ihrer Position als an der Börse nicht-kotiertes, finanziell gesundes Unternehmen, darauf abziele, beim Konsolidierungsprozess unter den europäischen Börsen aktiv mitzumachen.

swissinfo, Robert Brooks
(Aus dem Englischen übertragen von Urs Maurer)

Die Deutsche und die Schweizer Börse arbeiten bereits bei «Eurex Futures» und im Derivathandel zusammen.
Eine Fusion würde zur drittgrössten Börse in Europa führen.

Das erste Angebot für eine verstärkte Zusammenarbeit machte die Deutsche Börse im Juli.

Bis jetzt hat die Schweizer Börse auf die Avancen nur unverbindlich reagiert.
Beobachter sind allerdings der Ansicht, eine engere Zusammenarbeit oder eine Fusion der beiden Börsen würde durchaus Sinn machen. Dies mit Blick auf den Konzentrationsprozess in Europa.

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